Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Eine Theater-Besessene

Von Karin Schütze, 17. August 2018, 00:04 Uhr

Ihre Jugend hat sie auf dem Stehplatz im Theater verbracht. Mit ihrer Hommage an Komponist Georg Kreisler "Fürchten wir das Beste!" gibt Regina Leitner drei Heimspiele in Oberösterreich. Mehr von ihrer Passion und ihrem Musikkabarett hat die Linzerin den OÖNachrichten erzählt.

Wie Mutter Theresa oder Schauspielerin wollte sie werden. Ein Gespräch über eine frühe Passion, eine musikalische Kindheit im Linzer Stadtteil Plesching und Georg Kreisler.

OÖNachrichten: Sie haben mit sechs Jahren Rollenspiel an der Musikschule Puchenau gelernt. War damals schon der Wunsch da, Schauspielerin zu werden?

Regina Leitner: Ich habe angeblich mit vier Jahren einmal gesagt, dass ich entweder so werde wie Mutter Theresa oder Schauspielerin. Ich hab’ mich dann doch für Letzteres entschieden (lacht). Ja, ich habe den Wunsch schon sehr bald gehabt. Von 13 bis 17 war ich meine ganze Freizeit auf Stehplätzen im Theater, hab’ mir manche Stücke bis zu 15 Mal angeschaut. Ich habe es gebraucht, das zu inhalieren. Im Theater Phönix habe ich auch früh Regieassistenzen gemacht, um hinter die Kulissen zu blicken, ob ich das wirklich machen will, oder ob es nur so ein Traum ist. Aber ich habe festgestellt: Ich will das wirklich, wirklich!

Nach Ihrem Abschluss an der Bruckneruni mit 23 Jahren waren Sie ein Jahr auf Musical-Tour mit "Roads". Wie hat Sie diese Zeit geprägt?

Ein halbes Jahr Amerika, ein halbes Jahr Europa. Ich habe das hauptsächlich gemacht, weil ich die Welt sehen wollte. Wir haben direkt bei Familien gewohnt. Die Menschen haben mich am meisten beeindruckt, wie wir miteinander umgehen. Die Show habe ich gar nicht so gern gemacht. Ich habe versucht, meine Vorurteile abzubauen.

Wie sind Sie zur Sängerin geworden?

Ich habe immer schon Gesangsunterricht genommen und wollte tanzen. Dass ich viele Musicals selber gespielt und choreografiert habe, hat sich so ergeben. Aber wenn ich Stücke gemacht habe, waren mir immer Musik und Singen wichtig. Das gehört für mich persönlich dazu – Bewegung, Singen und Schauspiel sind für mich wesentliche Punkte in meinem Leben.

Sind Sie erblich vorbelastet?

Mein Vater war Leiter der Telefonseelsorge. Bei großen Festivitäten und Jubiläen hat er mit seinem Kollegen immer Kabaretts gemacht, und er ist super musikalisch. Wir sind ein Drei-Mäderl-Haus und haben zu Hause unheimlich viel gesungen, auf den Autofahrten, drei- und vierstimmig. Ich durfte Akkordeon lernen und die Wege gehen, die ich wollte. Es galt: Mach’, was du willst und werde glücklich. Das ist sehr schön gewesen.

Sie sind auch Trainerin für Eurythmie. Lässt sich das in wenigen Sätzen erklären?

Eurythmie ist die Kunst, Sprache und Musik mit dem Körper durch Bewegung zum Ausdruck zu bringen. Sie schult die Eigen-, Gruppen- und Raumwahrnehmung und verbindet Geist und Körper. Diese Bewegungskunst wurde vor circa 100 Jahren von Rudolf Steiner entwickelt, dem Gründer der Anthroposophie. Ich habe jemanden gefunden, der mir das bodenständig nahegebracht hat, als Mittel, mich damit besser auf der Bühne auszudrücken.

Wie ist Ihre Liebe zu Georg Kreisler geweckt worden?

Als Kind habe ich Lieder von ihm gehört. In Schauspielbereich sind immer wieder Kreisler-Lieder an mich herangetragen worden. Davor haben wir alle immer den größten Respekt gehabt: Oh Gott, das ist so schwer! Der Text, das muss man sich alles merken! Es waren immer Angstnummern. Dann habe ich mich länger mit ihm als Mensch beschäftigt und gemerkt, was für eine tolle Persönlichkeit er ist. Und wie schade es ist, wie wenig er anerkannt und in Österreich geschmäht wurde.

Was waren die Gründe dafür?

Er hat seine Finger in Wunden gelegt, die keiner sehen und wahrhaben wollte. Als "Tauben vergiften" herauskam, 1956, soll ein Rezensent gesagt haben: "Herr Kreisler, wir leben hier in einer heilen Welt und nicht in einer, in der unschuldige Vogerl vergiftet werden." Daran merkt man, wir möchten hier schöne Hollywood-Filmchen mit Friede, Freude, Eierkuchen und nicht dorthin schauen, wo es eigentlich noch stinkt. Aber genau das hat er gemacht, dementsprechend wurde er in Österreich abserviert und hat in Deutschland und der Schweiz seine großen Erfolge gehabt.

Was wünschen Sie sich für Ihren Kreisler-Abend?

Mir ist wichtig, dass man Kreisler als Mensch spürt und kennenlernt und nicht nur ein paar Kreisler-Lieder hört. Dass auch seine Lebensgeschichte erzählt wird: Was hat ihn ausgemacht, was waren seine Lebensabschnitte, was hat ihn da bewegt?

Was beeindruckt Sie besonders?

Er hat Lieder geschrieben, die sind 60, 70 Jahre alt, und es ist, als hätte er sie gestern geschrieben für die heutige politische Situation, so toll hat er das damals formuliert. Ich finde, dass diese Themen gesungen werden müssen, um wachgerüttelt zu werden.

Sie leben in der Nähe von Basel. Wie nimmt man in der Schweiz die politische Entwicklungen
in Österreich wahr?

Hier ist dasselbe in Grün. Je kleiner, umso mehr will man sich abschotten – die kleine Schweiz erst recht, das kleine Österreich erst recht.

*****

HINTERGRUND UND TERMINE

Leben
Regina Leitner, Linzerin (41), war nach dem Schauspielstudium an der Bruckneruni in Marburg engagiert (2002–2010). In Linz inszenierte sie 2015 das Tanztheater „Der kleine Wassertropfen“ (Theater des Kindes). Als freischaffende Schauspielerin, Sängerin, Regisseurin und Eurythmietrainerin lebt sie mit ihrer Familie (zwei Töchter) bei Basel.

In OÖ
„Fürchten wir das Beste!“, eine Hommage an Georg Kreisler, mit Regina Leitner (Schauspiel, Gesang, re.) und Aline Koenig (Klavier): 1. 9., TheaterSpectacel Wilhering, 20 Uhr, Karten: 0699/10976739, theaterspectaceltickets.at; 2. 9., Kolpinghaus Linz, 18 Uhr, Karten: 0732/661885-250, kolpinglinz.at/verein 4. 9., Musikschule Steyregg, 19.30 Uhr, kbw-steyregg@gmx.at, 0732 641 200.

Georg Kreisler
In Wien geboren 1922, war als Komponist, Sänger und Dichter legendär für seinen schwarzen, tiefsinnigen Humor. Aufgrund seiner jüdischen Wurzeln musste er 1938 in die USA emigrieren. 1943 nahm er die US-Staatsbürgerschaft an. Als „Österreicher“ wollte er „auf keinen Fall“, wie er selbst sagte,
bezeichnet werden. 1955 kehrte er nach Europa zurück. Zu seinen bekanntesten Liedern zählen „Tauben vergiften“, „Wie schön wäre Wien ohne Wiener“ und „Der Tod, das muss ein Wiener sein“.

mehr aus Kultur

"Tanz pulsiert in jedem Moment" in Brasilien

 "Kottans Kiberer" und dieFröschinnen der Fledermaus

Wolfgang Gurlitt: Kunsthändler und Profiteur

Meister des Stahls: Richard Serra ist tot

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen