Ein Geigenrebell, der keiner sein will

Von Julia Evers   27.April 2013

Privatleben, Kindheit, Klassik: Diese drei Themen sind im Interview mit David Garrett tabu. Zu oft hat er vor Kameras davon berichtet, wie ihn sein Vater als kleines Kind Stunde um Stunde zum Geigeüben gezwungen hat. Zu oft davon, dass er seine Vergangenheit als Klassik- Wunderkind gar nicht als Wunder, sondern als das Ergebnis von Talent, gepaart mit sehr harter Arbeit, empfindet. Zu oft Gerüchte in der Klatschpresse über angebliche Liebschaften dementiert.

Jetzt will David Garrett, der eigentlich als David Christian Bongartz im deutschen Aachen auf die Welt kam, über Musik reden. Genauer über sein Crossover-Projekt „Music“, das ihn am 11. und 12. Mai nach Linz in die Tips-Arena bringt.

Pop- und Rock-Melodien auf der Geige haben sich als Erfolgsrezept des 32-Jährigen erwiesen. Unterstützt von bombastischen Inszenierungen, begeistert er bei seinen Konzerten Tausende Zuseher. Die Music-Tour in Linz soll noch einen Schritt größer werden, noch gigantischer: „Wir haben zum ersten Mal ein Feuerwerk, wir haben Pyrotechnik, geile Musik, großes Orchester, Big Band, Tänzer, große Videoleinwand mit vorproduzierten Videos, viele aufregende Sachen“, kündigt Garrett an.

Im Zentrum all dieser Inszenierungen steht er: Jeans, langer Mantel, Kapuzenpullover, lange blonde Haare und ein Totenkopfring: Das Bild, das David Garrett in den Medien von sich zeigt, hat wenig mit dem Klischee eines Geigers zu tun. „Ich bin sicher nicht vom Typ her der traditionelle klassische Musiker, zumindest sieht man mich nicht so. Von der Essenz her verhalte ich mich wie jeder gute Musiker, sprich: mir ist das, was ich auf der Bühne mache, ganz wichtig“, sagt Garrett.

„Der Geigenrebell“ tauften ihn seine Vermarktungsfirma und die Medien, er selbst kann mit diesem Begriff wenig anfangen: „Die Definition von Rebell würde ich jetzt gerne mal wissen. Ich mache die Sachen, auf die ich Lust habe. Ich habe immer einen Plan, den ich durchziehe, gegen alle Widerstände, und das läuft sehr gut, insofern beschwere ich mich nicht.“

Es läuft in der Tat ausgezeichnet: Seine Vermarktungsfirma bejubelt eine Million verkaufte Tickets in den vergangenen fünf Jahren, seine Alben klettern in den Charts bis ganz nach oben. Dass seine Rekordzeit als schnellster Geiger der Welt beim Spiel von Rimski-Korsakows „Hummelflug“ schon unterboten wurde, ist da Nebensache, dass David Garrett angeblich darunter leidet, dass ihn die Klassik-Welt nicht mehr als einen der ihren sieht, könnte es auch sein.

Bis zu acht Stunden täglich hat Garrett seit seinem vierten Geburtstag täglich auf der Geige geübt. „Es gab Zeiten, in denen ich das in der Vergangenheit getan habe und in denen ich das auch heute noch tue. Es kommt immer darauf an, wie das mit den Reisen organisiert ist. Wenn du fünf Stunden im Wagen sitzt, willst du danach nicht gleich üben, sondern auch entspannen, spazieren gehen, laufen.“

Bei seinem letzten Linz-Besuch hat er ebendieses an der Donaulände getan, eine Freiheit, die dem Stargeiger und Frauenschwarm immer noch möglich ist. „Ich versuche mir meist den Tag so angenehm und so normal wie möglich zu gestalten. Denn abends geht es ja doch auf die Bühne und da brauchst du vollste Konzentration. Eine gesunde Mischung aus normalem Alltag und Arbeit ist wichtig, damit du im Kopf ausgeglichen bist“, sagt er.

Seine Disziplin sei es, die ihn zum Üben bringt, Disziplin und ein bisschen Glück, die Mischung, der er sein Aussehen zu verdanken habe.

Eigentlich hätte sein großer Bruder der Geiger in der Familie werden sollen. Er ist jetzt Anwalt in New York, jener Stadt, in der auch Garrett seinen Wohnort nennt. Neid auf das normale Leben des Bruders kennt Garrett nicht: „Ich beneide niemanden. Das ist ein Wort, das mir völlig fremd ist. Neid ist etwas sehr Destruktives, da verliert man sehr viel Zeit, die man mit sich verbringen kann. Ich habe meinen Bruder unglaublich lieb und der ist super zufrieden mit dem Leben, das er führt. Ich kann mir ein anderes Leben sehr schwer vorstellen, ich habe so lange das gemacht, was ich mache.“ Einen Plan für ein Leben nach oder neben der Musik hat Garrett nicht: „Mein Leben besteht darin, dass ich Musik mache, zu 100 Prozent.“ Am 11. und 12. Mai darf man in Linz ein paar mitreißende Takte daran teilhaben.

Konzert

Die OÖNachrichten präsentieren den Stargeiger David Garrett am 11. und 12. Mai in der Linzer Tips-Arena. Der mehrfache ECHO-Preisträger will mit seinem neuen Crossover-Programm „Music“ und rund 15 neuen Stücken begeistern. Auch Teile des Soundtracks zum Film „Der Teufelsgeiger“ über Niccólo Paganini sind zu hören. Karten 0732 /7805-805 oder im Internet unter nachrichten.at/tickets.