Frühstück mit Eva

Von Annette Gantner   12.März 2016

Die Karriereplanung hatte anders ausgesehen. In jungen Jahren wollte Eva Pölzl Wirtin oder Schauspielerin werden. Dass Fernsehen ihre Passion werden würde, ahnte sie damals noch nicht. "Ich hatte kein Berufsbild als Moderatorin. Ich bin irgendwann reingestolpert."

Pölzl hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten im Showbiz einen Reifungsprozess durchlaufen: Der einst vor Selbstbewusstsein strotzende Jungstar ist heute eine nachdenkliche Frau, die nicht mehr auf den Zufall vertraut, sondern ihr berufliches Fortkommen selbst in die Hand nimmt. "Ziele muss man formulieren. Ich war nie besonders ehrgeizig, aber ich hatte einen Zug zum Tor."

Als sie hörte, dass der ORF den morgendlichen Sendeplatz der Wetterkameras für das Frühstücksfernsehen aufgibt, brachte sich die 40-Jährige als Moderatorin ins Spiel. Stehauffrauchen in zweierlei Hinsicht. Im ORF moderierte Pölzl mehrere Formate, die wieder eingestellt wurden. "Wenn eine Sendung abgesetzt wird, ist es immer schade. Du bist das letzte Glied in der Kette und musst es nach außen vertreten."

Für die ORF-Morgenschiene wirkt Pölzl wie prädestiniert. Sie ist eine Kommunikationsbombe, kann auf die unterschiedlichsten Leute zu- und vor allem eingehen.

Ihr nächster Job auf Österreichs größter TV-Bühne ist Knochenarbeit. "Ich werde jeden Tag um vier Uhr aufstehen, das wird ein neuer Rhythmus für mich. Ich lamentiere nicht, ich lebe gerne geordnet." Jede zweite Woche wird sie gemeinsam mit einem Landesstudio-Moderator aus einem anderen Bundesland berichten. Oberösterreich betreut ihr Kollege Lukas Schweighofer. Was sie persönlich schade findet, aber bei der Zuteilung wurde darauf geachtet, dass überall Pärchen moderieren.

Piratin im Privat-TV

Dabei startete Pölzls TV-Karriere in Oberösterreich: Vor 20 Jahren baute Wolf-Dieter Holzhey, der Bruder ihrer besten Freundin, das Welser Stadtfernsehen auf. Er fragte die Publizistikstudentin, ob sie nicht mitmachen wolle. Aus dem Ferialpraktikum wurde der Einstieg in die Welt der bewegten Bilder.

Der Fernseh-Profi kommt aus Marchtrenk, die Familie besaß lange ein Wirtshaus, im Ort spricht man noch immer von der Pölzl-Kreuzung. Auf die Erfahrungen am Stammtisch greift sie gern zurück: Dort lernte sie, eine perfekte Gastgeberin zu sein und auf die Wünsche des Gegenübers einzugehen. Beste Voraussetzungen für die Karriere als TV-Talkerin.

Am 10. September 1996 ging die erste Sendung in Wels on air. Mit 21 Jahren machte Pölzl Beiträge und moderierte eine einstündige Sendung. "Ich habe gutes Feedback erhalten und das Talent in mir erkannt. Für mich war klar, ich würde gern nach Wien gehen."

Im Privatfernsehen sollte die TV-Beauty rasch die Karriereleiter hochsteigen. 2000 bewarb sie sich beim Fernseh-Start-up ATV als Moderatorin für "Talk to me", ein Gegenprogramm zur Karlich-Show. Sie ging erfolgreich aus dem Casting. "Ich habe es geliebt. Wir waren junge Piraten. Es war Gucklochfernsehen, das über Grenzen geht."

Ihre Moderatorenausbildung hat sie später gemacht. "Alle Trainer haben gesagt, es ist eh schon zu spät. Ich war sehr selfmade, aber das hat viel Raum für Entwicklung gelassen." In ihrer Arbeit sei sie dadurch sehr intuitiv geblieben.

Es folgte die ATV-Sendung "Eva Pölzl live", ein Format, das ihr nicht behagte. Die Sendung wurde eingestellt. "Das war eine Zäsur für mich. Ich war Ende 20, hatte von Talent und Fleiß gelebt, aber nichts gelernt." Sie begann bei Stadtzeitungen zu schreiben und heuerte 2003 beim LifeBall an. Ihre Zuständigkeit waren Sponsoring und Marketing. "Dort habe ich gelernt, ein Produkt zu verkaufen. Die berufliche Eva ist auch ein Produkt", sagt sie und blickt ernst.

2007 rief eine Bekannte an, die für den ORF die Sendung "Wie bitte" konzipierte, und lud Pölzl ein, mitzumachen. Bei der Präsentation der Sendung wurde sie dem 19 Jahre älteren ORF-Kommunikationschef Pius Strobl vorgestellt. "Wir haben uns sehr verliebt ineinander. Es war schnell sehr ernsthaft."

Alle bösen Zungen hat sie eines Besseren belehrt: Ende März sind sie neun Jahre zusammen, mittlerweile haben sie einen siebenjährigen Sohn, Julius Xaver, und der offizielle Nachname änderte sich nach der Hochzeit auf Pölzl-Strobl.

Ohne Vitamin B

Der ORF kann eine Schlangengrube sein. Die Beziehung der Moderatorin mit dem einflussreichen ORF-Kapazunder wurde mit Argusaugen verfolgt. "Was mich gekränkt hat, war, mir Berechnung zu unterstellen und zu glauben, dass eine Frau nur durch einen Mann etwas werden kann. Ich habe alles aus eigener Kraft geschafft und nie Vitamin B gehabt. Bewähren muss man sich immer selber."

Nach der 15-monatigen Karenz kehrte sie für die Sendung "Single mit Kind" auf den Bildschirm zurück, parallel arbeitete sie für die ORF-Nachlese, die ihr zweites Standbein blieb. Das Experiment einer Doku-Soap wurde eingestellt, Pölzl moderierte wieder im Privatfernsehen und begann eine Coaching-Ausbildung in Berlin, zu der sie regelmäßig hinflog.

Das Gelernte kann sie auch im neuen Job verwenden: "Ich habe Methoden gelernt, um Probleme rasch zu analysieren und zu helfen. Das ist ein gutes Werkzeug."

Das Frühstücksfernsehen wird Pölzls Privatleben auf den Kopf stellen. Jede zweite Woche wird sie in einem anderen Bundesland unterwegs sein. "Die Medaille hat zwei Seiten: Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung, werde aber meine Familie in der Zeit vermissen. Julius und sein Papa bilden dann eine Männer-WG", lacht sie.

In Wien lebt Pölzl in der schicken Spittelberg-Gegend. In Oberösterreich ist sie einmal im Monat, besucht ihre Mutter und ist sogar ihrem Friseur treu geblieben.

Trotz ihrer Fernsehpräsenz ist sie auf dem Boden geblieben. "Ich habe mich nie verführen lassen von dem Zauber."

 

6:00 Uhr: Am 29. März startet erstmals die Früh-ZiB, gleich im Anschluss beginnt das neue ORF-Format „Guten Morgen Österreich“. Moderiert wird es alternierend von Eva Pölzl (aus Vorarlberg, der Steiermark, Kärnten, dem Burgenland und Wien) und Lukas Schweighofer (aus Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Niederösterreich).

3 Stunden wird das Frühstücksfernsehen jeden Tag ausgestrahlt. Mit einem mobilen Studio touren die Moderatoren durch Österreich und berichten jede Woche aus einem anderen Bundesland. Start ist in Obertauern in Salzburg.

12.000 Euro kostet eine Produktionsstunde von „Guten Morgen Österreich“. Bei 600 Stunden Programm pro Woche ergeben sich Kosten von 7,2 Millionen Euro.

 

Nachgefragt ...

Heimat ist für mich ... Familie und Oberösterreich
Heimweh nach Oberösterreich bekomme ich ... wenn ich im Frühling an das Almtal denke
Das fehlt mir in Wien aus Oberösterreich … Kochkas
Das gibt es nur in Wien ... das Riesenrad
Mein Lieblingsplatz in Wien ... Wohnen am Spittelberg
Der größte Unterschied zwischen Wienern und Oberösterreichern ist ... das Image