Diese Spaßtruppe hat das Blödeln zum obersten Lustprinzip erhoben

Von Silvia Nagl   17.November 2012

Der Mann ist eine – man verzeihe den deftigen Ausdruck, der aber in der Schauspielbranche zu den größten Komplimenten gehören kann – wahre Rampensau! Außerdem sind ihm enormes Rhythmusgefühl und kräftige Stimmbänder gegeben: Sven Sorring brilliert in jeder Hinsicht als mordender, diabolisch „Hohoho“ lachender Räuberbanden-Chef Fra Diavolo, der in der gepuderten Maske des feinen Herrn Marquis aber den Damen den Kopf verdreht. Wenn er Paolo Contes Hit „It’s wonderful“ mit dem natürlich abgeänderten, zum Stück passenden Text interpretiert, dann ist das von beachtlicher Güte.

Regisseur Harald Gebhartl hat das Libretto von Eugene Scribe zur komischen Oper „Fra Diavolo“ (Uraufführung 1830 in Paris) zwar zur Basis genommen, drumherum aber eine eigenwillige und sehr kecke Version gesponnen. Er spart nicht mit pointiert gesetzten Gags, brillant formuliertem Witz, auch flach gehaltenem Schmäh und einer comic-ähnlichen, überhöhten Figurenzeichnung, die dem Spaß noch das I-Tüpfelchen aufsetzt.

Wer Ausschnitte aus dem „Fra Diavolo“-Film mit dem unnachahmlichen Duo Laurel & Hardy alias Dick & Doof in Erinnerung hat, dem hat sich ab sofort eine neue „Fra Diavolo“-Version ins Gedächtnis gebrannt: nämlich diese lachtränentreibende und zwerchfellmassierende Aufführung, bei der genau so dick aufgetragen wird, dass es zwar herrlich doof, aber nicht deppert ist.

Live und doch nicht live

Großartig auch die Idee mit dem live und doch nicht live auftretenden Orchester, das optisch zwischen Balkan-Combo und Dixieland-Swingers agiert: Nein, das wird nicht verraten! Anschauen!

Die Phönix’sche Spaßtruppe hat diesmal das Blödeln zum obersten Lustprinzip erhoben, und hat sichtlich selbst große Freude an der flott präsentierten Sache samt Gesangs- und Tanzeinlagen.

David Fuchs als Offizier Lorenzo agiert mit der genau nötigen Dosis Ernst und Patschertheit, um dabei herrlich lächerlich zu wirken. Judith Goldberg erweist sich als darstellersich und sängerisch sehr feinsinnige junge Dame mit großem Herzen und beherzten Stimmbändern. Christian Scharrer und Felix Rank sind ein wahrhaft komisches Duo mit sensationellen chroeografischen Lachnummern. Alois Frank wuselt einen geldgierigen Wirten.

Wolfgang Peidelstein hat die Musik zum ebenbürtigen Bühnenpartner gemacht mit wunderbaren Arrangements bekannter Italo-Schnulzen und -Schlagern wie beispielsweise „Azzuro“ von Adriano Celentano, „Piccoloa e fragile“ von Drupi oder auch mit einem wild gemischten Oper(ette)nmedley.

Georg Lindorfer gibt den adäquaten Rahmen: Er baut mit viel Holz eine dunkle Spelunke in den Raum, wenn es Nacht wird, gibt’s auch Einblick in die Schlafkammern. Zum Zerkugeln ist der Bettdecken-Rap, gangsta-mäßig dargeboten von der im amüsanten Englisch-Slang kauderwelschenden Lisa Fuchs und dem stocksteifen Very-British-Mylord Matthias Hack!

Cornelia Kraske spart bei den Kostümen nicht mit, der Enstehungszeit gemäß, feschem Muster- und Rüschen-Pomp und waghalsigen Perückenaufbauten.

Das macht einfach Spaß

Das ist natürlich nicht großes Konversationstheater, aber: Das macht Spaß! Das macht Vergnügen! Tickets schnell an der Kasse lösen, denn manche Termine sind schon sehr begehrt.

„Fra Diavolo“: Räuberposse mit Musik frei nach Eugene Scribe von Harald Gebhartl, Theater Phönix Linz (Tel. 0732 / 666 500; www.theater-phoenix.at); Premiere am 15.11.

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