Friedrich Cerha schrieb zu seinem 90. Geburtstag großartige Musik

Von Michael Wruss   13.August 2016

Am Donnerstag bestritt das ORF Radio-Symphonieorchester Wien (RSO) unter seinem Chefdirigenten Cornelius Meister sein Konzert bei den Salzburger Festspielen. Präsentiert wurde im Rahmen der Salzburg Contemporary Reihe ein Programm rund um die Uraufführung von "Eine blassblaue Vision", einem neuen Orchesterwerk von Friedrich Cerha.

Dessen 90. Geburtstag ist mehr als Grund genug für eine Auftragskomposition der Festspiele, die der Doyen der österreichischen Komponistenszene auf persönliche Art und Weise angegangen ist. Ausgehend von einem Zentralton entwickelt sich eine in sich pulsierende Musik, deren Materie sich verdichtet und zweimal einen meisterlich instrumentierten Höhepunkt anpeilt, um sich im scheinbaren Nichts des Anfangs zu verlieren.

Knapp zwanzig Minuten Eintauchen in einen faszinierenden Kosmos voller struktureller Perfektion und dennoch unbändiger Leidenschaft. Cornelius Meister war in diesem Fall der zweite Meister der Klangfarben, der dieses subtil erdachte Spiel ebenso gekonnt und fein ausgelotet auf die klingende Ebene transferierte.

Mit stürmischem Beifall wurde diese Novität vom Publikum aufgenommen. Eingebettet war dieses uraufgeführte Werk in ebenso schillernde Klangfarbenmusik von Maurice Ravel – "Alborada del gracioso" und "La Valse". Vielleicht fehlte bei "La Valse" das Fatalistische, der Tanz auf dem Vulkan, auf dem Scherbenhaufen einer nicht mehr existenten Gesellschaftsordnung, das tödliche Gift der Dekadenz, aber derart fein und durchsichtig musiziert war dieses Kleinod der Orchesterliteratur genauso spannend. Nach der Pause spielte das RSO seine herausragenden Qualitäten bei Bartóks "Konzert für Orchester" vollends aus. Eine klanglich wie interpretatorisch großartige Leistung, die Cornelius Meister mit seinen Musikerinnen und Musikern erarbeitet hat.

Salzburger Festspiele: Konzert des ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Cornelius Meister, 11.8.

OÖN Bewertung: