"Ich bin ein schreibendes Möbelhaus"

Von Peter Grubmüller   17.Februar 2016

Diese Frau ist viele: Unter verschiedenen Pseudonymen schreibt die in Frankfurt lebende Linzerin Julia Kröhn (40) dem Buchmarkt, was Leser verlangen: historische Romane, Fantasy, südamerikanische Familiensagas, Kinder- und Jugendbücher. 750.000 Exemplare hat sie insgesamt verkauft. Als Kiera Brennan präsentiert Kröhn morgen in der Linzer Thalia-Filiale (Landstraße, 19 Uhr) ihr irisches Epos "Die Herren der Grünen Insel".

 

OÖNachrichten: Wie viele Autorinnen sind Sie aktuell?

Julia Kröhn: Es sind so viele, dass es im morgendlichen Spiegel schwierig zu sagen ist, wer ich heute bin. Aktuell schreibe ich unter meinem wirklichen Namen und unter drei Pseudonymen. Über die Jahre gesehen kommen drei weitere Pseudonyme dazu – für Bücher von Genres, die ich vorerst nicht weiter verfolge.

Wie muss man sich das in der Praxis vorstellen?

Ich bin ein schreibendes Möbelhaus, in dem es unterschiedliche Abteilungen gibt: Bad, Küche, Wohnzimmer. Und man weiß, wenn man etwas für das Bad sucht, in welche Abteilung man gehen muss. Für solche unterschiedlichen Bedürfnisse steht bei mir ein anderer Name.

Sie arbeiten für die größten Verlage im deutschsprachigen Raum, wie hat das alles begonnen?

Meine ersten historischen Romane waren unter Julia Kröhn schon veröffentlicht, als ich mir einen Literaturagenten gesucht habe. Er ist das Bindeglied zwischen Autor und Verlag. Ich wollte ein zweites Standbein und thematisch weg aus dem Mittelalter, weg aus Europa. So ist das erste exotische Familiensaga-Buch von Carla Federico entstanden. Es war klar, dass sich diese neue Reihe von meinen alten Büchern abgrenzen sollte, deshalb das Pseudonym – und so ging es weiter. Wie sonst auch: Jeder weiß, wie die Pommes bei McDonald’s schmecken – und jeder weiß, was es beim Wienerwald zu essen gibt.

Zu den unterschiedlichen Autorinnen existieren aber auch unterschiedliche Biografien...

…(lacht) ja, das ist skurril, obwohl meine Pseudonyme offene Pseudonyme sind. Das heißt, jeder kann herausfinden, wer ich bin. Trotzdem stehe ich für jedes Buch mit dem jeweiligen Namen. Wenn ich als Kiera Brennan eine Lesung mache, werde ich als Kiera Brennan vorgestellt und ich signiere die Bücher mit Keira Brennan. In diesem Augenblick repräsentiere ich diese Person. Von außen betrachtet wirkt es komisch, aber es ist eine strategische Marketing-Entscheidung, für die auch einiges spricht.

Wie hat sich Ihr Weg nach Frankfurt ergeben?

Ich war in Linz in der Hauptschule der Kreuzschwestern, dann in der HBLA in Auhof, in Salzburg hab ich Geschichte und Philosophie studiert und bin einige Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni geblieben. Dieser wissenschaftliche Elfenbeinturm war mir zu menschenleer, also entschied ich, in Frankfurt ein Fernseh-Volontariat zu machen. Ich bin geblieben und hab’ als TV-Journalistin gearbeitet. 2011 kam meine Tochter zur Welt, seitdem schreibe ich ausschließlich. Ich kann ganz gut davon leben, aber man weiß nie, wie lange es anhält.

Ihre Eltern waren Germanisten und Deutsch-Lehrer, wie haben sie auf Ihre Gebrauchsliteratur reagiert?

Mein älterer Bruder und ich sind zwar in einer Bildungsbürger-Atmosphäre aufgewachsen, aber daheim war eher der Sport wichtig. Insofern war ich das schwarze Schaf, weil ich lieber meine Texte in die mechanische Schreibmaschine getippt habe. Ich wollte Geschichten erzählen, über den Unterschied zwischen ernsthafter Literatur und Unterhaltung hab’ ich nicht nachgedacht. Meine Eltern haben ja auch nicht nur Thomas Mann gelesen, sondern genauso einfachste Schmonzetten. Erst als Schriftstellerin habe ich gemerkt, wie tief diese Kluft zwischen E- und U-Literatur ist, obwohl die beiden Pole die Realität nicht beschreiben. Es gibt nicht nur Texte für die Masse und Texte für literarisch Gebildete.

Kiera Brennan: "Die Herren der Grünen Insel", Roman, Blanvalet, 960 Seiten, 20,60 Euro.

 

Als Kiera Brennan (großes Bild) bringt Julia Kröhn das irische Historienepos „Die Herren der Grünen Insel“ auf den Markt,

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als Leah Cohn schreibt sie romantische Fantasy-Romane,... 

 

"Ich bin ein schreibendes Möbelhaus"

...als Carla Federico chilenische Familiensagas.

 

"Ich bin ein schreibendes Möbelhaus"

Unter ihrem tatsächlichen Namen veröffentlicht Kröhn Werke wie „Die Chronistin“ und „Engelsblut“ ...

 

"Ich bin ein schreibendes Möbelhaus"

...und als Sophia Cronberg im Stil Rosamunde Pilchers „Die Lilieninsel“ und „Das Efeuhaus“.