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Friedrich von Thun: Lieber Text als Vokabeln

28. September 2018, 02:17 Uhr
Lieber Text als Vokabeln
Friedrich von Thun Bild: Agentur Alexander

Mit "Wiener G'schichten", begleitet von Maria Reiter auf dem Akkordon ist Friedrich von Thun am 5. Oktober in der Villa Muthesius in Wels zu Gast. Über seine musikalische Lesung und wie er zum Theater gekommen ist hat er mit Karin Schütze gesprochen.

In München steht Friedrich von Thun gerade als Oberst Pickernig im Musical "My Fair Lady" am Gärtnerplatztheater auf der Bühne, parallel dreht der Publikumsliebling für neue Filme.

 

Sie stehen unermüdlich vor der Kamera oder wie gerade in München auf der Bühne …

Es macht mir große Freude, ich liebe meinen Beruf. Ich freu’ mich auf die Bühne morgen und übermorgen und die Kamera am Montag für den zweiten und dritten Teil von "Zimmer mit Stall" mit Aglaia Szyszkowitz. Es ist ein Geschenk, wenn man sich mit etwas beschäftigt, das einem Spaß macht.

Umso schöner ist Ihr Abstecher nach Wels für Ihre musikalische Lesung "Wiener G’schichten". Gehen Sie persönlich gern ins Kaffeehaus?

Ich lebe in München, Kaffeehäuser, wie man sie in Österreich kennt, gibt es hier gar nicht. In Wien sind Cafés Gott sei Dank immer noch eine Stätte, wo sich Junge treffen, Menschen, die sich austauschen, das ist viel lebendiger. Die Wiener Kaffeehäuser waren ein Treffpunkt für die Literaten. Joseph Roth oder Franz Werfel haben dort ihre Bücher und Geschichten geschrieben. Ich könnte das nicht, ich wäre immer abgelenkt. Sie konnten das, das fasziniert mich. Deswegen habe ich mir einige dieser Kaffeehaus-Literaten herausgesucht.

Ihre Kindheit hat mit Kaffeehaus-Gemütlichkeit wenig zu tun gehabt. Sie haben die Vertreibung Ihrer Familie aus Mähren erlebt. Wie sehr hat Sie das geprägt?

Das war ein Teil meines Lebens. Vielleicht hat es mich ein bisschen geformt, es erzieht zur Bescheidenheit und zum Zufriedensein-Können mit weniger.

Welche Rolle hat Ihre adelige Herkunft für Sie gespielt?

Meine Herkunft hat mit einer Karriere nicht sehr viel zu tun. Aber man wird natürlich durch seine Familie geformt, welche Persönlichkeit man ist, inwieweit man sich den Figuren schenken kann. Meine Herkunft hat mir weder Vorteile noch Nachteile verschafft.

Ihre erste Theatererfahrung haben Sie in Seckau am Abteigymnasium gemacht.

Das waren meine Anfänge, die ich aber nicht sehr ernst genommen habe. Sondern eher als Ausrede, wenn ich keine Griechisch- oder Lateinvokabeln gekonnt habe. Dann habe ich gesagt: "Ich muss Text lernen." Das hat mir große Freude gemacht und mich in diese Richtung geschubst.

Ihr erster Kinofilm waren die "Lausbubengeschichten" 1964. Waren Sie ein Lausbub?

(lacht). Wir haben vor Kurzem ein Schülertreffen in Seckau gehabt und uns mit alten Schulgeschichten beschäftigt. Da sind die erstaunlichsten Dinge herausgekommen. Aber, ja mei, das war alles harmlos.

Ihr Sohn, Max von Thun, ist ebenfalls Schauspieler und mittlerweile sehr erfolgreich. Haben Sie anfangs Bedenken gehabt?

Nein, ich habe ihm gesagt: Wenn du das machen möchtest, dann mach es. Es ist besser, wenn du einen Beruf hast, der dir Freude macht. Die Gefahr, dass du nicht die Rollen bekommst, die du dir wünscht, ist groß. Aber lieber glücklich in einem Beruf, den man gern hat als unglücklich in einem Beruf, den man sich aussucht, weil man viel Geld verdienen will. Das halte ich für die falsche Einstellung. Ich finde, man soll seinen Wünschen und Sehnsüchten nachgeben.

Sind Sie damals angeeckt mit Ihrem Berufswunsch?

Mein Vater hat gesagt: "Jetzt studier’ einmal was G’scheites." Aber ich habe nicht gewusst, was. Dann habe ich im Verzeichnis an der Uni Theaterwissenschaften gesehen und gesagt: "Das mach ich." Obwohl ich keine Ahnung gehabt hab’, was das ist. Ich habe es bald beendet, weil mich die Theorie nicht interessiert hat.  Ich war sofort an der Kellerbühne der Uni und habe dort gespielt. Gleichzeitig war ich Regieassistent beim Fernsehen. Meine Eltern haben mich nie aufgehalten. Sie haben gesehen, dass ich Freude hab’ und davon leben kann. Da waren sie dann relativ locker.

Viele Ihrer Kollegen klagen über schwierigere Bedingungen wie eingesparte Drehtage. Wie empfinden Sie das?

Egal wie viele Drehtage wir gehabt haben – als ich angefangen habe, waren es viel mehr –, ein Druck war immer da, man hat immer Zeitmangel gehabt. Ich empfinde das momentan nicht als großes Problem. Ich nehme nur die Rollen an, die mir gefallen, und dann stürze ich mich hinein. Ich könnte keine generelle Klage anstimmen, ich kann damit ganz gut umgehen.

Sagen Sie öfter zu oder ab bei einer Rolle?

Naja, in Summe sage ich wahrscheinlich öfter ab. Man muss schon das Gefühl haben, diese Person zu verstehen und mit der Figur gut umgehen zu können. Sonst mach’ ich das lieber nicht.

Spielen Sie noch Saxofon?

Ich bin Jazz-Fan und liebe das Instrument. Aber ich spiele zu wenig und bin nicht mehr so getrieben. Dieses Alleine-Üben ist auf die Dauer frustrierend. Aber ich mag es gern, und nächstes Jahr bin ich wieder mit der Band unterwegs. Da muss ich davor wieder ein bisschen mehr üben.

 

Leben: Friedrich von Thun (76) wurde in Kwassitz in Böhmen als viertes von fünf Kindern der Fürstenfamilie Thun und Hohenstein geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie enteignet, vertrieben und lebte eineinhalb Jahre in einem ehemaligen KZ, bis sie schließlich in der Steiermark eine neue Heimat fand.

Dort besuchte Friedrich von Thun das Abteigymnasium Seckau. Neben seinem Studium (Germanistik, Theaterwissenschaft) in München nahm er privaten Schauspielunterricht. Von 1963 bis 1967 war er an den Münchner Kammerspielen engagiert.

Film & TV: In den "Lausbubengeschichten" (Bild li., mit Hans Kraus, re.) erhielt er 1964 seine erste Rolle. Er wirkte in mehr als 150 Produktionen mit, 2017 u. a. im Film "Die Hölle" (Regie: Stefan Ruzowitzky). In "Die Verbrechen des Professor Capellari" (1998–2004, re.) gab er die Hauptrolle. 2013 präsentierte er die ORF-Dokureihe "Alltag unterm Hakenkreuz".

In Wels: Am 5. Oktober liest Friedrich von Thun mit "Wiener G’schichten" Texte u. a. von Franz Werfel, Alfred Polgar, Roda Roda und Georg Kreisler in der Villa Muthesius, Pollheimerstraße 4. Am Akkordeon: Maria Reiter,
Beginn: 19 Uhr, Karten online unter lebensspuren.at.

 

 

 

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2  Kommentare
2  Kommentare
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Gugelbua (31.935 Kommentare)
am 01.10.2018 12:14

Ist ja auch nur ein Komödiant
Ich mag ihn, obwohl er bei seinem Rollenangebot auch mal daneben greift grinsen

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jago (57.723 Kommentare)
am 28.09.2018 14:55

Text = anderer Leute Gedankenabfall, Eitelkeiten, Rechtfertigereien, Umschweifungen, den Willen aufzwingen...

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