Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Die große Freiheit: Gregor Meyle im Gespräch

Von Reinhold Gruber, 16. November 2018, 00:04 Uhr
Die große Freiheit
Gregor Meyle

Gerade dort, wo die Scheinwerfer am hellsten leuchten, gibt es viele, die sich darin sonnen, manchmal auch bis sie verbrennen. Gregor Meyle ist die große Ausnahme. Ein Songwriter, dem seine Musik viel wichtiger ist als seine Person.

Gregor Meyle ist kein einsilbiger Typ. Gespräche mit ihm gehen tief, biegen manchmal auch thematisch ab, finden aber immer wieder den Weg zurück zum Ausgangspunkt. Da muss er dann lachen. Letzteres macht ihn so sympathisch. Bei aller Ernsthaftigkeit seines Tuns verliert Meyle nämlich nie die Freude an der Musik – und spricht entsprechend gut gelaunt darüber. Beim "wasistlos?"-Interview zum neuen Album war das nicht anders.

 

Am 12. Oktober haben Sie Ihr 40. Lebensjahr vollendet. War es ein anderer Geburtstag als sonst? War er besonders?

Es war deshalb toll, weil alles irgendwie auf den Tag hin geplant war. Meine neue Platte ist veröffentlicht worden, wir haben gefeiert. Es hätte alles ganz anders kommen können – der Albumtitel war irgendwie das Motto der gesamten Woche.

Wurde ausgelassen gefeiert?

Ich habe zwölf Stunden lang mit der ganzen Mannschaft gefeiert (lacht). Es war ein wenig dekadent, aber schön. Beim Gedanken daran, dass wir in diesem Jahr einige Freunde verloren haben, die gar nicht alt geworden sind, habe ich mir gedacht: Scheiß drauf, jetzt machen wir eine ordentliche Feier. Wir wissen, wie es ist: Man kann jeden Tag dem Sensenmann begegnen und ihm vielleicht entspringen. Das ist einfach so. Daher sollte man das Leben genießen.

Sie sind also mit Ihrem Leben zufrieden?

Ich führe gerade ein Wahnsinnsleben, genieße es voll und versuche, langfristige, schöne Entscheidungen für alle zu treffen. Für mich war wichtig, dass an meinem Geburtstag alle glücklich waren, die gekommen sind. Das hat funktioniert.

Nun gilt der 40er auch als ein Tag einer Zäsur, weil man irgendwie die Endlichkeit des Lebens spürt, zurückblickt und sich fragt, ob alles, was man bisher im Leben gemacht hat, richtig war.

Das Schöne ist, dass selbst Fehler wichtig und dafür da sind, daraus zu lernen. Wenn man sie als Fehler deklariert, hat man ohnedies eingesehen, dass es falsch war. Ich mutiere immer mehr zum Künstler, das heißt, ich darf immer mehr auch Künstler sein, was total angenehm ist, weil man dann auch ein Freigeist sein kann. Ich bin jetzt in einem Alter, dass man ein Bild lange genug anschaut, um festzustellen, dass es schön ist. Diese Zeit habe ich mir früher nicht genommen, weil man immer versucht, sein Netzwerk auszubauen. Was in mir nach 23 Jahren Selbständigkeit immer noch sehr extrem verankert ist, ist das klassische Visitenkarten-Stecken in Form von verbalem Austausch mit anderen. Der Künstler in mir darf nur zu 20 Prozent auf der Bühne und im Studio heraus, weil ich einfach so viele andere Dinge um die Ohren habe. Deshalb freue ich mich, wenn ich den Künstler ausleben kann. Das Einzige, das ich mir wünsche, ist mit den vielen tollen Menschen, die ich um mich habe, noch viel Zeit verbringen zu können. Wenn man das sagen kann, ist alles in Ordnung. Ich bin sehr zufrieden.

Ihr neues Album "Hätt’ auch anders kommen können" ist einmal mehr phänomenal speziell. Sie holen mich genau dort ab, wo ich erwartet habe, abgeholt zu werden, und gehen doch ein paar neue Wege mit mir. Ihre Lieder berühren, unterhalten und zaubern beim Hören viele Gedanken in das eigene Denken. Sind Ihnen diese Lieder zugeflogen, oder folgen Sie einem Plan?

Das ist schon die ultimative Lobhudelei (lacht). Ich bin total stolz auf das Album, das inhaltlich die vergangenen zwei Jahre meines Lebens enthält. Meine Tochter ist gekommen, meine Mama ist gegangen. Das ist der klassische Kreislauf des Lebens. Mir war bei diesem Album sehr wichtig, dass die Live-Band auf der Produktion zu hören ist, weil diese Zehn-Mann-Band eine Waffe ist, mit der man wie Dave Matthews musikalisch alles machen kann. Es gibt bei uns keinen Computer, es wird alles live gespielt. Wir können in fast jedem Genre herumspielen, und ich liebe Musik aus der ganzen Welt. Und dann kam noch ein wenig Hochstapelei dazu.

Inwiefern?

Ich hatte noch gar kein Lied fertig, aber mir schon mehrfache Grammy-Besitzer ins Studio gelockt. Am Tag bevor die Weltklasse-Musiker kamen, habe ich mir gedacht: Meyle, du bist echt bescheuert, wenn du dir Stars einlädst und nicht einmal einen Song halbwegs fertig hast. Das war ein wenig spannend.

Und es hat funktioniert?

Ja. Wir haben es hinbekommen, und es war eine große Ehre für mich. Das ist der Spiegel. Ich bin im Musik-Wunderland, weil es niemanden gibt, dem ich irgendwie gerecht werden muss, außer den Menschen, die daran arbeiten. Die Leute, die am Entstehungsprozess beteiligt sind, müssen das Projekt und das Produkt hinterher lieben. Das ist uns absolut gelungen. Ich habe es das erste Mal in meinem Leben hinbekommen, dass wirklich alle glücklich und stolz sind auf die Platte.

Ist die hohe musikalische Qualität Ergebnis eines Perfektionismus oder nur der puren Lust an der Freude geschuldet?

Ich schmeiße mich, mein Talent und meine Fähigkeiten immer 20 Meter voraus und krabble dann irgendwie hinterher (lacht). Ich werfe mich manchmal ins wilde Wasser, um dann an die Oberfläche hochzustrampeln. Vielleicht brauche ich das manchmal. Das Geilste ist, dass ich dabei keinem Format gerecht werden muss. Das ist eine unfassbare Freiheit, die ich komplett als Luxus deklarieren würde. Ich bin 40 Jahre alt und liebe viele unterschiedliche Musikrichtungen. Jetzt haben wir einen Hauch davon auf diesem Album verwirklicht.

 

Live im Linzer Posthof

Am 17. November ab 20 Uhr kommt der sympathische Poet mit den Liedern seines neuen Albums „Hätt’ auch anders kommen können“ live nach Oberösterreich. Zusammen mit seiner großartigen Band wird Gregor Meyle im Linzer Posthof auftreten.

Karten gibt es unter www.posthof.at und an der Abendkasse.

mehr aus Kultur

Transparenzbericht: Wer sind die Top-Verdiener im ORF?

 "Kottans Kiberer" und dieFröschinnen der Fledermaus

Kulturtipps im Frühling

"Tanz pulsiert in jedem Moment" in Brasilien

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen