Fulminanter Kampf gegen die schlechte Akustik

Von Michael Wruss   13.Februar 2018

Mit Novitäten im Gepäck gastierte das Minetti Quartett im Rahmen der Sonntagsmusik in der Landesgalerie und begeisterte den ausverkauften Saal. Es standen keine Uraufführungen auf dem Programm, aber Werke, die sich das österreichische und international höchst renommierte Ensemble erst kürzlich erarbeitet hat.

Béla Bartóks fünftes Streichquartett ist ein Kosmos für sich, in dem der Komponist seine in den davor entstandenen Werken entwickelte Musiksprache intensiviert. Ein Meisterwerk der kunstvoll ineinander verschachtelten Struktur und der unmittelbar packenden Klangrede, die in ihrer Schroffheit schockieren mag, aber in ihrer lyrischen Schönheit fasziniert. Die Interpretation des Minetti Quartetts hat davon vieles auf den Punkt gebracht und die emotionale Ebene des Werks ideal getroffen.

Allerdings ist die Akustik im Saal undankbar und lässt die wunderbaren Kantilenen in den langsamen Sätzen kaum ihre Wirkung entfalten, vieles wird verschluckt. Schuberts letztes Quartett (G-Dur D 887) entstand parallel zu Beethovens letzten Werken dieser Gattung und geht dennoch ganz andere Wege, die weit nach vorne weisen. Schon die erste harmonische Wendung lässt erkennen, dass hier ganz andere Musik entstehen wird.

Dieser G-Dur-Klang, der sich explosiv in einen g-Moll-Akkord verwandelt, ist in dieser Radikalität absolut neu und findet sich in ähnlicher Absicht erst bei Mahler wieder. Genau in diese Richtung hätte man die Interpretation schärfen und diese überraschende Wendung und die daraus resultierende Musik noch impulsiver, noch utopischer spielen dürfen.

Wunderbar der zweite Satz, filigran und durchsichtig das Scherzo und das Finale, wobei hier der Saal unbarmherzig jedes auch nur ganz leichte Auseinanderdriften der Achtel offenlegte. Dennoch eine fulminante Inszenierung eines der faszinierendsten Quartette der gesamten Literatur.

Landesgalerie: Minetti Quartett im Rahmen der Sonntagsmusik, 11.2.

OÖN Bewertung: