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Die analoge Glaubwürdigkeit: Werbung wirkt in alten Medien am besten

Von Peter Grubmüller aus Wien, 09. Juni 2018, 00:04 Uhr
Die analoge Glaubwürdigkeit: Werbung wirkt in alten Medien am besten
Bogdan Roscic schlug die Installierung eines ORF-Senders in Deutschland vor. Bild: apa

Medienenquete: FPÖ rückt vom "Nein zu ORF-Gebühren" ab und ist verhandlungsbereit.

"Wir erleben eine Deregulierung des Wahrheitsmarktes", sagte gestern Bernhard Pörksen zum Abschluss der Medienenquete im Wiener Museumsquartier. Der Medienwissenschafter der Universität Tübingen (D) hob den zweitägigen, von Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) angestoßenen Expertentreff als einer der wenigen über die ORF-Gebührendebatte und die Definition eines öffentlich-rechtlichen Auftrags hinaus. Fazit: So gut wie jeder der Diskutanten sprach sich für eine Beibehaltung der Gebührenregelung aus. In der Abschlussdebatte aller Mediensprecher der im Parlament vertretenen Parteien räumte sogar der bis Donnerstag strikt für die GIS-Abschaffung argumentierende Hans-Jörg Jenewein (FPÖ) Verhandlungsbereitschaft ein.

"Trumpismus"

"Public Value", "Finanzierung und Förderung", "Demokratie und Digitalisierung" und "Österreichische Identität" waren die Themen der gestrigen Panels.

Pörksen mahnte, dass er das Aufkommen eines "medienpolitischen Trumpismus" beobachte: "Autoritär, kränkungsgesteuert, ohne jedes Gespür für die Kollateralschäden des eigenen Vorgehens." Dass sich in dieser Analyse "auch das Bild einzelner FPÖ-Politiker" spiegle, sei ein Faktum, sagte Pörksen. "Wir müssen von der digitalen Gesellschaft zur redaktionellen Gesellschaft", sagte er – und meinte damit: "Prüfe erst, publiziere später, damit wir in der journalistischen Arbeit auch nicht den eigenen Vorurteilen auf den Leim gehen." Pörksen forderte, "Medienanalyse und Medienpraxis" ehest als Unterrichtsfach in Schulen einzuführen, nur auf diesem Weg könne sich ein "Schutzraum für seriösen Journalismus" auftun, weil Kinder gar nicht früh genug lernen könnten, "medienmündig" zu werden und qualitativ wertige Inhalte von Desinformation zu unterscheiden.

Der designierte Staatsopern-Direktor Bogdan Roscic schlug in der ORF-Debatte vor, nicht das Konkurrenzverhältnis mit den übermächtigen deutschen Sendern und deren österreichischen Ablegern am Werbemarkt zu bedauern, sondern "unternehmerisch mutig" einen ORF-Sender in Deutschland zu platzieren. Roscic: "Wenn auch nur drei Prozent dieses 15-Milliarden-Euro-Werbekuchens für den ORF abfallen, reden wir von richtig viel Geld."

Thomas Koch – einst Gründer der nach ihm benannten, zweitgrößten Mediaagentur Deutschlands – dämmte die Angst vor digitalen Umbrüchen für die Printmedien ein: "Es wird Zeit, dass Werbe- und Mediaagenturen ihren Kunden raten: Werbung funktioniert in alten Medien am besten, weil sich Online-Werbung als unwirksam herausgestellt hat." Das belege eine aktuelle Studie unter englischen Medienkonsumenten: Demnach betrage die durchschnittliche Verweildauer von Online-Lesern 46 Sekunden, während der durchschnittliche Zeitungskunde 23 Minuten mit seinem Medium beschäftigt ist. Koch: "Und in 46 Sekunden entsteht keine Aufmerksamkeit für Werbung." Der deutsche TV-Markt spüre diese Entwicklung bereits: Dort sind Werbeerlöse 2017 um 28 Prozent gestiegen – jene im Internet um zehn Prozent gesunken.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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graf70 (13 Kommentare)
am 27.07.2018 06:58

ORF 1 als öffentlich-rechtlicher Sender genügt, und den Rest des aufgeblähten Verwandschaftstheaters privatisieren. Bringt genug Geld, um ORF 1 einige Jahre zu erhalten. Danach aus dem Bundesbudget bezahlen. Die Kleinverdiener werden es ihnen danken, wenn si die über €20.- im Monat mehr zur Verfügung haben.

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jago (57.723 Kommentare)
am 09.06.2018 07:01

Die tragischen Folgen der Werbung in den TV-Sendern und damit auch in den Öffentlichen ist die zwangsläufige Schieflastigkeit zum ordinären Publikumsgeschmack des "Durchschnitts".

Dagegen ist kein Kraut gewachsen, das führt zu den Rosenheimcops und zum Reizdarm kurz vor der Tagesschau. Im ORF ist es die ewige Fremdenverkehrswerbung, die zwar viel Zeit frisst aber nicht so ordinär ist.

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