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Einbahnstraße der Verkommenheit

Von Peter Grubmüller, 19. Oktober 2018, 00:04 Uhr
Einbahnstraße der Verkommenheit
Samuel Pock als Gfrast Alfred, Paula Kühn ist die zum Unglück verdonnerte Marianne - hinten: Kristin Henkel techtelt als Deutscher mit der für alle Männer empfänglichen Trafikantin Valerie (Rudi Müllehner). Bild: Winkler

Im Stehen beklatschte Tribüne-Premiere von Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald".

"Was haben diese innerlich durch und durch faulen Lemuren, diese Sumpfblüten, die in jeder Großstadt gedeihen können, mit dem Volk der Wiener zu tun?", fragte die zornige Wiener Kritik 1948 nach der österreichischen Erstaufführung von Ödön von Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald". Das bereits 1931 in Berlin uraufgeführte Stück löste einen der wildesten Skandale in der österreichischen Theatergeschichte aus. Derlei Aufregung provoziert Horváths Text nicht mehr, zum Typen- und Spiegelkabinett menschlicher Niedertracht taugt er für allezeit.

Dämonische Großmutter-Hexe

Die Tribüne Linz klopft diesen Stoff in der Regie von Cornelia Metschitzer auf Aktualität ab – und gewinnt. Die kargen Mittel des Theaters zwingen zu Improvisationen und kitzeln die Fantasiebegabung des Publikums. Die große Anzahl an aufmarschierendem Personal stemmen die Darsteller mit gewaltigem Einsatz. Alle sind viele, angeführt vom gewaltigen Rudi Müllehner. Grandios wechselt er zwischen in die Jahre gekommener Trafikantin Valerie mit naivem Mädchenherz und dämonischer Großmutter-Hexe, die am Ende Mariannes Baby auf dem Gewissen haben wird.

"Wenn der Herrgott net will, nutzt es gar nix", singt Müllehner zum Auftakt, als sei die Schuld der Gfraster Alfred, Oscar (Fleischhauer) oder des Zauberkönigs auf eine höhere Macht abzuwälzen. Austropop von Danzer über Fendrich bis zum "Soits leben" von Seiler und Speer bleibt drei Stunden lang der Ton der Spirale, in der Marianne immer tiefer geschubst wird.

Dem Fleischhauer (Andreas Lughofer, solide, aber zu ungefährlich) versprochen, vom Zocker Alfred (begeisternd raffiniert: Samuel Pock) ausgespannt, vom Vater (Zauberkönig/der edle Eugen Victor) verstoßen, im Hurenhaus aufgeschlagen – so weit die Biografie der Frau, um deren Schicksal sich niemand schert, weil alle mit der Politur ihrer glänzenden Fassaden beschäftigt sind. In der Rolle der Marianne (auch Mutter und Conférencier) ist Paula Kühn zu verliebt und zu verzweifelt. Als ihrem Körper die Widerstandskraft entweicht, ist sie eine Wucht.

Zwei Metallkäfige auf Rädern, zwei Bänke, zwei Tische – mehr Bühnenbild ist nicht drinnen, und trotzdem entstehen Stube, Fleischhauerei, Trafik und Picknick-Wiese vor dem inneren Auge. Nach gut drei Stunden applaudiert das Publikum im Stehen.

Fazit: Flotte Horváth-Variante, fantasievoll eingerichtet und vom herausragenden Rudi Müllehner getragen.

"Geschichten aus dem Wiener Wald", Volksstück von Ödön von Horváth, Regie: Cornelia Metschitzer, Premiere: 17. Oktober, Tribüne Linz. Termine: 19., 20., 24., 25., 29., 30. Oktober; 5., 6., 14., 18., 19., 23., 27., 29. November, 5., 8. 13. Dezember, Karten-Tel: 0699/11 399 844, www.tribuene-linz.at

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