Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Eine Winterreise, die sich reizvoll der Düsternis entzog

Von Michael Wruss, 09. Juli 2018, 00:04 Uhr
Eine Winterreise, die sich reizvoll der Düsternis entzog
Pianist Rico Gulda hätte Sänger Schade noch mehr Impulse reichen können.

Tenor Michael Schade und Pianist Rico Gulda verliehen Schuberts Liederzyklus in Kremsmünster Tempo, Verve und viel Hoffnung.

Michael Schade ist sicherlich nicht der lyrische Liedtenor oder der zartbesaitete Romantiker. Er ist vielmehr der Interpret, der mit beiden Beinen in der Wirklichkeit steht und diese auch in Schuberts "Winterreise" entdeckt. Mit Rico Gulda am Klavier präsentierte er sie bei den Stiftskonzerten am Samstag im Kaisersaal des Stifts Kremsmünster.

Schades winterreisender Jüngling ist dabei kein an seinem Schicksal zerbrechender Verlierer, sondern ein Kämpfer, der sich gegen jede Unbill stemmt und seine Krise beinahe selbsttherapeutisch zu überwinden sucht.

Man kann spekulieren, ob das markant gesungene erste Wort "fremd" sicherheitshalber lauter als üblich intoniert wurde oder ob Schade sofort klarstellen wollte, dass diese Reise trotz düsterster Gedanken nicht im Tod endet...

Sein "Leiermann" im letzten Lied des Zyklus dreht wiederum unrhythmisch die Kurbel – als hätte er gefrorene Hände. Doch nicht langsam, sondern schnell, als wollte er sich Energie und Wärme einflößen, als würde er mit seinen Liedern alles Leid überwinden können. Der Leierkasten nicht als Symbol eines möglichen Todes, sondern für das unendliche Auf und Ab im Rad des Lebens.

Positiv in tiefster Depression

Dazu wählt Schade nicht nur bei seinem "Leiermann" durchaus zügige Tempi und gibt so den Liedern ein Moment der Hoffnung, eine gehörige Portion des Auflehnens. Diese Dramatik, die dynamisch manchmal die Grenzen des üblichen Liedgesangs sprengt, kommt einerseits der eher von der Oper geprägten Stimme des Sängers sehr entgegen. Andererseits schafft sie eine Atmosphäre des Drängenden, jugendlich Ungestümen selbst in tragischen Momenten, des positiven Denkens in tiefster Depression. Auch im Lied Nr. 15, der "Krähe", sieht Schade weniger ein Symbol des Todes. Er gestaltet es ungewöhnlich rasch. Fast so, als gäbe es die beklagte "Treue bis zum Grabe" gar nicht und als wäre es töricht, an der Hoffnung darauf zu zerbrechen.

Rico Gulda wandert als Pianist sehr aufmerksam mit Schade. Er reagiert punktgenau auf dessen doch mancherorts ungewöhnliche Gestaltung des Tempos, bleibt aber dennoch respektvoll, beinahe schüchtern im Hintergrund, was nicht nötig gewesen wäre. Durchaus hätten manche Impulse noch stärker vom meisterhaft gespielten Klavier ausgehen dürfen.

Fazit: Diese Winterreise wich von konventionellen Interpretationen ab. Das aber gerade verlieh ihr großen Reiz. Das spürte das Publikum, das die fulminant packende und stimmlich virtuose Gestaltung mit viel Applaus belohnte.

mehr aus Kultur

Burgtheater klagt: Teichtmeister erneut vor Gericht

„SOKO Linz“ mangelt es an Ideen

Auf einen Blick:  Alle Landestheater-Produktionen 2024/25

Hermann Schneider: "So etwas erleben Sie normalerweise nur in anderen Weltstädten"

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen