„Django Unchained“: Grandiose Gerechtigkeit für Django
In „Django Unchained“ lässt Tarantino die Besetzung brillieren und wird politisch.
Hier bin ich zu Hause. Da gehöre ich hin. In Quentin Tarantinos heißersehntem „Django Unchained“ können einem diese Gedanken sofort in den Kopf schießen. Man muss aber nicht Western-Fan oder Tarantino-Jünger sein.
Wenn erhabene Hymnen den Helden Django (Jamie Foxx) ankünden, ist das eine tönende Entsprechung von Prärie und Colts, die bei jedem ins Schwarze treffen kann. Im Bild schleppen schwitzende, schwarze Sklaven in Choreografie ihre geschundenen Körper. Dass Django speziell ist, zeigt Tarantino mit liebgewonnen Spielereien: Foxx’ Kopf ist unscharf, bekommt vor einer Steinwand Konturen. Eine detailverliebte Sequenz, die alles sagt: ein Gefangener, der auserwählt ist.
Foxx’ Spiel eines fertigen, aber starken Sklaven dient zuerst nur einem: Christoph Walz. Er ist als Kopfgeldjäger Dr. King Schulz wie in seiner oscar-prämierten Rolle als Judenjäger Hans Landa in Tarantions „Inglourious Basterds“ oder in Polanskis „Der Gott des Gemetzels“: stechend süffisant.
Er spricht in arrogantem, betontem Singsang und sieht aus wie ein Dreikäsehoch, der weiß, was er angestellt hat. Schultz befreit Django. Zuerst verbindet sie ein Deal, dann Freundschaft mit einem Ziel: Djangos Frau (Kerry Washington) von Sklavenhalter Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) zu befreien. DiCaprio verkörpert Candie, der seiner Pseudo-Herrschaft erliegt, grandios. Neben ihm reift Foxx zu einem unerbittlichen Strategen, der sich nichts mehr gefallen lässt.
Filmjunkie Tarantino beweist wieder, dass er sein cinophiles Gedächtnis, das Eindrücke vom Western und Sklavenfilmen aufgesaugt haben muss, eindrucksvoll aktuell auf die Leinwand übertragen kann. Er huldigt ästhetisierten Gewaltsequenzen, die zum Lachen animieren. Er zeigt aber auch, eher untypisch, ernste, rohe, authentische Gewalt. Die Schreie von Djangos gepeitschter Frau, Kerry Washington, erschüttern. Sie verleiht diesem Werk der Maskulinität, in der Italowestern-Ikone Franco Nero und Tommy Lee Jones auftreten, feminine Stärke.
„Django Unchained“ ist ein politischer Film. Rassismus und Fanatismus werden diskutiert.
Bemerkenswert: Ein Österreicher, der einen Deutschen spielt, hilft einem schwarzen Sklaven, weil er in ihm einen Helden jener Sage sieht, die die Nazis liebten: Einen Siegfried, der hier als Django seine geliebte Frau retten will.
Django Unchained: USA 2013, 165 Min., Regie: Quentin Tarantino
OÖN Bewertung:
„Bei Corbucci redet Django wenig und bringt alle um“
Quentin Tarantinos neuestes Werk ist für drei Oscars nominiert und wird seit Wochen als „Hommage an den Italowestern“ beworben. Kein Wunder. Der Name „Django“ ist Sergio Corbuccis Film „Django“ (1966) und seinem Hauptdarsteller, Franco Nero, verbunden und schürt viele Erwartungen an Colts, Duelle, grindige Saloons und wortkarge Haudegen. Wie viel Western steckt aber in „Django Unchained“?
„Ich glaube nicht, dass der Film ein Western ist. Er ist es nur ansatzweise“, sagt Claus Tieber, Filmforscher an der Universität Wien. „Er knüpft mit Titel, dem Gastauftritt von Nero und Musik Ennio Morricones daran an.“ Und natürlich mit ganz bewussten Zitaten. „Zitate sind mittlerweile ein von Tarantino erwartetes Markenzeichen. Es werden mitunter die abgelegensten Filme zitiert, die zu keinem Kanon gehören.“ Zu nennen wäre etwa „Mandingo“ von Regisseur Richard Fleischer aus dem Jahr 1975.
Tarantino macht aus den Mandingos, gegeneinander kämpfende Sklaven, eine relevante Sequenz und einen Teil seines Plots. Zitate regen natürlich dazu an, sich einen Film mehrmals anzusehen. Außergewöhnlich seien aber die Themen Sklaverei und Rassismus, die so kaum in einem Western auftauchen. Tieber: „Die Titelrolle ist an sich ein Politikum.“ Der Ur-Figur Django entspreche Foxx’ Charakter, der zum wortgewandten Helden reift, gar nicht. Bei Corbucci sei Django „eine Figur, die wenig redet und alle umbringt.“
„Django“-Score: Durchgeknallt und herrlich aufregend
Wie kein anderer Regisseur beherrscht es Quentin Tarantino, durch den Einsatz von Musik Kino-Momente für die Ewigkeit zu kreieren: Michael Madsen, wie er in „Reservoir Dogs“ zu den Klängen von „Stuck In The Middle With You“ einem Polizisten das Ohr abschneidet, Pam Grier in der letzten Einstellung von „Jackie Brown“, den Text von Bobby Womacks „Across 110th Street“ mitsingend und – natürlich – jene Szene aus „Pulp Fiction“, in der John Travolta und Uma Thurman zu Chuck Berrys
Tarantinos Soundtracks sind, wie seine Filme, Werke von ausgesuchter Kennerschaft: popkulturelle Streifzüge durch die abseitigen Winkel der Musikgeschichte, in denen sich vergessene Perlen, Trashiges und Klassiker zu einer unwiderstehlichen Melange zusammenfügen, die mehr ist, als die Untermalung von Filmbildern.
Der Score zu „Django Unchained“ ist da keine Ausnahme: kitschige Spaghettiwestern-Instrumentals von Ennio Morricone („The Braying Mule“) wechseln sich mit Soft-Folkrock des früh verstorbenen Jim Croce („I Got A Name“) und hartem Hip-Hop von 2Pac („Unchained“) ab. Durchgeknallt? Sicher! Aber in beinahe jeder Sekunde in sich stimmig und aufregend. Herausragend: der eigens für den Film komponierte, bitter-düstere Rap-Stampfer „100 Black Coffins“ von Rick Ross. „Django Unchained“ ist großes Kino, auch auf CD.
Soundtrack:„Django Unchained“ (Universal)
der vorspann läuft gerade ... 150 minuten beste unterhaltung ...!
dazu muss mann und frau ja nicht unbedingt in´s kino ㋡ ...
eigenwilliger film ... brutal und witzig(!) zugleich ... recht eigen, aber g.il!
Hee, nicht zuviel verraten!
Vor der Österreich-Premiere schon auf m... Unglaublich..
joa, ich sehs auch so. bloß nicht unter Leute gehen und womöglich auch noch bloß nix dafür zahlen dafür dass man unterhalten wird
und herzlichen dank für den netten spoiler.
nur keine angst ... die guten filme schau` ich mir gerne im kino "richtig" an ... der spolier war eh nur ein min-mini-spoiler ...
und ich bin auch nicht besondes leut`scheu ...
schönen abend noch ...
könnte auch ohne weiteres lauten: Django unchanged.
Die Deutschen feiern ihn ebenfalls als einen der ihren.
Und was von "Nebendarsteller".
Das kommt mir vor, als würde man im Sport den 11.platzierten mit einem eigenen Preis ausstatten.
sich immer anschauen ... fad war da noch keiner!