"Exhibition": Liebe in Zeiten der Gegensprechanlage
Wie taucht man als Außenstehender in das Zusammenleben eines Paares ein? Die britische Regisseurin Joanna Hogg legt mit „Exhibiton“ ein Werk vor, das diese Frage im filmemacherischen Sinne auf unkonventionelle Weise beantwortet.
Obwohl die Form der Dokumentation dafür prädestiniert erscheint, ist „Exhibition“ ein Spielfilm, der auf angenehm überraschende Weise die Authentizität wahrer Intimität erzeugt. Hogg entführt das Publikum in ein Londoner Stadthaus, das von einer scheuen Perfromance-Künstlerin und einem umtriebigen Architekten G. bewohnt wird.
Verbunden sind ihre Leben, sprich ihre Arbeitstätten auf je einem eigenen Stock, durch eine Wendeltreppe und einer Gegensprechanlage. Nach 18 Jahren ist diese eingespielte Form des Zusammenseins bedroht: das Haus soll verkauft werden. Hogg inszeniert die dadurch aufwallenden Störungen für die Zuschauer, in dem sie die vierte Wand, die äußere Wand des Hauses, mit der Kamera verschwinden lässt, ohne sie baulich einreißen zu müssen. Obwohl man das Gefühl hat, Voyeur des Geschehens auf einer Schaubühne wie in Shakespeares Zeiten zu sein, werden die Dramen doch in aller Stille ausgetragen.
Es lohnt sich allemal, seine Sensoren für diese Unterschwelligkeit zu schärfen. (nb)
Großbritannien, 2013, 104 Minuten, EF, Regie: Joanna Hogg
Nächstes Screening: Di., 29.4., 20.15 Uhr, Movie 1