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"Gott ist ein Name für meinen Begriff des Guten"

Von Peter Grubmüller, 31. März 2018, 00:05 Uhr
"Gott ist ein Name für meinen Begriff des Guten"
Günter Tolar Bild: NB

TV-Star Günter Tolar über sein Aufwachsen in Bad Wimsbach und Linz, wo seine "Lebensweichen" gestellt wurden.

Der Schauspieler, Kabarettist und Fernseh-Redakteur Günter Tolar ist einer der größten Stars der österreichischen TV-Geschichte. Seine Show "Wer dreimal lügt" erreichte in den 70er-Jahren bis zu 3,5 Millionen Zuschauer. Am 14. April gastiert der 78-Jährige, der in Bad Wimsbach und Linz aufgewachsen ist, mit "Jüdisches zum Lachen" in der Bruckmühle in Pregarten. Im OÖN-Gespräch erzählt Tolar seine Lebensgeschichte.

 

OÖNachrichten: Sie haben mir einmal erzählt, in Bad Wimsbach und Linz seien alle Weichen gestellt worden. Inwiefern?

Günter Tolar: In Wimsbach habe ich die Kriegszeit erlebt, meine Mama war Vierteljüdin, das haben wir auch ein bissl gespürt. Einmal haben s’ den Hund auf uns gehetzt. Sie war Lehrerin, bis 1938 hat sie Dank und Anerkennung gekriegt, 1938 ist sie aus der Schule geflogen, weil es unzumutbar sei, dass sie arische Kinder unterrichtet. 1945 wurde sie wegen Lehrermangels sofort eingestellt. Später hat Mama gesagt: "Wimsbach, das war keine schöne Zeit."

Warum sind Sie nach Linz übersiedelt?

Mein Papa war im Krieg, zuvor hat er bei der Firma Wolkenstein gearbeitet, Hirschhornknöpfe wurden dort hergestellt. Später haben sie ihn nicht mehr genommen. Über die Vermittlung von Ernst Koref, der Linzer Bürgermeister war, hat mein Papa einen Posten in der Voest bekommen. Von 1947 bis 1949 war er ein Wochenpendler, weil diese 25 Kilometer von Linz nach Wimsbach eine Weltreise waren.

1949 kamen sie alle nach?

Genau, weil mein Papa in der Neuen Heimat in Linz eine Wohnung bekam und meine Mutter für einen Lehrer-Job in Linz alles in Bewegung gesetzt hat. Mein Heimatkunde-Heft von damals hab’ ich noch. Mein letzter Eintrag aus Wimsbach ist: "Am Südende des Marktplatzes von Kremsmünster befindet sich das Uhrmachergeschäft Enzinger." Eine Zeile Zwischenraum, erster Eintrag des Unterrichts in Linz: "Die Hunnen fielen von Osten ein." In Wimsbach haben wir Heimatkunde im engsten Sinne gemacht, in Linz Weltgeschichte. Ich war irritiert, weil ich nicht wusste, was Hunnen sind. Ich hielt sie für braune, zottige Tiere.

"Gott ist ein Name für meinen Begriff des Guten"
Günter Tolar als Redakteur der legendären Sendung „Dalli Dalli“ mit Hans Rosenthal (r.) und Ekkehard Fritsch Bild: Cermak, Alfred

Und wie war’s im Linzer Gymnasium in der Spittelwiese?

Dort ist die Basis dafür gelegt worden, was ich später erleben und erreichen durfte. Der Unterricht war großartig. Ich erinnere mich an meinen Geschichtsprofessor Pirklbauer, bei einer Prüfung hat er gesagt: "Die Jahreszahlen waren nicht alle richtig, aber Sie haben die Zusammenhänge begriffen. Das ist viel wichtiger." Solche Sätze prägen dich. Wer in der Spittelwiese die Matura bestanden hatte, der war für das Leben gerüstet.

Danach haben Sie Musik und Deutsch studiert...

...mit 18 waren wir große Buben. Nicht so wie heute 13-, 14-Jährige, die so tun, als wären sie Männer. Ich war musikalisch und meine zweite Prägeanstalt war das Bruckner-Konservatorium, damals in der Linzer Waltherstraße, Carl Steiner war Direktor. Dort hab’ ich Klavier, Kontrabass, Oboe und Harmonielehre gelernt. Es war klar, ich brauchte einen Beruf mit Musik. Meine Eltern haben gesagt: "Ja, eh Musik, aber Musiklehrer." Ich musste ein zweites Fach dazunehmen, also Germanistik.

Wann wussten Sie, dass es mit dem Unterrichten nichts wird?

Aus heutiger Sicht würd’ ich sagen: Ich bin draufgekommen, dass mir das zu fad wird. Durch Zufall bin ich in eine Schauspielschule gestolpert. Aus drei Reclam-Heftln hab’ ich was auswendig gelernt und wurde genommen. Irre, wie ich stolz war, nur hat man mir später gesagt, das sei eine Privatschule, die jeden nimmt, der zahlt. Das hat mich etwas gedämpft.

"Gott ist ein Name für meinen Begriff des Guten"
Mit Karl Merkatz im Film "Echte Wiener 2". Bild: Amon

Wie kamen Sie zu ersten Theater-Engagements?

Ich war beim Verein sozialistischer Studenten, unsere Familie ist ja Rot bis in die Knochen. Dort war ich auch Sozialreferent – und das Theater in der Josefstadt hat Komparsen gesucht, also hab’ ich mich selbst dorthin vermittelt.

Haben Ihre Eltern Ihre große TV-Karriere noch erlebt?

Freilich, die Mama ist 1990 gestorben, der Papa 1994. Sie sind oft nach Wien gekommen, haben viele Premieren von mir gesehen, weil ich von 1963 bis 1969 Kabarett gespielt habe. Danach bin ich zum Fernsehen und war als Redakteur auch für Heinz Conrads’ Sendungen verantwortlich, 800 werden das gewesen sein.

Sie haben sich 1991 als schwul geoutet, wie hat Ihr Vater reagiert?

Ich glaube, davon hat er nichts mitbekommen, weil er schon dement war. Natürlich wird er sich vorher Gedanken gemacht haben, weil ich mit meinem Partner, der leider 1991 Selbstmord verübt hat, oft in Linz war. Meine Eltern haben gesagt: Unsere Kinder wissen schon, was sie tun. Einmal hat die Mama bemerkt: "Der Günter bringt immer so fesche Herren ins Haus." Aber wir mussten nie darüber reden, der Lebensstil der Söhne war so, wie es war – und das war gut.

"Gott ist ein Name für meinen Begriff des Guten"
Von 1980 bis 1992 moderierte Günter Tolar die Quiz-Show „Made in Austria“. Bild: ORF

Sie fühlen sich im katholischen Kulturkreis daheim, warum sind Sie aus der Kirche ausgetreten?

Es hat mich genervt, als Schwuler von denen wie ein bemitleidenswertes Geschöpf behandelt zu werden. Homosexualität sei zwar keine Sünde, nur wenn ich sie ausübe – geh bitte. Außerdem hab’ ich gut verdient und mörderisch Kirchensteuer bezahlt. Ich will keinen Verein unterstützen, der mich als zweitklassigen Menschen sieht.

Ist Gott etwas Tröstliches für Sie?

Gott ist ein Name für meinen Begriff des Guten. Und dem versuche ich mein ganzes Leben lang zu dienen. Ich bemühe mich nur, ein wertvoller Mensch zu sein.

"Jüdisches zum Lachen", mit Günter Tolar, 14. April, Bruckmühle Pregarten, Karten: 07236/2570, www.bruckmuehle.at

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5  Kommentare
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Gugelbua (31.906 Kommentare)
am 31.03.2018 11:23

es gibt und gab in der menschlichen Fantasie schon immer gute und böse Götter, hat sich bis in unsere Tage nicht viel verändert grinsen
Und ganz natürlich auch bei Mensch und Tier, es muß die Bösen geben sonst gäbe es auch kein Guten zwinkern

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jago (57.723 Kommentare)
am 31.03.2018 14:01

Die bösen Götter sind die Täuscher, Verführer und Wortverdreher.

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Commendatore (1.407 Kommentare)
am 31.03.2018 08:10

Der Günther bringt immer so fesche Männer mit nach Hause......... Na die Zeiten sind wohl auch vorbei.

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Orlando2312 (22.311 Kommentare)
am 31.03.2018 10:44

....der entbehrlichste Kommentar des Tages......

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( Kommentare)
am 31.03.2018 12:57

Orlando, bist auch ein Traumtänzer, kannst mit der Realität nichts anfangen. Die Linken leben halt in der eigenen Welt.

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