Eine wichtige Begegnung mit der Vergangenheit

20.März 2018

"Weg von hier" (Wagner Verlag), das 2012 erschienene Buch der 2015 verstorbenen Linzer Jüdin Ilse Mass, geborene Rubinstein, ist eine gute Hilfe, um auch mit Kindern über finstere Kapitel der österreichischen Geschichte zu sprechen. Johannes Neuhauser hat seiner neunjährigen Tochter Hannah daraus vorgelesen, und das Mädchen beschloss, den Text auf der Bühne zu lesen und zu spielen.

Was Hannah mit ihrer Schwester Helene (14) und ihrer Mutter, der ehemaligen Landestheater-Schauspielerin Bettina Buchholz, nun mit "1938 – Weg von Linz" auf die Bretter der Tribüne Linz gestellt hat, ist die authentische Annäherung an das Schicksal geflüchteter Juden. Während der kurzen 80 Minuten spannt sich der Bogen von Ilses Kindheit in der Bismarckstraße, ihrem zunächst glücklichen Leben, bis der Vater kurz nach dem Anschluss den einst so freundlichen Kinderarzt der Familie mit den Nationalsozialisten marschieren sieht. Der Vater muss ins KZ Dachau, er wird von der Mutter befreit, und die Familie flieht nach Shanghai. Nach zehn Jahren landet Ilse mit ihrer Mutter in Israel.

In Filmen berichtet Mass selbst, besonnen und mit "goschertem" Witz. Günther Gessert taucht die multimedialen Szenen in sensible musikalische Atmosphäre. Weder aufs Tempo noch auf die Tränendrüse wird gedrückt, sondern der Abend gedeiht zum Glücksfall einer ernsthaften Begegnung mit der Vergangenheit. (pg)

"1938 – Weg von Linz", Regie: J. Neuhauser, Tribüne Linz. Weiterer Termin: 24. März, 19.30 Uhr, Info-Tel: 0699/11 399 844.