Dietmar Brehm: Radikal experimental
Crossing Europe: Filme, die Fragen stellen und sie im selben Moment beantworten, sind bequem, aber am Ende doch fad. Die Arbeiten von Dietmar Brehm sind zu diesem "Mainstream" das radikal erfrischende Gegenteil.
Der Künstler, der fast 40 Jahre lang an der Linzer Kunstuniversität gelehrt hat, legt Werke vor, in denen er Audiovisuelles auf Messers Schneide tanzen lässt – zwischen Andeutungen und Bild-Exzessen.
Am 11. März feierte der "Altmeister" – wie er bei der Vorstellung des Crossing-Europe-Programms liebevoll genannt wurde – seinen 70. Geburtstag.
Beim 14. Linzer Filmfestival (mehr links) ist eines seiner neuesten Videos zu sehen: "Inside. The Colour Version". Dieses Stück von 4:40 Minuten Länge bezeugt die ungebrochene Vitalität seines Schaffens, das Brehm seit seiner Emeritierung 2012 auf Film konzentriert.
"Inside" reizt auf vielschichtige Weise, in einer Kaskade an Eindrücken. Schrilles Grün, stechendes Rot. Bilder, so schnell geschnitten, dass man meinen könnte, sie würden blinken, durchbrochen von Aufnahmen, die Ruhe, einen Anfang versprechen: Brehms Brille auf einem Klodeckel, Hände, Totenköpfe, Gesichter, die sich für einen Kuss suchen – oder doch nicht? Eine Frage von vielen, die entstehen und unbeantwortet bleiben. Und doch prägt ein gemächlicher Rhythmus den Film, der seinen Erschaffer immer wieder ins Zentrum rückt. Die kolorierte Version von "Inside" ist Brehms 53. Werk von bisher 183.
Das erste entstand 1974. "Total" war ein "Schwarzfilm" – ohne Dialog, eine Minute lang. Das muss und darf man aushalten. Brehm, der sein altes Material leidenschaftlich gern neu komponiert, folgt dabei einer Prämisse: "Ich muss für meine Arbeit meinen Punkt finden, den ich vertreten kann. Ob das dann sonst jemanden tangiert, ist eine ganz andere Frage".
Brehm beim Crossing: Local Artists Experimental, 27. April, 13 Uhr, Ursulinensaal
www.crossingeurope.at