Es geht gar nicht um Armin Wolf

Von Peter Grubmüller   26.April 2017

Armin Wolf ist ein Journalist, der seinen Gesprächspartnern keine Gemütlichkeit gestattet. Seine Interviewtechnik kann man mögen oder auch nicht, ORF-Online-Chef Thomas Prantner verglich das ORF-Studio in einem profil-Interview jedenfalls mit einer "Anklagebank" und einem "Verhörraum". Zugleich mahnte er "Fairness, Korrektheit und Respekt" gegenüber Interviewpartnern ein. Der aus Niederösterreich stammende Prantner steht der FPÖ nahe, wenig überraschend also, dass er seine Zeit gekommen sah, um eine inhaltliche Koalition mit dem ehemaligen niederösterreichischen ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll einzugehen. Pröll hatte dem ORF nach seinem von Wolf keineswegs zimperlichen, aber inhaltlich legitim geführten Abschiedsinterview "gelenkten Journalismus" vorgeworfen.

Wrabetz’ laues Bekenntnis

Um journalistische Ethik geht es in dieser Debatte aber nicht, sondern um Macht, sonst hätte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nicht so lange mit einer Stellungnahme gewartet. Gestern war es dann doch so weit – "Armin Wolf wird nicht infrage gestellt", ließ Wrabetz gestern mitteilen. Gefragt nach den "Verhören", wollte der ORF-General seinen Mitarbeiter aber nicht aus der Schusslinie nehmen: "Bei einzelnen Diskussionen entstehen bestimmte Eindrücke. Das ist seine (Prantners, Anm.) Meinung. Ich würde es nicht so formulieren."

Im Gespräch mit den OÖNachrichten erzählt ein ORF-Redakteur, der nicht genannt werden will, dass Wolf, Chefredakteur Fritz Dittlbacher, "ZiB 2"-Chef Wolfgang Wagner und ORF-Redakteurssprecher Dieter Bornemann den ORF "in Geiselhaft" und Wrabetz sowieso im Griff hätten. In einem privaten E-Mail, das den OÖN vorliegt, schreibt Wagner nach der Anrede "Lieber Tommy" an Prantner: "Der Vergleich eines TV-Interviews mit einem Verhör ist total unpassend, eigentlich dumm." Und weiter: "Ins Studio kommen die Interviewpartner freiwillig, zu den Verhören wird man vorgeladen, gegebenenfalls zwangsvorgeführt, schlimmstenfalls aus der U-Haft."

Wolf, Dittlbacher, Wagner und Bornemann, über die auf den ORF-Gängen von der alkoholabstinenten "Apfelsaft-Fraktion" die Rede sei, wollen dem Vernehmen nach verhindern, dass Roland Brunhofer (einst Redakteur des Landesstudios Oberösterreich und bis Ende 2016 ORF-Landesdirektor in Salzburg) wie von Wrabetz vorgesehen zum Channel-Manager des ORF 2 aufsteige. Brunhofer tüftelt derzeit als Mitglied der Arbeitsgruppe "Transformation" Effizienzsteigerungsmaßnahmen im TV-Bereich aus. Als ORF-eins-Chefin ist Lisa Totzauer (bisher ORF-eins-Info-Verantwortliche) im Gespräch.

Wrabetz mag sich gestern nicht eindeutig auf Wolfs Seite geschlagen haben, um seine Personalpläne intern durchzubringen. Andererseits bekannte er offen, dass er vom Interview Prantners gewusst hatte. Auf dem Küniglberg wird gemunkelt, Prantner habe gar auf Auftrag gehandelt.
 

Zitate: Die Kritik aus den eigenen Reihen an Armin Wolfs Interviewtechnik – und wie sie kommentiert wurde

„Armin Wolf wird in seiner Funktion nicht infrage gestellt. Die Sendung ist erfolgreich, daher wäre es widersinnig, würde ich daran etwas ändern.“
Alexander Wrabetz, ORF-Generaldirektor

„Es ist unzumutbar für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wenn das TV-Studio wie ein Verhörraum oder eine Anklagebank wirkt.“
Thomas Prantner, ORF-Online-Chef

„Mit Verlaub: Der Vergleich eines TV-Interviews mit einem Verhör ist total unpassend, eigentlich dumm.“
Wolfgang Wagner, „ZiB 2“-Chef