Erfolgsautorin Christine Nöstlinger ist gestorben

13.Juli 2018

Die Beerdigung in ihrem Geburtsbezirk Hernals fand im engsten Familienkreis am heutigen Freitag statt, wie Nöstlingers Verlag Residenz mitteilt. "Mit ihr hat Österreich eine seiner international bedeutendsten literarischen Stimmen verloren", kondolierte Bundespräsident Alexander Van der Bellen noch am Abend via Aussendung: "Wer je eine Geschichte von Christine Nöstlinger gelesen oder vorgelesen bekommen hat, dem bleibt ihr sprachlicher Witz, ihr Humor in Erinnerung." Nöstlinger habe ein realistisches Bild des Zusammenlebens gezeichnet.

Nöstlinger habe die Kinder- und Jugendliteratur revolutioniert, schreibt ihr Verlag, indem sie sich mit kindlichen Bedürfnissen auseinandersetzte und Autoritäts- und Emanzipationsfragen aufgriff, sich Außenseiterfiguren widmete und auch Eheprobleme der Eltern sowie Kinder in schwierigen sozialen Verhältnissen darstellte. "Sie wurde zur prägenden Autorin der realistischen Kinder- und Jugendbuchliteratur, die sich auch gesellschaftskritischen und politischen Aspekten widmete", so der Residenz Verlag.

Dabei definierte sich die Autorin ungeachtet ihrer großen Erfolge am Buchmarkt für die nachwachsenden Leser stets als nicht "speziell kinderlieb". Dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - wurde die am 13. Oktober 1936 als Tochter eines Uhrmachers und einer Kindergärtnerin geborene Wienerin zu einer Stimme für Selbstbewusstsein, die ihren jungen Lesern auf Augenhöhe begegnete, seit sie 1970 ihren Erstling "Die feuerrote Friederike" veröffentlichte. Der Text war so erfolgreich, dass sie sich fortan dem Schreiben widmen konnte.

Im OÖN-Interview: "Ich war eine frustierte Hausfrau"

OÖN-Kulturredakteruin Julia Evers hat Christine Nöstlinger zu ihrem 80. Geburtstag interviewt. Hier können Sie das Interview lesen. 

Am Ende zählte ihr Oeuvre über 100 Werke, wobei zu den prägende Kindertiteln "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig" (1972), "Ein Mann für Mama" (1972) oder "Anna und die Wut" (1990) gehören. Nöstlinger beließ es nicht bei der Skizzierung einer heilen Kinderwelt, sondern reflektierte gesellschaftliche Zustände, kombinierte Milieuschilderungen mit Sozialkritik.

Dabei blieb ihr Werk nicht auf Kinderliteratur beschränkt. In ihrem autobiografischen Roman "Maikäfer, flieg" (1973) und dem Nachfolger "Zwei Wochen im Mai" (1981) verarbeitete die selbst definierte "Buchstabenfabrik" ihre Erinnerungen an die Kriegs- und Nachkriegszeit. Nöstlinger verfasste auch Drehbücher, Hörspiele und Theaterstücke und arbeitete für den Rundfunk und diverse Zeitungen und Magazine. Zu Nöstlingers bekanntesten Texten für Erwachsene zählen die Dialekt-Gedichtbände "Iba de gaunz oaman Kinda" (1974), "Iba de gaunz oaman Fraun" (1982) und "Iba de gaunz oaman Mauna" (1987) - und ihr Kochbuch "Ein Hund kam in die Küche. Kleines Köchelverzeichnis für Männer" (1996).

Entsprechend lang fiel die Liste der Ehrungen für die Erfolgsautorin aus. Vom Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur bis zum Astrid-Lindgren-Preis, den "Nobelpreis für Kinderliteratur", reicht hier die Ehrengarde.