Ein stehender Lift als Start eines brillanten Geplänkels mit Tiefgang

Von Nora Bruckmüller   14.Juli 2012

Sofort drängt sich eine Frage auf: Wird das gebotene Spiel den kleinen, leeren Raum mit genügend Leben erfüllen können? Die Antwort ist eindeutig: Ja. Die steckengebliebene Kabine wird für eine erfolglose Schauspielerin in den besten Jahren (Birgit Zamulo) und einen lebensmüden Praktikanten ohne Zukunft und Liebe (Ljubisa Grujcic) zur Arena, in der sie gekonnt aus den Gegensätzen ihrer Leben Pointen für das Publikum schöpfen.

Zamulo spielt perfekt die emotional explodierende, quasselnde kleine Frau, mit der man nicht länger als nötig zusammen sein will. Grujcic stellt ihr die nötige Lässigkeit und Nonchalance entgegen. Dabei gelingt Regisseurin Heidelinde Leutgöb das Kunststück, das permanente Geplänkel der Charakterköpfe in gut einer Stunde kurzweilig zu inszenieren.

Dank gebührt auch den tiefgründigen Themen, die Hammerl mit ihrem Text beisteuert: Rassismus, das Altern, Einsamkeit, Schönheitsideale, prekäre Dienstverhältnisse und nicht zuletzt Selbstbestimmung und Sinn. Denn wenn die Figuren die Frage „Wo genau stehen wir?“ stellen, bezieht sich das nicht bloß auf die Höhe des steckengebliebenen Lifts, sondern auch auf das Leben selbst. Die Inszenierung motiviert den Besucher, sich dies ebenfalls zu fragen.

Sommertheater im Rosengarten: Liftstopp, Regie: Heidelinde Leutgöb, 12. 7., Termine: 14./19.-21. 7.

OÖN Bewertung: fünf von sechs Sternen