Ein Engländer malt sich das Mühlviertel als Heimat aus

Von Peter Grubmüller   13.Juni 2017

Ein Gespräch über Licht kann sich mit John Owen zu einem philosophischen Dialog auswachsen. Und am Ende hat man das Gefühl: Dieser Mann sieht mehr als die meisten. Owen wurde 1947 in Yorkshire in England geboren und wuchs im hügeligen Peak District im Norden der britischen Insel auf, insofern fühlt er sich im Mühlviertel von landschaftlicher und klimatischer Heimat umgeben. In Freistadt betreibt der ehemalige Chemiker der pharmazeutischen Industrie seit vier Jahren seine eigene Galerie – vorrangig mit eigenen Werken. Owen war 27 Jahre alt, als er hierher kam – zusammen mit seiner Frau, einer Wirtstochter aus Bad Leonfelden, die in England als Au-pair gearbeitet hatte. "Jeder, der wie ich damals völlig unvorbereitet, aber verliebt in ein fremdes Land geht, der spürt irgendwann, dass ihm die Heimat fehlt", sagt Owen. Seit 1967 verstorbener Vater, der ihm einst zum "anständigen Beruf" und damit zum Chemie-Studium geraten hatte, sagte auch: "Wenn du nichts anderes tun kannst, bleibt dir immer noch die Malerei." Also eroberte sich Owen seine neue Heimat mit Pinsel und Farbe, sogar so meisterhaft, dass er 1978 bei der einst von Oskar Kokoschka gegründeten Akademie für Bildende Kunst in Salzburg den Stipendien-Preis gewann.

Einige Jahre lang hat er mit Öl experimentiert, heute sind in jedem seiner naturalistischen Aquarell-Bilder die jahrelange Auseinandersetzung mit der Natur, die prächtige Langsamkeit seiner Beobachtungsgabe und das relevante Detail im vermeintlich Gewöhnlichen zu erkennen. In der Auslage seiner 75 Quadratmeter großen Galerie winkt in aller Gelassenheit eine Queen-Elizabeth-II.-Puppe, dahinter sind um seine rund 60 Werke mit viel Gespür ausgewählte Möbel und Antiquitäten aus dem Mühlviertel drapiert. Owen hat die neue Umgebung nach und nach erobert, ohne auf seine ursprüngliche zu vergessen.

Seine Technik hat er jahrelang zu einer unverkennbaren Handschrift trainiert, "und", sagt Owen, "ich stelle mich schlussendlich nur zur Verfügung, um das aufs Papier zu bringen, was durch mich hindurchfließt." 2010 wurde er in der Ausstellung "Meister von morgen" im Wiener Leopold Museum unter den Top fünf künftiger Meister gereiht. Seit 2007 publiziert Owen in der führenden englischen Kunstzeitschrift "the artist". 14 seiner Gemälde haben es heuer in das weltweit vertriebene Kunstbuch "Drawing and Painting on Location" geschafft. Und wer in der Pfarrgasse 15 nicht bei den Werken (500 bis 2000 Euro) zugreift, der fühlt sich an einem Gespräch mit Owen bereichert.

Galerie John Owen, Pfarrgasse 15, Freistadt, Öffnungszeiten, Freitag: 10-12, 14-18, Samstag: 10-13, Info: 0680/2078195. www.owen.at