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Flórez: "Die Oper ist zum Weinen da"

Von Peter Grubmüller, 19. Mai 2018, 00:04 Uhr
Flórez: "Die Oper ist zum Weinen da"
Plácido Domingo sagt über Juan Diego Flórez (Bild): "Er ist einer der größten lyrischen Tenöre aller Zeiten." Bild: M. Gonzalez

Klassik am Dom: Der Tenor-Weltstar zelebriert am 23. Juni seine Gala-Nacht in Linz.

Er gilt als der Meister des Hohen C, Juan Diego Flórez balanciert seine Stimme scheinbar mühelos in diese Höhen. In seiner Heimat Peru füllt er Sportstadien, in der klassischen Musikwelt wird er in Scala, Met und Wiener Staatsoper gefeiert. Am 23. Juni gastiert er in Linz, im OÖN-Interview spricht der 45-Jährige über den Drang, sich ständig zu verbessern, Vorbilder und das schauspielende Musiktheater.

 

OÖNachrichten: Sie nehmen all Ihre Proben auf. Warum?

Juan Diego Flórez: Ich studiere mich selbst auf diese Art. Erst bei den Aufnahmen fällt mir auf, wo ich Fehler mache. Es mag ja sein, dass man schon während des Singens merkt, wenn man diesen oder jenen Ton nicht getroffen hat, aber man vergisst es sofort wieder. Mit dieser Übung rufe ich mir meine Fehler in Erinnerung.

Misstrauen Sie Gesangslehrern und Sängern in Ihrer Umgebung, die Sie auf Fehler aufmerksam machen könnten?

(lacht) Ich mach’ das am liebsten selbst. Einen Gesangslehrer hab ich seit 1995 nicht mehr besucht. Ich kann mich nur verbessern, wenn ich verstanden habe, was ich falsch mache. Es genügt nicht, dass jemand anderer sagt, das war nicht korrekt. Das ist es auch, was ich Studenten sage: Erkennt eure Fehler selbst und korrigiert sie.

Viele junge Sänger spielen kaum noch Instrumente. Stellen Sie das auch fest?

Ich sage allen: Lernt Klavierspielen, nur so könnt ihr die Musik richtig lesen. Wer das nicht kann, der wird Zeit seines Lebens einen Klavierspieler brauchen, der ihm die Noten erklärt. Und wer die Musik nicht richtig liest, der wird seine Fehler nie bemerken.

Ihr Vater war Folksänger und ein Star in Peru. Was haben Sie von ihm gelernt?

Er hatte eine wunderbare Stimme. Während meiner Jugend kam ich mit Oper nicht in Berührung, meine Welt bestand aus Popmusik und peruanischer Volksmusik. Zwei Jahre vor Ende meiner Schulzeit wurde ich erstmals mit "Zarzuela" konfrontiert, dieser spanischen Form der Operette. Das war meine erste Begegnung mit der klassischen Art des Singens. Ich wollte das lernen. Mein Vater hat mir Kassetten vorgespielt und ich hab’ versucht, die Stimmen zu imitieren. Das war eine perfekte Vorbereitung fürs Konservatorium. Im Nachhinein ist es ein Wunder: Ich bin als leichter Pop-Sänger aufgewachsen und wurde zum klassischen Tenor.

Luciano Pavarotti hat Sie zu seinem Nachfolger erklärt und Plácido Domingo bezeichnete Sie als einen der "größten lyrischen Tenöre aller Zeiten". Wie denken Sie über solche Ritterschläge?

Placido zum Beispiel hat mich von Beginn meiner Karriere an begleitet. Wahrscheinlich war er mehr meinen Vorstellungen als ich in seinen. Ich war jedes Mal nervös, wenn er da war. Er ist ja nicht nur ein großer Sänger, sondern auch Dirigent, Regisseur und Theatermacher. Es ist unglaublich, wenn man spürt, dass einen die eigenen Vorbilder gut finden. Und wenn Pavarotti gesagt hat, ich sei sein Nachfolger, dann hat er sich geirrt. Für ihn wird es nie einen Nachfolger geben. Wer sich auf so ein Lob verlässt, insofern, dass man dann glaubt, sich nicht mehr verbessern zu müssen, dem hat so ein Lob auch nicht gutgetan.

Opern-Produktionen haben sich längst von statischen Stimmenfesten zum Musik-Schauspiel entwickelt. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Das ist großartig, weil damit auch die Emotionen besser transportiert werden. In diesem Punkt ist die Oper auch dem Kino überlegen, da kann noch so viel Blut oder was auch immer gefilmt werden. Oper löst in Menschen Gefühle aus, die sonst keine Kunstform zustande bringt. Wir erzählen nicht bloß eine Geschichte, wir bewegen die Menschen, wir packen Sie bei ihrem Innersten. Die Oper ist zum Weinen da. An uns liegt es, etwas Unvergessliches zu gestalten. Nur so kommen die Leute auch wieder.

Sie sind auch österreichischer Staatsbürger. Was an Ihrem Wesen würden Sie als österreichisch bezeichnen?

Ich lebe hier, 2007 hab’ ich hier geheiratet, meine Kinder gehen hier zur Schule – aber was ist an mir österreichisch? Vielleicht, dass ich musikalisch bin?

Nach dieser Antwort könnten Sie auch Diplomat werden…

…(lacht), vielleicht wäre das was.

 

„Klassik am Dom“ 2018

 

23. Juni: Gala-Nacht mit Juan Diego Flórez und dem Symphonieorchester der Volksoper.
5. Juli: „Heimspiel 3.0“ – Martin Grubinger & The Percussive Planet Ensemble.
9. August: „Die lustige Witwe“ mit u. a. Annette Dasch, Daniel Schmutzhard und Oliver Pocher.

Karten: www.nachrichten.at/aboservice/tickets oder Tel: 0732/7805 - 805 und in den OÖN-Verkaufsstellen Linz, Wels und Ried. Rabatt für OÖNcard-Inhaber.

 

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