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Die kulturellen Stellvertreterkriege

Von Peter Grubmüller, 12. Dezember 2018, 00:04 Uhr
Die kulturellen Stellvertreterkriege
Markus Poschner drohte, nicht weiter als Chefdirigent des Bruckner Orchesters zu arbeiten. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Brucknerhaus und Landestheater sind verfeindet, auf die freie Szene wird wieder vergessen – Eine Analyse von Peter Grubmüller.

Die vom Linzer Gemeinderat mit den Stimmen von SPÖ und FPÖ beschlossene Auflösung des Theatervertrags (ab 2020) hat eine verheerende Eigendynamik entwickelt. Chefdirigient Markus Poschner drohte, in Oberösterreich nicht weiter arbeiten zu wollen, würde er das Potenzial seines Bruckner Orchesters ob eventueller Einsparungen nicht zur Entfaltung bringen können. Landestheater-Intendant Hermann Schneider warf dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) "Populismus vom Zuschnitt Donald Trumps" vor – und sowohl Poschner als auch Schneider dürften ihrem Chef und Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), auch hinsichtlich Vertragsverlängerungen, sympathischer geworden sein. Luger im kulturellen Ring zu rächen, wurde zum Kampf von Dietmar Kerschbaum, dem Chef des Brucknerhauses und damit der sinfonischen Heimstätte des Bruckner Orchesters. Er maßregelte Schneider, viel Porzellan zerschlagen zu haben und der Verhinderer einer intensiven Zusammenarbeit zu sein.

Der Beschluss der Vertragskündigung ist noch keine Woche alt – aber die Kulturschaffenden sind befohlen oder freiwillig in einen Stellvertreterkrieg gezogen, der die ewigen Rivalen ums Publikum – Landestheater und Brucknerhaus – noch tiefer verfeindet hat. Als politische Ergebnisse bleiben ein vermeintlich kulturloser Bürgermeister und ein Landeshauptmann als ebenso vermeintlicher Kulturretter übrig, weil dieser zugesagt hatte, die finanziellen Ausfälle der Stadt beim Landestheater auszugleichen. Und doch ist beides verkehrt. Luger hat sein Kulturbudget im Gegensatz zu Stelzer nie gekürzt – und Stelzer blieb als Eigentümer der TOG (Theater und Orchester GmbH) gar nichts anderes übrig, als das Budget seiner Institution zu garantieren.

In dieser kulturlosen Balgerei ums Geld behielt einzig die Kulturplattform Oberösterreich (Kupf) einen kühlen Kopf. Die Interessensvertretung der freien Kunst- und Kulturinitiativen, denen nachgesagt wird, dass sie leicht heiß laufen, ist derlei Kämpfe gewohnt.

Während bei Landestheater und Brucknerhaus in budgetären Fastenzeiten über weniger üppige Ausstattung und Produktionen mit personalschonend kleinen Chören geplaudert wird, geht’s in der freien Szene ums Überleben. Die Kupf begrüßt also nicht bloß die finanzielle Landestheater-Garantie von Landeshauptmann Stelzer, sondern sie fordert von ihm dieselbe Zusage für die Kleinsten in der kulturellen Stirnreihe. Andernfalls drohe im Kulturbudget 2020 eine erneute, aber nicht mehr zu verkraftende Umverteilung zugunsten der Landes-Institutionen, die bereits jetzt 94 Prozent aller Kulturmittel verschlingen. Und auch von der Stadt Linz verlangt Kupf-Geschäftsführer Thomas Diesenreiter, "dass die eingesparten Mittel im Kulturbereich verbleiben. Nach Jahren der Vernachlässigung hat man hier die Chance, die Finanzierung der freien Szene endlich auf eine vernünftige Basis zu stellen." Ob diesen Forderungen nachgekommen wird, kann als Indiz dafür gelesen werden, wie ernst es Stadt und Land mit Kultur tatsächlich meinen.

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10  Kommentare
10  Kommentare
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klettermaxl (6.779 Kommentare)
am 12.12.2018 19:10

Peter Grubmüller liefert wie immer eine geschliffene, pointierte und vor allem belastbare Analyse.

Ohne ihn wäre die oberösterreichische Kultur schutzlos dem Landeshauptmann Thomas Stelzer ausgeliefert.

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fritzlfreigeist (1.646 Kommentare)
am 12.12.2018 18:58

. Andernfalls drohe im Kulturbudget 2020 eine erneute, aber nicht mehr zu verkraftende Umverteilung zugunsten der Landes-Institutionen, die bereits jetzt 94 Prozent aller Kulturmittel verschlingen.
---------------

Ratzenböck heftet sich noch heute an den Revers, das Musikschulwesen in Gang gebracht zu haben, unter Pühringer wurde das Ausufern der Kosten weiter gepflegt und Stelzer ist nicht Herr genug, hier einmal ordentlich aufzuräumen.

In den Beamtenstand wurden die meisten Musikschullehrer gehoben, ungeachtet dessen, ob sie überhaupt fähig sind, so einen Job zu bekleiden, die Wählerstimmen für die ÖVP wurden so erkauft.

Und wieviele Schüler kamen gross heraus, gingen in die weite Welt als Sendboten Oberösterreichs ...... kaum einer, also alles mißglückt, ein Fass ohne Boden.

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Freischuetz (3.153 Kommentare)
am 12.12.2018 12:06

Na geh, der "Aufspieler" droht nach nur einem Jahr abzuwandern! Bitte sehr - das Cleveland, die Londoner, das Concertgebouw, die Dresdener, die Leipziger etc. warten schon auf einen "Aufspieler", der das große Format pflegt. Auch die Wiener Staatsoper braucht demnächst einen neuen GMD und auch die MET in NYC benötigt einen Nachfolger für Jimmy Levine. Also go, go, go ... und denk' dran, wie viele Leute du bei Amtsantritt gefeuert hast. Die werden dann weinen.
Wenn der "Brüller" aus Piefkinesien mit Residenz am Volksgarten ausgebrüllt hat, wird auch ihn keinen vermissen. Linz ist dann doch nicht Wupp'tal oder Halle an der Saale geworden. "Den Ösis zeigen, was ne Harke ist", naa und nicht nee, sicher nicht.
Der Kulturstreit ist zwar lustig, doch geht es um ganz etwas anderes, nämlich ums große Geld.
"Ja, das Gold regiert die Welt ....." (Bass)Arie des Mephisto in ..., werte Kulturfreunde?

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jago (57.723 Kommentare)
am 12.12.2018 10:42

Das lässt sich nur so vermeiden, wenn die Machtmenschen in den hohen Parteifunktionen nicht gleichzeitig die höchsten Ämter im Land und in der Landeshauptstadt haben.

Die Interessenskollision in den Hierarchien ist ja symptomatisch und vorgeprägt.

Auch in den Medien dackeln die Hierarchien diesen Interessenskollisionen hinterher, müssen unappetitlich zensieren und schleimig "argumentieren".

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KurtB (122 Kommentare)
am 12.12.2018 10:01

Mit Halbwahrheiten wie im obigen Artikel völlig verantwortungslos kolportiert ist der „Kulturstadt Linz“ kaum geholfen. Darum versuche ich hier einmal über den Rand des „Sumpfes“ hinaus zu sehen.
Wir haben in Linz einige Kulturperlen: das Musiktheater, den Posthof, das AEC, den Höhenrausch, das alljährliche Pflasterspektakel oder die Klangwolke; wir haben auch eine Altstadt oder das Industriedenkmal Tabakfabrik (nachdem wir die Wollzeugfabrik abgerissen haben). In Linz residierten die Habsburger und heute kommen aus Betrieben wie die Voest, KEBA, Wacker-Neuson, Runtastic, Linz Textil … Innnovationen, die die Welt bewegen. Wir haben einen Stellenwert in der Welt, benehmen uns aber wie ein Provinzkaff.
Kultur war schon immer nur mit Mäzenen möglich, wie sollte es in Linz anders sein. Nur glauben wir wirklich, dass Inserate im Programmheft eine ausreichende Gegenleistung für Sponsoren ist. Kunst war schon immer ein Mittel eine Marke zu schaffen.

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klettermaxl (6.779 Kommentare)
am 12.12.2018 19:14

So stellt sich ein Kleingewerbetreibender die Kultur vor.

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KurtB (122 Kommentare)
am 12.12.2018 10:00

Nur eine Marke für unsere Industriekultur in Linz kann nicht Brucknerhaus oder Musiktheater heißen. Unsere Marke könnte „Industrie-Kultur-Linz“ sein, wenn wir uns um ein positives Selbstbewusstsein bemühen. So eine Marke hätte für unsere Industrie Mehrwert und auch für den Tourismus. So eine Marke müsste neben Konzerten, Theater, Kabarett oder IMAX-Kino am Abend auch ein Tagesprogramm bieten, dazu könnte zum Beispiel ein Industriemuseum gehören, in dem Linzer Innovationen gezeigt werden wie Bahnbaumaschinen, Wasserstoff im Hochofen, das „Energiezentrum Mitte“ der Linz AG oder Industrieautomatisierung …
Viele von uns müssten aber auch den unmöglich erscheinenden Spagat im Kopf schaffen, dass zur Kultur auch ein Fußballstation gehört…
Es gäbe viel zu denken, zu diskutieren und zu finden, würden wir uns über die aktuellen Streitereien erheben. Dazu gehört aber auch Geld, dass die Kultur nur dann erhält, wenn sie die Marke Industrie-Kultur-Linz mitträgt.

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jago (57.723 Kommentare)
am 12.12.2018 10:47

Bruckner*.* aus Linz auslagern nach St.Florian!

Linz derpackt ihn nicht grinsen

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alfredrauch (1 Kommentare)
am 12.12.2018 09:36

Bravo, Peter Grubmüller für diese klaren Worte.

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 12.12.2018 09:09

94%! Bis du fertig! Damit gibt das Land also fast sein ganzes Kulturbudget für sich selber aus. Bravo! *sarkasmusoff*

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