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"Ich habe in meinem Leben genug Preise gekriegt"

Von Ludwig Heinrich, 02. Oktober 2017, 00:05 Uhr
"Ich habe in meinem Leben genug Preise gekriegt"
Michael Haneke hat nichts gegen Selfies mit Fans: "Das stört mich überhaupt nicht" Bild: APA

Michael Haneke über die schwierige Favoritenrolle, Ärgernisse in Cannes und seinen neuen Kinofilm "Happy End".

Alle drei Jahre bringt Michael Haneke einen neuen Film in die Kinos. Diesmal dauerte es zwei Jahre länger, und das hatte seine Gründe. "Happy End", sein neuestes Opus, lief beim Filmfest in Cannes und startet in Österreich am Freitag.

OÖNachrichten: Ursprünglich wollten Sie ja einen Film mit dem Titel "Flashmob" drehen?

Michael Haneke: Ja, in den USA. Die Liebesgeschichte zwischen einer dicken jungen Frau und einem älteren schwarzen Amerikaner. Oscar-Preisträger Forest Whitaker hatte mir schon zugesagt. In den USA gibt es natürlich viele Übergewichtige um die 150 Kilo, aber ich habe nicht die Richtige gefunden.

Also wieder nach Frankreich?

Ja. Und ich habe als Element lediglich die wahre Geschichte eines Mädchens in Japan übernommen, das seine Mutter vergiftet und es im Internet dokumentiert hat.

In Cannes drängte man Sie in die Favoritenrolle. Eine Belastung?

Nein. Klar, dass sich die Medien an das halten müssen, was sich gut verkauft. Aber ich habe in Cannes bereits zwei Goldene Palmen erhalten und nie mit einer dritten gerechnet. Ich glaube, niemand von den Kollegen, die zwei Palmen haben, wird noch eine kriegen. Das müsste dann schon ein Jahrhundertfilm sein. Denn üblicherweise sagt die Jury im Fall des Falles: "Habt’s ihr nichts Gleichartiges, denn der hat eh schon eine!" Was mich geärgert hat, war, dass ich überhaupt keinen Preis, nicht einmal irgendeinen Nebenpreis, gewonnen habe. Andererseits habe ich in meinem Leben genug Preise gekriegt, sodass ich mich nicht beklagen kann.

Das iPhone spielt in "Happy End" eine wichtige Rolle. Da wird einem unwillkürlich kalt. Ist es Sie ein unheimliches Instrument?

Es hat viele Vorteile, und ich denke, in unserer Gesellschaft könnte man nicht mehr ohne leben. Auch ich nicht, außer, ich hätte drei Sekretärinnen. Ich will nicht werten, aber: Es gibt wahnsinnige technische Fortschritte, jedoch auch Gefahren. Wenn mich jemand fragt: "Darf ich schnell ein Selfie mit Ihnen machen?", habe ich nichts dagegen. Das stört mich nicht.

Aber?

Die Welt verändert sich dauernd. Die Alten haben immer gesagt: "Früher war alles besser!" Heute muss man Angst haben, dass ohne Internet nichts mehr geht. Wenn es dann jemand schafft, den Strom wegzuschalten, dann ist dies das Weltende. Und das war früher bestimmt nicht so. Die Schlachten der Zukunft finden im Internet statt. Wenn es jemandem gelingt, Versorgung, Strom und Elektrizität zu hacken, ja, dann ist das Ende nahe.

"Happy End" bezeichnen Sie alles in allem jedoch nur als "Bestandsaufnahme einer Familie"?

Ja, da ist die Welt um uns herum. Und wir mitten drin – blind. Wir hören und sehen nichts. Das betrifft nicht nur das Bürgertum, sondern die ganze Gesellschaft, die zusehends aus zwei Arten von Bürgern besteht. Die einen haben viel, die anderen wenig Geld. Doch selbst der ärmste Hilfsarbeiter hat einen Fernseher zu Hause, manchmal einen mit Großprojektion. Er isst Junkfood, hockt vor der Glotze. Das ist halt so. Wobei ich in meinen Filmen nichts beurteilen möchte. Ich stell’s nur fest und zeige es.

In "Happy End" geht es nicht um das französische Bürgertum?

Der einzige Grund, warum "Happy End" in Frankreich entstand, heißt Jean-Louis Trintignant. Ich hätte den Film auch in Österreich machen können. Dann hätte er vielleicht in Traiskirchen gespielt – und natürlich anders ausgeschaut.

 

Zur Filmkritik

Hintergrund

„Happy End“ blickt tief in das Leben der reichen Bauunternehmer-Familie Laurent. Sie wird von einer Vergiftung,
einem Baustellen-Unfall und einem „Autounfall“ aufgewühlt. Der Film geht für Österreich ins Oscar-Rennen.

Patriarch Georges bildet das Zentrum. Ihn spielt der französische Charakterdarsteller Jean-Louis Trintignant, 86. Mit Haneke verbindet ihn eine enge Arbeitsbeziehung. So spielte er in „Amour“ für Haneke, obwohl er beschlossen hatte, „auf den Tod warten zu wollen“.

Der Film nach „Amour“: Haneke schrieb mit „Amour“ (2012) Geschichte. Er gewann die Goldene Palme in Cannes und einen Oscar. Die Erwartung war hoch, als er im Mai „Happy End“ in Cannes präsentierte. Die rigide Öffentlichkeit, wie sie sich bei einem Festival bilden kann, reagierte ambivalent.

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