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Ein Mordsspektakel im wahrsten Sinne

Von Lukas Luger, 09. April 2018, 00:04 Uhr
Ein Mordsspektakel im wahrsten Sinne
Das "Assassins"-Ensemble ging der Frage nach, ob man mit der Hand am Abzug wirklich die Welt verändern kann. Bild: Winkler

Gelungene Premiere des makabren Musicals "Attentäter (Assassins") im Schauspielhaus.

Die Szenerie: ein verruchter Keller-Club, der aussah, als könnte jeden Moment Al Capone auf ein Glaserl Hochprozentiges vorbeikommen. Doch es war nicht der Mafiosi, sondern der amtierende US-Präsident (Radio-Urgestein Walter Witzany), der sich samt Trump-Masken tragender Entourage in die Sessel lümmelte und erwartungsvoll auf die kleine Kabarettbühne blickte. Vor ihren Augen, und jenen der Besucher am Samstag im Schauspielhaus, entspann sich in den folgenden 90 Minuten eine makabre Stück-im-Stück-Revue über US-Präsidenten-Attentäter aus zwei Jahrhunderten. Die Linz-Premiere von Stephen Sondheims kontroversem Musical "Attentäter (Assassins)" überzeugte in der Regie von Evgeny Titov als rasantes, aufgrund unzähliger Kostüm-, Rollen- und Zeitwechseln doch stellenweise wirres Mörder-Tohuwabohu.

Werben um Verständnis

In stakkato-artiger, oft nicht-chronologischer Abfolge betraten Attentäter unterschiedlichster Motivation, Geschlecht und Treffsicherheit die von Eva Musil in Schwarz-Weiß gehaltene Bühne. Unterstützt vom "Schießbudenbesitzer" (Christian Manuel Oliveira) und dem "Balladensänger" (fantastisch lässig: Gernot Romic) legten sie singend ihre Motivlage dar, warben um Verständnis für ihre Taten. Schließlich gelte ja in den USA: "Jeder hat das Recht, sich frei zu entfalten." Warum denn nicht mit der Waffe in der zitternden Hand? Die illustre Attentäter-Armada führten Lincoln-Mörder John Wilkes Booth (Christian Fröhlich) und dessen Gehilfe David Herold (Wenzel Brücher, später noch als Charles Manson zu sehen) an. Gefolgt von Charles Guiteau, den Rob Pelzer superb als religiösen Spinner – "Ich geh ein in Gottes Garten" schmetternd – zum Galgen geleitete. Seiner italienischen Wurzeln besann sich Riccardo Greco, der mit starkem Akzent und ebensolcher Stimme in die Rolle des Roosevelt-Attentäters Guiseppe Zangara schlüpfte. Wenig geschickt stellten sich Sara Jane Moore (Ariana Schirasi-Fard) und Squeaky Froome (Ruth Fuchs) an, die erfolglos versuchten, Gerald Ford zu meucheln, und beide leider nur Kurzauftritte verbuchten. Emotionaler Höhepunkt? Sicherlich Peter Lewys Prestons Auftritt als Anarchist Leon Czolgosz, der zuerst im "Gun Song" die katastrophale Situation der Arbeiterklasse anprangerte und später all seine Verzweiflung im tödlichen Schuss auf den verhassten Präsidenten William McKinley entlud.

Video: Ein äußerst kontroverses Stück Musiktheater steht im Schauspielhaus des Landestheaters Linz auf dem Programm: Stephen Sondheims Musical "Attentäter" ist eine musikalische Revue voll schwarzen Humors.

Gipfeltreffen der Wahnsinnigen

Im Fokus der ruhigeren zweiten Hälfte stand ein Gipfeltreffen der Wahnsinnigen, angesiedelt je nach Deutung im Himmel oder einer Art Vorhölle. Ihre Kostüme gegen weiße Ganzkörper-Bodys getauscht, forderten die Attentäter mit "Eine andre Art von Hymne" den Respekt der Geschichte ein, um nicht als Versager und Irre in dieselbe einzugehen. Ein heuchlerisches Ansinnen, wie die zynische Schluss-Pointe um den jungen, verführten Lee Harvey Oswald (Elias Poschner) gnadenlos enthüllte.

Zusammengehalten wurde dieses Mordsspektakel von Borys Sitarskis exzellenter "Black Beauty & Friends"-Band, die mit einem flotten Mix aus Ragtime, Country, und klassischen Musical-Melodien das ideale Fundament bereitete.

Musical-Premiere: Stephen Sondheims "Attentäter (Assassins)" in der Regie von Evgeny Titov, Schauspielhaus Linz, 7.4.

OÖN Bewertung:

 

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