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Ein schrecklich normaler Nationalsozialist

Von Christian Schacherreiter, 04. März 2014, 00:04 Uhr
Ein schrecklich normaler Nationalsozialist
Ludwig Laher, 1955 in Linz geboren, lebt in St. Pantaleon. Bild: Privat

Literatur: Ludwig Laher macht mit seinem Roman "Bitter" aus einem Einzelfall ein politisches Phänomen plausibel.

In seinem neuen Roman "Bitter" fragt Ludwig Laher, wie ein aufgeweckter, sozial integrierter und interessierter junger Mann innerhalb weniger Jahre zum Kriegsverbrecher und Massenmörder wird und nach Kriegsende mit einer Selbstverständlichkeit zur Tagesordnung zurückkehrt, als wäre alles nur ein Versehen gewesen. Am Ende steht ein dickes Fragezeichen. Trotz aufwändiger Recherche, kluger Fakteninterpretation und präziser politischer Vorstellungskraft.

Der Mann heißt Friedrich Bitter. Er stammt aus einer christlich-sozialen Familie, besucht in Wilhering und Ried im Innkreis das Gymnasium, erweist sich als intelligent und ehrgeizig, bringt es zum Doktor der Rechtswissenschaft und sympathisiert schon in den zwanziger Jahren mit dem Deutschnationalismus. Obwohl er während des Ständestaats im Staatsdienst arbeitet, wird er illegaler Nazi und macht nach dem Anschluss flott Karriere. Als Gestapochef von Wiener Neustadt führt der Familienvater und Frauenfreund erste Folterungen durch, und parallel zu seinem Aufstieg potenzieren sich seine Verbrechen. Ihren Höhepunkt erreichen sie, als Bitter, SS-Sturmbannführer und Gestapo-Chef – zuerst in Charkow, dann in Verona – maßgeblich an Massenmorden beteiligt ist.

Opfermythos

Nach Kriegsende scheint es eng zu werden für Bitter, aber dann nimmt seine Geschichte jenen Verlauf, der für viele NS-Verbrecher typisch ist: Bitter schafft es, sich vor dem Volksgericht herauszureden. Er ist ein Meister des Beschönigens, Bagatellisierens und Uminterpretierens. Letztlich stellt er sich selbst als Opfer dar. Und nicht nur das Netzwerk ehemaliger Kameraden hilft Bitter, sondern auch eine Justiz, die – teils desinteressiert, teils umnebelt vom österreichischen Opfermythos – ihrer Aufgabe halbherzig nachkommt. Als Bitter 1957 stirbt, steht auf der Parte: "Sein Leben war nur aufopfernde Liebe und treueste Pflichterfüllung." Man könnte kotzen.

Nicht zum ersten Mal entscheidet sich Laher für ein halbdokumentarisches Erzählverfahren, dennoch handelt es sich um einen Roman, denn Laher nimmt sich die Freiheit, Quellenlücken mit eigenen Vermutungen zu füllen und Situationen szenisch zu veranschaulichen. Ganz bewusst setzt er auch eine riskante Erzählperspektive ein. Eine auktoriale Erzählerfigur zitiert sarkastisch die Perspektive der Täter. Natürlich weiß man, wie Laher das meint, aber nicht jeder Leser wird es goutieren. Ob Banalität des Bösen oder Skrupellosigkeit aus krankhaftem Ehrgeiz, emotionale Kälte oder heiße Lust aufs Quälen – so wie bei vielen NS-Verbrechern ist auch im Fall Bitter die "Qualität" der kriminellen Energie nicht restlos zu klären. Aber Laher gelingt das Mögliche: Er macht einen konkreten Einzelfall als repräsentatives politisches Phänomen plausibel.

Ludwig Laher: "Bitter", Roman, Wallstein, 238 Seiten, 20,50 Euro.

OÖN Bewertung:

Laher liest

Mit seinem Roman „Bitter“ absolviert Ludwig Laher im März eine Lesungsreise durch Oberösterreich: 11. 3.: Ried im Innkreis (Riedberg-Pfarrsaal, 20 Uhr), 12. 3.: Wels (Schloss Puchberg, 20 Uhr), 20. 3.: Linz (StifterHaus, 19.30 Uhr), 21. 3.: Ostermiething (KultOs, 20 Uhr).

 

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14  Kommentare
14  Kommentare
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Gugelbua (31.930 Kommentare)
am 05.03.2014 15:37

traurig

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expertefueralles (18.161 Kommentare)
am 05.03.2014 15:21

Sie werden nicht gesperrt, weil Sie sich mit jemandem anlegen.

Sie werden laufend gesperrt, weil Sie andere Menschen (vorzugweise jene mit anderer Meinung) beschimpfen, verleumden, verunglimpfen, ... .

Fazit: Es liegt an Ihrer Tonlage.

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DemokratieFuerOOe (357 Kommentare)
am 06.03.2014 08:37

Dann müssten meine "Lieblings"-Gegner auch alle gesperrt werden. Jene, die mir einen Arzt empfehlen, oder sonstige faschistische Bemerkungen, Verleumdungen, oder Desavouierungen machen.

Es liegt daran, dass ich faschistische Aussagen ALS SOLCHE benenne. Aber nach dem Motto "nicht sein kann, was nicht sein darf" verschließen die OÖN-ZENSURIXE hier einfach die Augen und töten lieber den Überbringer der schlechten Botschaft , als die Botschaft selbst als Katastrophe zu begreifen!

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( Kommentare)
am 05.03.2014 14:33

bemühe dich und du wirst dein ziel erreichen grinsen

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expertefueralles (18.161 Kommentare)
am 05.03.2014 15:29

Sie vertreten wahrhaft demokratische Werte.

Sie wollen Menschen mit anderen Meinungen (mund-)tot machen.

Das was Sie fordern, fordern in der Regel jene, die Ihnen angeblich zutiefst zuwider sind - Faschisten.

Ihr Glück ist es, dass Sie keiner ernst nimmt.

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 05.03.2014 15:53

immer das selbe mit dem netten Herrn ! ;(

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sunnyboy (2.719 Kommentare)
am 04.03.2014 11:02

darin, dass "Faschismus" für ALLES und JEDES herhalten muss, das den Linken und Grünen nicht in den Kram passt. Die Nazi und Faschismuskeule ist scheinbar das Allheilmittel gegen Ideen und Vorschläge, die nicht "aus Linie" sind. Leider!

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DemokratieIstStark (34 Kommentare)
am 04.03.2014 08:36

Selbst BILDUNGS-NAHE Menschen können dem Faschismus verfallen, wenn sie über eine andere Form der Persönlichkeits-Störung „verfügen“, denn Dummheit!
Aber BILDUNGS-FERNE sind faschistischer Propaganda völlig hilflos ausgeliefert!

Insofern MÜSSEN Anti-Faschisten den Faschisten RIGOROS ENTGEGEN TRETEN, weil es prinzipiell einfacher ist, den Mob NICHT ZU FASCHISTEN WERDEN ZU LASSEN, als ihn aus dem Faschismus zurückzuholen.

In Österreich haben wir erste Chance ohnehin nicht genützt!

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( Kommentare)
am 04.03.2014 09:03

Österreich ist nicht faschistisch geprägt du Wichtigtuer !

ps. schön das dich niemand mehr ernst nimmt grinsen

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DemokratieFuerOOe (357 Kommentare)
am 06.03.2014 08:23

... können, WIE SIE WOLLEN, und von den OÖN NICHT gestrichen werden traurig traurig traurig , werde ich im Anschluss auch meine schon zwei, drei Mal ZENSURIERTE Antwort wiederholen.

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DemokratieFuerOOe (357 Kommentare)
am 06.03.2014 08:25

…, echauffierte sich @69. Das sehe ich aber GANZ anders

Ausgehend von der FPÖ …

(konkret: seit Haider 1993 – Hinweis: Ausländervolksbegehren – erkannt hat, dass man mit Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und „unspezifischem Schlag-um-mich“-ismus, eine Heerschar an Verstandes-befreiten Stammtisch-Brüdern und –Schwestern „locken“ kann)

… ist der „vernünftige Umgang mit dem Ungewohnten“ einem faschistischen Ausgrenzungs- und Zusammenrott-Ritual (Nationalismus) gewichen.

LEIDER hat Schüssel diese Partei „hoffähig gemacht“ (unter unsäglichen Schmerzen, die Österreich wegen dieser Machtgeilen erleiden musste (Sanktionen)), und damit die Grenze, was man noch sagen darf, und was nicht mehr, ganz weit nach rechts geschoben.

Der heute die FPÖ wählende Mob war früher ein unauffälliger, und auch ruhiger SPÖ-Wähler. Erst durch die Manipulation durch die FPÖ ist darauf ein grausam faschistisches Potenzial gewachsen.

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DemokratieFuerOOe (357 Kommentare)
am 06.03.2014 08:32

… könnt ihr unter „ Norbert Steger ist 70: Entfremdung und Versöhnung nachlesen, warum die FPÖ-vor86 und die FPÖ-nach86 zwei VÖLLIG VERSCHIEDENE PARTEIEN sind:

Steger: er war Jörg Haiders liberaler Erzfeind
• Steger: war 1968 einer der Gründer des Atterseekreises, der das Gegengewicht zur deutschnationalen Mehrheit bilden sollte
• Steger, …, verstand sich immer als Liberaler
• Der aus Goisern gebürtige Beutekärntner Jörg Haider machte Steger innerparteilich jahrelang das Leben schwer
• Stegers Ankündigung, die "Kellernazis" aus der FPÖ zu vertreiben, machte die rechten Recken fuchsteufelswild. "Steger muss weg!"
• Oberösterreicher und Steirer setzten die Kampfabstimmung am Parteitag 1986 durch. Haider siegte, Steger wurde zur Hassfigur. In den Neunzigerjahren trat der erfolgreiche Anwalt aus der Partei aus.

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DemokratieFuerOOe (357 Kommentare)
am 06.03.2014 08:33

... aus den blaunen Ecken dieses Landes. MEHR BEWEISE solltet selbst ihr nicht mehr brauchen.

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DemokratieIstStark (34 Kommentare)
am 04.03.2014 10:57

...., und es gibt sie trotzdem!

Aber du hast Recht! Die Politik, die Exekutive, die Judikatur tun alle wirklich so, als gäbe es KEINE FASCHISTISCHE Bewegung in Österreich. traurig LEIDER!

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