Eine Milliarde Streams pro Woche und mehr Hits als die Beatles: Wer ist Drake?
Der kanadische Rapper ("God’s Plan") etabliert sich als Superstar des Streaming-Zeitalters.
Kein Musiker wird derzeit weltweit so oft gehört wie Drake. Unfassbare 1,06 Milliarden Mal wurde das neue Doppel-Album "Scorpion" des kanadischen Rappers in der ersten Woche seit Veröffentlichung gestreamt. Es ist das erste Werk in der Musikgeschichte, dem dies gelungen ist. Alle 25 "Scorpion"-Songs landeten in den "Hot 100" der US-Hitparade, sieben davon gleichzeitig unter den besten zehn. Damit hat der 31-Jährige aus Toronto den Rekord der Beatles aus dem Jahr 1964 übertrumpft, die fünf Top-Ten-Singles landen konnten. Zahlen, die verdeutlichen: Drake ist der unangefochtene Superstar des Streaming-Zeitalters! Doch wer ist der Mann, der in seiner Karriere circa 200 Millionen Tonträger verkauft hat und mit Songs wie "God’s Plan" oder "Nice For What" Rekorde pulverisiert? Worin liegt seine Faszination, die ihn auf beiden Seiten des Atlantiks an die Spitze der popkulturellen Nahrungskette gehievt hat?
Der Schlüssel für den Erfolg liegt im Fall des im Oktober 1986 als Aubrey Drake Graham geborenen Künstlers in seiner Fähigkeit, mit Leichtigkeit verschiedenste Rollen zu verkörpern. Nicht umsonst ist seine "Scorpion"-Platte in zwei musikalisch komplett unterschiedliche Seiten aufgeteilt. Drake funktioniert zu gleichen Teilen als fescher Ladykiller, der mit sanften R&B-Rhythmen singend die Damenwelt betört, und als hart rappender Hip-Hop-Mogul, der sich öffentlichkeitswirksam mit Kollegen anlegt. Er ist eine globale Berühmtheit, die es geschafft hat, sich das Schildchen des hart arbeitenden Außenseiters umzuhängen. Mit Zielsicherheit greift der Fan der "Toronto Raptors" die spannendsten Strömungen zeitgenössischer schwarzer Musik auf, gleichzeitig vermeidet er aber dezidiert politische Statements gegen die Unterdrückung der "black community", wie sie etwa Jay-Z artikuliert. Drake bedient keine spezielle Demografie – er ist der Superstar, auf den sich alle einigen können!
Zwischen den Welten
Dass sich diese divergierenden Identitäten nicht im Weg stehen – und damit in Unglaubwürdigkeit resultieren –, liegt an der Biografie Drakes. Der Sohn eines afroamerikanischen Musikers und einer weißen jüdischen Lehrerin kam in schwierigen Verhältnissen zur Welt, übersiedelte später aber in ein wohlhabenderes Viertel Torontos. "Ich habe nirgends hineingepasst, wurde nirgendwo akzeptiert", verriet er dem "Guardian". Aufgewachsen zwischen den Welten, verhandelt er diese kulturelle Zwiespältigkeit und Zerrissenheit heute glaubhaft und angenehm plattitüdenfrei in seinen Songs. Mit dieser Lebensnähe spricht er Millionen Menschen aus der Seele.
Für das Musikbusiness verkörpert Drake Fluch und Segen. Als einer von wenigen Acts in einer sich ausdifferenzierenden Musiklandschaft besitzt er eine Anziehungskraft, die über Länder, Geschlechter und Genres hinweg funktioniert. Gleichzeitig schert sich der Kanadier nicht um Branchenregeln. Interviews verweigert er bis auf wenige Ausnahmen, mit dem Streamingdienst Apple Music hat er in Negierung aller großen Plattenfirmen einen Exklusivvertrag zur Erstveröffentlichung seiner Musik abgeschlossen. Auch dem klassischen Album-Format sagt Drake den Kampf an, wie es sich für den ersten Superstar des Streaming-Zeitalters gehört. Drei seiner acht Werke erschienen nur online – und schossen trotzdem direkt an die Spitze der US-Charts.
Zahlen und Fakten
1,06 Milliarden Mal wurde Drakes neues Doppelalbum "Scorpion" in der ersten Woche nach Erscheinen am 29. Juni auf Spotify und Apple Music gestreamt. Weltrekord!
200 Millionen Tonträger hat der 31-Jährige bisher verkauft. Alle fünf regulären Studioalben – beginnend mit dem Debüt "Thank Me Later" aus dem Jahr 2010 – plus drei Online-Mixtapes von Drake landeten an der Spitzenposition der US-Hitparade.
186 verschiedene Songs konnte der Kanadier bis dato in den US-Charts platzieren. Darunter die Nummer-eins-Hits "Nice For What", "God’s Plan" und "One Dance".
100 Millionen Dollar soll laut "Forbes"-Magazin das Privatvermögen von Drake betragen.