"Ich möchte ohne Helene Fischer essen"

Von Karin Schütze   14.Februar 2018

"Na, ich glaube, da haben Sie jetzt genug Stoff", sagt Fridolin Dallinger nach einer Stunde lächelnd. Ein Gespräch bei ihm daheim in Eferding spannt den Bogen vom Uraufführungszwang mancher Intendanten bis zur "akustischen Luftverschmutzung", die ihn "jedes Mal ärgert", weil er "ohne Helene Fischer essen" möchte.

Anlass des Besuchs in seinen gemütlichen vier Wänden: sein 85er. "Ein Halbrunder, das ist an sich nichts Besonderes. Aber es freut mich schon", blickt er dem Konzertreigen entgegen. Am 7. März gratuliert das Brucknerhaus mit einem Geburtstagskonzert, bei dem auch ein "Trio für 2 Flöten und Violine" uraufgeführt wird.

Niemals eindimensional

"Angefangen habe ich als heimlich komponierendes Kind." Bis sein Vater den 13-Jährigen entdeckte, der daraufhin bei Helmut Eder lernen durfte. "Ich muss eine Melodie nachempfinden und singen können. Ich empfinde es nicht als Vorwurf, wenn man mir nachsagt, dass ich nicht gegen das Publikum komponiere. Die Musik ist ja für die Leute und nicht für einen selber." Mitunter war sie auch für den passionierten Lehrer an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz: "Ich hab’ keinen durchgelassen, der nicht eine kleine Komposition geliefert hat", die zu Semesterschluss aufgeführt wurde, "damit sie es auch selber hören. Dann war es ihnen plötzlich viel lustiger." Obligatorisch war außerdem ein Besuch in der Staatsoper.

Oper oder Sinfonie? Einzig diese Wahl ließ das Land dem Jubilar zum 80er. Er entschied sich für Letzteres, seine "Fünfte". "Bei den Sinfonien hab’ ich mich wohler gefühlt. Eine Oper war für mich kein Thema." Sonst gibt es wohl nichts, was der Bratschist und Pianist nicht komponiert hat: von seinem mit dem Staatspreis gekrönten und 1968 am Landestheater Linz uraufgeführten Ballett "Die sieben Todsünden" über Chorwerke bis zu Kammermusik in besonderer Besetzung. Vieles entstand in seinem Komponierhäuschen in Oed in Bergen, wo er "jede Woche wenigstens einmal" ist. "Dort habe ich kein Telefon."

Seine Devise "niemals eindimensional" zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Als Organist griff er in der Stadtpfarrkirche Eferding in die Tasten, als Barpianist im Linzer Café Central. Seiner Heimat huldigt der Komponist der Farben in Landschaftsaquarellen. Farbenprächtiges reiht sich dicht gedrängt auf der Galerie. Er deutet aus dem Fenster: "Im Gartenhaus steht die Staffelei." An den Wänden finden sich statt eigener Werke Zeichnungen von Peter Kubovsky und Alfred Kubin. "Neben der Kunst sind die Natur und das Reisen für mich das Schönste. Noch einiges zu erleben von dieser schönen Welt, die ich noch lange nicht ausgeschöpft habe", das wünscht er sich zum 85er: "Es möge noch ein Weilchen so weitergehen."

Konzerte zum 85er

 

7. 3., Linz, Brucknerhaus: Geburtstagskonzert; 10. 3., Stadl-Paura, Dreifaltigkeitskirche, Kleine Passionskantate; 18. 4., Eferding, Kulturzentrum Bräuhaus, Geburtstagskonzert des Landes OÖ. und der Stadt Eferding; 14. 6., Rainbach/I.: Evangelienspiele „Passion“ (Bühnenmusik); 20. 10., Gunskirchen, Veranstaltungszentrum, „Maria“ für gemischten Chor und Orgel (UA); 3. 11. Schärding, Stadtpfarrkirche, Requiem „Als er anklopfte“