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Faust und Gretchen im Gefühlskino

Von Karin Schütze, 24. November 2018, 00:04 Uhr
Faust und Gretchen im Gefühlskino
Nadine Breitfuß (Gretchen) und Max Hamele (Faust) Bild: Helmut Walter

Goethes "Urfaust" als freche Tragikomödie am Linzer Theater Phönix.

Schier endlos ragt der Bücherturm gen Himmel, an den sich Faust in seinem Studierzimmer klammert und an dem er sich emporhanteln möchte. Alles, selbst Theologie hat er studiert. Doch was zum Teufel ist es, das die Welt im Innersten zusammenhält?!

Harald Gebhartl schickt den nach Höherem strebenden Doktor auf einen tragikomischen, flott bis klamaukig inszenierten Egotrip in seiner Fassung des "Urfaust" – mit Passagen aus Faust I und II samt Seitenhieben auf die neoliberal-globale Politik und einen US-Präsidenten mit satter Gage und goldener Guggenheim-WC-Leihgabe.

Üppigst ist die Rauchwolke, die des Pudels Kern preisgibt, mit Pathos eines wahren Mephistos würdig. Der wechselt, von seinem neuen Herrn gebührend auf Trab gehalten, zwischen Bong und Flachmann.

Gefühlskino und Tragödie

Auf Teufel komm raus wird in Auerbachs Partykeller gefeiert und zur schmissigen "You’re going to hell"-Hymne (Musik: Gilbert Handler) in der Choreografie von Doris Jungbauer in MusicalManier abgetanzt.

Verliebtheit haftet seit jeher das Irreale an: So erleben Faust und Gretchen ihre Annährung in Kinosesseln als großen Gefühlskino-Kitsch samt Rosenverkäufer. Eine kleine Faust-Parodie, die aber mit Gretchens eigentlicher Tragödie dem tief Ernsthaften weicht.

Auf jenes Puppenspiel der Faust-Sage, das Goethe als Kind zu seinem späteren Werk inspiriert haben soll, spielt eine Schaubude mit purpurnem Vorhang an, die im Bühnenbild von Gerald Koppensteiner zu Gretchens und Marthes biedermeierlicher Stube wird. Stilgetreu sind auch die Kostüme von Elke Gattinger.

Fausts Ego-Trip befeuert ein spielfreudiges Ensemble. Markus Hamele ist ein exzentrischer Faust, mit inbrünstigen Gefühlsausbrüchen. David Fuchs schrammt als sich windender Mephisto nah am Burn-out vorbei. Nadine Breitfuß ist ein schmerzlich unbedarft-naives, verliebtes Gretchen mit bravem Zopfkranz, dessen Flucht in den Wahnsinn als Kindsmörderin berührt.

Zwei schrille Travestie-Hexen und Faust umgarnende Studenten sind Adrian Hildebrandt und Felix Rank. Marion Reiser gibt besonnen die lebenserfahrene wie berechnende Marthe. Kräftiger Premieren-Applaus nach rund 100 kurzweiligen Minuten.

Fazit: Goethes "Urfaust" überzeugt am Theater Phönix als kurzweilige, freche Tragikomödie, in die viel Splapstick, Musical-Anspielungen und etwas Klamauk eingeflossen sind.

Nächste Termine: 24., 25., 28., 29. 30. 11.; 1., 2., 6., 7., 8., 9., 12. 12., je 19.30 Uhr; 5., 11. 13. 12., 11 Uhr, Karten unter 0732 666500, www.theater-phoenix.at

 

Goethes „Urfaust“

Rund 60 Jahre arbeitete Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) an seinem „Faust“. Erste Entwürfe entstanden zwischen 1772–75, angeregt vom Prozess gegen die Kindesmörderin Susanna Margaretha Brandt 1770. 1808 erschien „Faust I“. 1832, kurz nach seinem Tod, erschien „Faust II“.
Seinen „Urfaust“ hat Goethe selbst vernichtet. Eine Abschrift wurde jedoch 1887 im Nachlass des Weimarer Hoffräuleins Luise von Göchhausen gefunden, 1918 wurde sie in Frankfurt/Main uraufgeführt. Während „Faust I und II“ gereimt sind, finden sich im Urfaust viele Prosastellen, einige Szenen fehlen, der Fokus liegt auf Gretchens Tragödie.

 

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