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"Dieser Film ist auch mein Geständnis"

Von Ludwig Heinrich, 26. April 2016, 00:04 Uhr
Trine Dyrholm Bild: polyfilm

Thomas Vinterbergs Burgtheater-Produktion "Die Kommune" läuft aktuell im Kino.

Er ist ein Guru des Dogma-Kinos. Mit seinem Film "Das Fest" schaffte der Däne Thomas Vinterberg (46) 1998 den Durchbruch, beim Festival in Cannes gewann er den Preis der Jury. 2012 trug ihm "Die Jagd" Nominierungen für Golden Globe und Oscar ein. Aktuell läuft sein Film "Die Kommune" (Silberner Bär in Berlin für Trine Dyrholm als beste Schauspielerin). Der Streifen entstand nach einem Stück, das er für das Wiener Burgtheater geschrieben hatte.

OÖNachrichten: Die Uraufführung im Akademietheater fand am 10. September 2011 statt. War schon damals klar, dass ein Kinofilm daraus werden sollte?

Thomas Vinterberg: Spätestens, als ich sah, wie Menschen bei der Premiere weinten, habe ich daran gedacht.

Ihre Geschichte "Das Fest" war erst ein Film, dann ein Theaterstück. Bei "Die Kommune" gingen Sie erstmals den umgekehrten Weg. Wie geschah das?

Es war eine gewiss mutige Tat des damaligen Burgtheater-Direktors Matthias Hartmann. Er fragte mich einfach. Ich glaubte zu dieser Zeit nicht daran, dass ich fürs Theater etwas Funktionierendes auf die Beine stellen könnte. Hartmann erklärte: "Ich gebe dir die besten Schauspieler der Welt, damit es funktioniert!" Und ich bekam die besten Schauspieler der Welt.

Für Sie also eine neue Welt. Wie lief es?

Ich erklärte zunächst mein Ziel. Ich hatte Situationen geschrieben, der Rest sollte erst bei den Proben entstehen. Ich sagte den Schauspielern: "Im Moment, wo ihr auf die Bühne kommt, sollt ihr euer Privatleben vergessen und helfen, eure Charaktere zu entwickeln. Natürlich auch aus eigenen Erfahrungen heraus."

Kamen Sie mit den großen Schauspielern gleich zurecht?

Hartmann hatte mich auf dünnes Eis gestellt. Anfangs war ich zu "lieb". Immer mehr hörten sie auf, mir zuzuhören. Dann habe ich ein paar Mal geschrien. Das funktionierte.

"Die Kommune" haben Sie nicht erfunden, sondern wohl eigene Erlebnisse verarbeitet. Sie waren sieben, als Sie mit Ihren Eltern in eine Kommune zogen?

Die ganze Story ist zwar fiktiv, aber ja, ich habe eigene Erfahrungen einfließen lassen. Sagen wir so: "Die Kommune" ist ein sehr persönlicher Film, aber kein privater. Die Kommunen-Zeit hat mich nicht nur als Kind geformt, sondern auch mein Leben definiert. Ich habe gelernt, mit menschlichen Verhaltensweisen umzugehen und die dunklen Seiten des Lebens zu umschiffen. Alles war sehr demokratisch, es wurde fortwährend gesprochen, diskutiert, bis jeder happy war. Das ist bei einer Filmcrew nicht möglich.

Wie soll man sich das Völkchen in Ihrer Kommune vorstellen?

Es war ein Haufen freigeistiger, generöser und oft nackter und betrunkener Menschen. Es wurde musiziert, gelacht, gestritten. Oft herrschte jede Menge Chaos. 1985 waren nur noch drei Familien übrig, zwischen denen stetig ein stiller Krieg herrschte.

Wann hatten Sie gemerkt, dass es Zeit war, rauszugehen?

Das fällt mit den Tagen zusammen, als ich mit 19 an der Filmhochschule aufgenommen wurde und dort der jüngste Student aller Zeiten war. Außerdem habe ich mich verliebt und geheiratet.

Eine Rückkehr war dann für immer ausgeschlossen?

Ja, und das wird mir heute zum Beispiel bei Elternversammlungen besonders klar. Wenn wir uns da in stundenlangen Diskussionen um den Preis für die Geschenke beim Kindergeburtstag streiten. Das löst bei mir allergische Reaktionen aus und es überfordert meine Geduld. Nach all den Jahren ertrage ich es nicht mehr.

In "Die Kommune" ist es die weibliche Hauptfigur Anna, die ihrem Mann vorschlägt, in ihrem großen Haus andere Leute aufzunehmen. Am Ende ist sie die tragische Figur, die alles verloren hat?

Sie muss auf bittere Art lernen, dass man den Partner nicht besitzt. Sie kennen ja diesen Spruch: "Neugier ist der Katze Tod". Genau dieses Schicksal erlebt sie.

Wie sehen Sie Erik, ihren Ehemann im Film?

Er bewegt sich wie ein riesiger, rücksichtsloser Elefant.

Auch Sie haben Ihre Frau für eine Jüngere verlassen?

Ja, da war ich nicht besser als Erik. Und ich weiß, dass das sehr, sehr brutal war. Dieser Film ist in diesem Sinne vielleicht auch mein Geständnis. Über Schuld und Traurigkeit.

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