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"Diese Entwicklung ist übel"

Von Nora Bruckmüller, 13. Dezember 2018, 00:04 Uhr
"Diese Entwicklung ist übel"
Bilder wie Gemälde: "Roma" soll weltweit in 600 Kinos zu sehen sein, das ist wenig – allein in Österreich gibt es knapp 140.

Der Film "Roma" ist Golden-Globe-nominiert und gilt als Oscar-Kandidat. Ab morgen zeigt ihn der Onlinedienst Netflix, der es Kinos im Land sehr schwer macht, ihn zu spielen.

Bild für Bild ein Gemälde bietet der Film "Roma" von Oscarpreisträger Alfonso Cuarón. Die sozialkritische Hommage des Mexikaners an sein früheres Kindermädchen ist wie gemacht für die große Leinwand.

Nur wird sie in Oberösterreich, wenn überhaupt, nur vereinzelt im Kino zu sehen sein. Denn produziert hat ihn Cuarón für den Online-Streamingdienst Netflix, wo er ab morgen zu sehen ist.

Obwohl Scott Stuber, Chef der Netflix-Film-Gruppe, betonte, die cineastische Erfahrung des Films Zusehern weltweit ermöglichen zu wollen, sieht die Realität ganz anders aus. In Österreich wurde der Film überhaupt nur "ausgewählten" Häusern in den Landeshauptstädten angeboten. Wolfgang Steininger, Chef der Linzer Kinos City und Moviemento, hatte ihn vergangenes Wochenende drei Mal im Programm. "Weil wir das unseren Cineasten ermöglichen wollten." Eine Spielzeit unter mehreren Wochen ist generell dürftig für eine Arbeit, die Kritiker und Kinokenner als den Film des Jahres sehen, der in einer Liga mit den Oscarsiegern "La La Land" (2017) und "Shape of Water" (2018) spielt.

Für drei Golden Globes ist "Roma" inzwischen nominiert, als Oscarkandidat gilt er längst. Der Grundstein für diese Entwicklung, die die bekannte Verwertungskette verändert, wurde im Sommer bei den Filmfestspielen von Venedig gelegt, wo "Roma" den Hauptpreis, den Goldenen Löwen, holte. Ein Ritterschlag und Imagegewinn für Netflix, das bisher mehr als Spezialist für hochwertige Serien galt. "Ich glaube, sie haben sich am Lido nicht wirklich überlegt, welche Folgen das haben wird", sagt Steininger. In Cannes sei man konsequent gewesen: Im Wettbewerb dürfen nur Filme laufen, die später ins Kino kommen.

"Sie wollen die Kontrolle"

Es zeigt sich: Es prallen Welten aufeinander. Einerseits die Cineasten, die der Filmkunst ihre angestammte Entfaltung sowie einfachen Zugang und somit ihr Kerngeschäft sichern wollen. Andererseits ein Konzern, der mit Exklusivität und Expansion arbeitet. Steininger sah hinter der von Netflix gebotenen Möglichkeit, "Roma" zu zeigen, die Strategie einer Werbeaktion. "Aber ich glaube nicht, dass sich unsere Gäste gleich ein Abo kaufen." Die Auflagen seien streng gewesen – speziell jene, den Markennamen Netflix in den Werbemitteln des Kinos nennen. "Sie wollen die Kontrolle." Johanna Meyer, Leiterin des Welser Programmkinos, wurde "Roma" nicht angeboten. "Ich finde die Entwicklung übel, Filme in Kinos und gleichzeitig bei Onlineanbietern zu starten." Denn das Kino sei einer der immer weniger werdenden Orte von Begegnung und Auseinandersetzung. "Derzeit sind sie wichtiger denn je." Netflix hat auf die OÖN-Anfrage zum Thema bis Redaktionsschluss nicht reagiert.

 

„Roma“ hat Cuarón als Liebeserklärung für sein früheres Kindermädchen angelegt. Doch der Film ist mehr: eine Hommage an seine Kunst, seine Heimat Mexiko, die Stärke der Frauen und Kinder. Hausmädchen Cleo wird schwanger sitzengelassen, ihre Chefin Sofia verliert ihren Mann an die Geliebte. Ihr Fallen fängt Cuarón mit schwarzweißer Grandezza vortrefflich ein.

Roma: MEX/USA 2018, 135 Min.

OÖN Bewertung:

Eine ausführliche Kritik finden Sie hier.

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1  Kommentar
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jack_candy (7.728 Kommentare)
am 13.12.2018 13:08

Es ist sowieso unverständlich, wie sich jemand einen Film, der für die große Leinwand gemacht ist, auf einem Tablet oder gar auf dem Smartphone ansehen kann - und nicht einmal auf einem normalen TV-Bildschirm oder einem halbwegs brauchbaren Computermonitor.

Das legt den Verdacht nahe, dass der überwiegenden Mehrheit der "Konsumenten" die Qualität (sowohl inhaltlich als auch technisch) völlig egal ist.

Diese üble Entwicklung darf allerdings nicht dazu führen, dass Filmemacher vor diesen anspruchslosen Deppen einknicken. Große Filmpreise sollten nur an Produktionen vergeben werden, die auch für eine angemessene Zeit in den Kinos zu sehen waren.

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