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"Dudamel ist feurig und elektrisierend"

Von Helmut Atteneder, 31. Dezember 2016, 00:04 Uhr
"Dudamel ist feurig und elektrisierend"
Christoph Wimmer, Solokontrabassist der Wiener Philharmoniker Bild: Schädel

Der Solokontrabassist Christoph Wimmer aus St. Ulrich spielt beim Neujahrskonzert. Die OÖN sprachen mit dem jungen Oberösterreicher, der bei einem der besten Orchester der Welt mitwirkt.

Christoph Wimmer beginnt das neue Jahr von ganz oben. Als einer der jüngsten Solokontrabassisten der Wiener Philharmoniker steht der 33-Jährige beim Neujahrskonzert traditioneller Weise in der obersten Reihe des Großen Saals im Wiener Musikverein. 

 

OÖNachrichten: Herr Wimmer, Sie wurden bereits mit 20 Jahren Mitglied des Orchesters der Wiener Staatsoper und drei Jahre später Solokontrabassist der Philharmoniker. Was hebt Sie von anderen ab?

Christoph Wimmer: 2006 war die Altersstruktur im Orchester so, dass ein großer Generationswechsel anstand. Ich war im Kontrabass mit Abstand der Jüngste. Im Laufe der Jahre wurde das Orchester insgesamt sehr verjüngt. Es war eine wertvolle Zeit, denn ich lernte Kollegen kennen, die mit Größen wie Karajan, Bernstein, Böhm gearbeitet haben. Und die Älteren trafen auf junge, wissbegierige, talentierte Musiker. Das war eine ganz wertvolle Zeit, weil die Spielweise der Philharmoniker und die Tradition von Älteren an Jüngere weitergegeben wurde. Ich habe Kollegen kennengelernt, deren Väter noch mit Richard Strauss persönlich gespielt haben.

Welche Ziele kann ein Musiker eigentlich noch haben, der gleich mit 20 bei den Wiener Philharmonikern unterkommt?

Etwas Besseres wird es für mich nicht mehr geben. Man hinterlässt einen Fußabdruck in der musikalischen Landschaft. Ich habe das Jugendprojekt "Be Philharmonic" entwickelt. Darin, junge Leute zu motivieren, sehe ich meine Aufgaben.

Werden Sie nervös – im Wissen, dass beim Neujahrskonzert 50 Millionen Menschen aus aller Welt zusehen?

Es ist schon aufregend, obwohl ich am 1. Jänner 2017, so glaube ich zumindest, bereits mein fünftes Neujahrskonzert spiele. Viele Kameras und Scheinwerfer ohne Ende – man bekommt die Tragweite absolut mit. Während man dann spielt, ist das sehr unwirklich, man ist fokussiert auf seine Aufgabe. Aber es ist sehr erhebend, wenn man da oben sitzt. Als Kontrabassist hat man einen tollen Blick auf den Großen Saal.

Wie kamen Sie zur Musik?

Ganz klassisch als Klarinettist bei der Blasmusik in St. Ulrich. Mein Musikschullehrer hat auch Kontrabass gespielt und gemeint, das könnte für mich passen. Sein Gefühl hat ihn nicht getäuscht. Das war der Grundstein dafür, dass der Kontrabass mein Leben bestimmt. In der Folge habe ich sehr vom Musik-Fördersystem in Oberösterreich profitiert.

Gustavo Dudamel, der Dirigent des heurigen Neujahrskonzertes, ist 35 Jahre und damit nur zwei Jahre älter als Sie. Gibt es in der klassischen Musik so etwas wie eine Revolution der Jugend?

Es ist der Gang der Dinge. Ich habe schon einige Konzerte mit ihm gespielt, auch in der Oper. Dudamel ist einer der jüngsten und berühmtesten Dirigenten und ich habe das Privileg, jetzt live dabei sein zu können, und das über Jahrzehnte.

Was schätzen Sie an ihm?

Er versteht das reine Handwerk wirklich gut, was dazu kommt, ist die Mentalität, sein hoher energetischer Gehalt, den er einbringt. Feurig und elektrisierend. Gleichzeitig sind Orchester und Dirigent sehr auf Augenhöhe. Gerade bei der Walzermusik, die den Philharmonikern im Blut liegt, ist das ein gegenseitiges Anbieten.

Ein mentales Aufeinandertreffen von Dreivierteltakt und Samba...

Man kann das nicht reduzieren auf Samba, aber es ist ein zusätzlicher Aspekt. Wir lassen uns alle gemeinsam überraschen. Ich bin absolut positiv gestimmt, dass das wirklich ansprechend wird, schließlich haben alle Beteiligten Musik im Blut. Aber, es wird diesmal ein ganz besonderes Neujahrskonzert.

Sie kämpfen aber auch mit Konzerten und Lesungen (mit Julia Stemberger, Anm.) um mehr Anerkennung für Ihr Instrument. Manche bezeichnen den Kontrabass ja als Orchesterrumpel.

Sie wirkt schwerfällig, hat aber eine unglaublich schöne melodische Wirkung.

Ihr Philharmoniker-Kollege Herbert Mayr aus Wels sieht den Kontrabass im Idealfall als verlängerten Arm des Dirigenten. Ist das übertrieben?

Ich würde noch einen Schritt weitergehen. Es ist so, dass der Kontrabassist manchmal schon vorahnt, was kommen wird. Das vorausschauende Spiel ist seine Aufgabe. Musik ist eine Live-Kunst, deshalb kann man dem Dirigenten auch etwas anbieten. Der Kontrabass ist wie das Fundament eines Hauses. Wir haben eine sehr lenkende Rolle im Orchester, wenn auch nicht im Rampenlicht. Gerade beim Neujahrskonzert ist es so, dass dieses Anlaufenlassen eines Walzers viel Gefühl benötigt, da ist der Kontrabassist sehr gefordert.

 

Christoph Wimmer wurde 1983 in Steyr geboren und studierte an der Linzer Bruckner-Uni Kontrabass. Seit Dezember 2003 ist er Mitglied des Orchesters der Wiener Staatsoper, seit 2006 Solokontrabassist der Wiener Philharmoniker.

Der Venezulaner Gustavo Dudamel ist mit 35 Jahren der jüngste Dirigent in der 76-jährigen Geschichte des Neujahrskonzerts. Das Konzert wird am 1. Jänner 2017 in mehr als 90 Länder übertragen, rund 50 Millionen Menschen sehen zu.

 

Zum Porträt von Gustavo Dudamel

 

Video-Portrait von Dudamel:

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