Eine ganze Branche zittert vor einer Steuererhöhung

Von Helmut Atteneder   30.Jänner 2015

Der Besuch eines Konzerts ist längst zum kleinen Luxus geworden. 100 Euro kostet etwa ein Ticket der australischen Hardrocker AC/DC, die mit ihrer "Rock or Bust"-Tour am 14. Mai in Zeltweg auftreten. Ziemlich genau fünf Jahre zuvor kostete das Ticket für das Konzert in Wels 79,90 Euro. Dazu noch ein nostalgischer Vergleich: Michael Jackson im Linzer Stadion war im Jahre 1988 350 Schilling pro Karte wert. Die exorbitanten Preissteigerungen der vergangenen Jahre sind einem Phänomen namens Internet geschuldet.

Gratis-Download statt CD-Kauf

"Früher gingen Künstler auf Tournee, um ihr neuestes Album zu präsentieren. Diese Auftritte wurden von Plattenfirmen sogar mitfinanziert, damit der CD-Verkauf angekurbelt werden konnte. Heute kauft kaum jemand mehr CDs, heute wird kostenlos im Internet heruntergeladen, deshalb schießen die Eintrittspreise so in die Höhe", erklärt Michael Ehrenbrandtner, Organisator der Clam-Konzerte, die Entwicklung. Jetzt schwebt ein neues Damoklesschwert über den Konzertveranstaltern und -besuchern. Die Veranstalter befürchten, dass sich eine steuerbedingte Anhebung der Ticketpreise auf den Besuch von Konzerten negativ auswirken wird.

Derzeit verhandelt die Steuerreformgruppe eine Erhöhung der Mehrwertsteuer. Statt bisher zehn Prozent könnten künftig bis zu 20 Prozent auf Eintrittskarten für Konzerte, Theater oder Opern aufgeschlagen werden. Das eingangs erwähnte AC/DC-Konzert würde dann 110 Euro kosten. Die SPÖ hatte die Thematik aufgegriffen, weil sie es als "sozial nicht treffsicher" eingestuft hat, wenn es verschieden hohe Mehrwertsteuersätze gibt. "Ob das kommt und in welcher Höhe, kann niemand sagen", weiß Michaela Berger, die Sprecherin von VP-Finanzminister Hans Jörg Schelling. Gestern trafen sich die großen Veranstalter des Landes in Wien zu einer präventiven Protestveranstaltung.

Auch "Kleine" sorgen sich

Andreas Egger, Geschäftsführer von "oeticket": "Bei jährlich 35 Millionen verkauften Karten wäre die Steuerverdoppelung eine echte Massensteuer. Es ist unerträglich, dass die Finanzierung einer Lohnsteuersenkung über diesen Weg zu einem relevanten Teil von den weniger vermögenden Menschen dieses Landes getragen werden soll."

Auch die kleinen Kulturvereine sehen der möglichen Steuererhöhung bang entgegen. Ulrike Jauker, Chefin des gemeinnützigen Kulturvereins Kikas in Aigen-Schlägl, sagt: "Wenn wir, so wie alle anderen, mit den Preisen hinaufgehen, dann werden sich bestimmt einige überlegen, ob sie nicht lieber zu Hause bleiben."