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Ihre Sprache ist der Tanz

Von Karin Schütze, 06. Oktober 2017, 11:55 Uhr

Als "Lala auf der Couch" hastete sie durchs Leben, als "Kleine Meerjungfrau" liebte sie vergebens. Ab 14. Oktober steht Andressa Miyazato im Tanzstück "Music for a While" im Linzer Musiktheater auf der Bühne. Was ihr Tanz bedeutet, hat die Brasilianerin den OÖN verraten.

In einer Probenpause im Café des Linzer Musiktheaters erzählt die Brasilianerin (36), warum sie nicht Fußballerin wurde, wie es ihr im winterlichen Deutschland ging und wie ein Tag im Leben einer Tänzerin in Linz aussieht.

Sie wollten wirklich Fußballspielerin werden?

Andressa Miyazato: Ja, als Teenager in der Schule. Fußball braucht viel Kraft und Energie, und ich war so energievoll. Aber dann hat mich der Tanz gefunden. Ich wollte zuerst beides machen, doch mein Ballettmeister hat gesagt: " Fußball ist zu gefährlich. Du hast viel Talent, aber du musst arbeiten, sonst schaffst du es nicht." Ich habe erst mit 15 Jahren mit Ballett angefangen, andere fangen mit fünf an. Aber Ballett war zu teuer für meine Familie.

Wie sind Sie zum Tanz gekommen?

Ich war in einer Tanzgruppe der Schule. Bei einem Schulwettbewerb ist der Ballettdirektor meiner Heimat in der Jury gesessen, er hat mich in seine Tanzcompagnie eingeladen. Meine erste Ballettklasse war eine Katastrophe, ich hatte noch nie Ballett gemacht, nur ein bisschen Jazz und freien Tanz. Aber ich habe gewusst, das ist es, was ich machen will. Also habe ich um sieben Uhr morgens vor dem Training trainiert. Es war schwierig, aber ich wollte es unbedingt. Mit 17 Jahren bin ich dann mit der Compagnie durch Argentinien getourt, durch Kuba, São Paulo…

Vor zehn Jahren sind Sie dann nach Darmstadt in das Ensemble von Mei Hong Lin gekommen. Wie haben Sie den Wechsel von Brasilien nach Deutschland erlebt?

Das war ein Schock. Es war Winter, ich war müde. Wir haben noch mehr gearbeitet als in São Paulo. Ich habe keine Zeit für Freunde gehabt, konnte weder Englisch noch Deutsch. Aber irgendwann habe ich mich neu orientiert. Eine große Entdeckung war, Zeit für mich zu haben. In São Paulo kannst du 24 Stunden machen, was du willst – Shopping, Fitness. In Darmstadt musste ich Zeit mit mir verbringen. Die Zusammenarbeit mit Mei Hong war wie eine Metamorphose. Durch das Tanztheater habe ich gelernt, mich mit mir selbst zu konfrontieren, mit meinen Ängsten und Erwartungen, um sie in Kunst zu verwandeln.

Wie sieht ein Tag einer Tänzerin am Landestheater aus?

Wir haben Training von zehn Uhr bis 11.30 Uhr, meistens Ballett, aber auch zeitgenössischer und moderner Tanz. Nach 20 Minuten Pause haben wir Probe bis 14 Uhr. Dann ist eine Stunde Pause, dann wieder Probe bis 17.45 Uhr. Vor der Premiere ist es anders: Wir arbeiten morgens, haben vier Stunden Pause und abends Bühnenprobe.

Hat man tagsüber frei, wenn abends Vorstellung ist?

Nicht unbedingt. Nach einer Vorstellung am nächsten Tag um zehn Uhr da zu sein, ist ein bisschen anstrengend. Aber man gewöhnt sich daran. Wir brauchen Ruhe für die Muskulatur, aber nicht zu viel.

Wie geht es Ihnen bisher mit Verletzungen?

Ich habe drei Knie-OPs gehabt – Meniskus. Das ist normal bei uns, aber ich habe auch angeborene Probleme. Und natürlich Rücken- und Schulterprobleme.

2013 waren Sie "Tänzerin des Jahres" im Jahrbuch Tanz. Jetzt sind Sie wieder nominiert. Von den "Freunden des Linzer Musiktheaters" haben Sie heuer zudem den Tanz-Preis erhalten.
Was bedeuten Ihnen diese Auszeichnungen?

Das ist schön! Man arbeitet nicht für Preise. Aber es ist schön. Ich habe so viele Probleme mit meinem Körper, dass ich nicht wie eine Ballerina tanzen kann. Viele Ballettmeister haben mir gesagt: "Lieber nicht, du kannst das nicht." Aber ich wollte unbedingt. Ich habe für mich entdeckt, dass Tanz mehr ist. Ich tanze, weil ich etwas sagen möchte. Ein Buch schreiben kann ich nicht, aber ich kann mit meinem Körper etwas ausdrücken. Diese Anerkennung zeigt mir, dass meine Art zu tanzen wirkt. Ich wollte schon aufhören, aber der Tanz-Preis war für mich ein Zeichen, noch ein bisschen weiterzumachen. Natürlich werde ich irgendwann diesen Rhythmus der Theaterarbeit nicht mehr machen. Doch ich möchte einen Weg finden, auf der Bühne zu sein, bis ich sterbe. Ich wollte Kulturmanagement machen und habe mir sogar ein Buch dazu gekauft. Aber ich kann nicht alles hinschmeißen. Ich möchte mich weiterentwickeln, auf der Bruckneruni Tanz studieren. Kunst ist ein endloser Prozess.

Verraten Sie etwas zum neuen Stück "Music for a While"?

Darf ich schon? Nur so viel, es wird sehr schön. Ich spiele eine Frau in einer mexikanische Legende, die alle fürchten, weil sie Visionen wecken kann. Mit Mei Hong zu arbeiten, ist nie langweilig. Wir sind eine ganz internationale, bunte Gruppe, wir lernen voneinander. Und es ist ein Geschenk, mit Christina Pluhar zu arbeiten. Du gehst von der Probe nach Hause mit viel Liebe in dir. Das finde ich wichtig, gerade in der heutigen Zeit. Liebe und Mitgefühl können alles ändern

*****

Premiere: „Music for a While“, die neue Arbeit von Tanzdirektorin Mei Hong Lin (links) in Kooperation mit Christina Pluhar (rechts) und dem Barockensemble L’Arpeggiata, hat am 14. Oktober am Linzer Musiktheater Premiere. Inspiriert von Henry Purcells gleichnamigem Lied erzählt das Stück in Episoden von Annäherung und Verführung, von Einsamkeit, Schmerz und Verlust, Lebensfeier und -krisen. Karten: 0800 218 000, www.landestheater-linz.a

Leben: Die Brasilianerin Andressa Miyazato begann ihre Laufbahn im „Balé de Rio Preto“. Nach Tourneen durch Nord- und Südamerika kam sie 2007/08 ans Staatstheater Darmstadt ins Ensemble von Mei Hong Lin, mit der sie 2013/14 ans Landestheater Linz wechselte. Sie begeisterte u. a. in „Blind Date“ (2014), „Der Nussknacker“ (2014), „Lala auf der Couch“ (2015), „Les Noces“ (2015), „Schwanensee“ (2015), als „Die kleine Meerjungfrau“ (2016) und in „Die Brautschminkerin“ (2017),

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