Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Die Society-Lady mit dem hoffnungslos losen Mundwerk

Von Lukas Luger, 24. September 2018, 00:04 Uhr
Die Society-Lady mit dem hoffnungslos losen Mundwerk
Minichmayr tauchte im Posthof in die „20er-Jahre“ ein. Bild: R.M. Werner

Birgit Minichmayr las im Linzer Posthof aus den fulminanten "New Yorker Geschichten" von Dorothy Parker (1893–1967).

Vor ihrem beißenden Spott und ihrer scharfen Beobachtungsgabe war im New York der Zwanziger- und Dreißigerjahre wirklich niemand sicher. Geistreich persiflierte Dorothy Parker (1893–1967) in pointierten, oft ins Bösartige tendierenden Gedichten und Kurzgeschichten die Reichen, die Schönen und Allzuwichtigen. Eine Auswahl ihrer fulminanten "New Yorker Geschichten" präsentierte am Samstagabend Birgit Minichmayr bei einer Lesung im Linzer Posthof. Eine echte Paraderolle für die Ex-"Buhlschaft", die sich mit Verve – und sichtlicher Freude – den Charakter der feministischen Society-Lady mit hoffnungslos losem Mundwerk überstülpte.

Großes Erzählkino

Herrlich war gleich zu Beginn die Erzählung "Ein Arrangement in Schwarz und Weiß", in der eine weiße Dame der oberen Zehntausend den Gastgeber einer Cocktail-Party nötigt, ihr den schwarzen Star-Sänger Walter Williams vorzustellen. Wie sich die als liberal und aufgeschlossen gebärdende Dame sich in Folge als rassistische Schreckschraube entpuppt, ist großes Erzählkino, das Minichmayr mit kleinen Gesten kongenial zum Leben erweckte. 100 Jahre alt, und doch hochaktuell!

Politisch nicht akzuentiert, aber kaum weniger komisch: Parkers Tagebuch-Einträge, die aus einer Abfolge aus wilden Partys ("Noch ein Martini, und ich liege unter dem Gastgeber"), öden Premieren und verzwickten Liebeswirren bestehen. Quasi die "Roaring Twenties"-Version von "Sex & The City". Zeitlos gültig auch Parkers komischer Monolog über die Verliebte, die sehnsüchtig auf den Anruf des Geliebten wartet und dabei die emotionale Skala von Verzweiflung über Wut bis hin zu Mordgedanken durchlebt. Ihre ganze Schauspielkunst konnte Minichmayr zum Schluss des vergnüglichen Abends als so rotzb’sffene wie verzweifelte Wirtshaus-Philosophin in "Nur einen Kleinen" ausbreiten. Zitat: "Nur ein Bergwerk würde ihrer Visage noch mehr schmeicheln." Stürmischer Applaus!

Fazit: Schauspielikone (Birgit Minichmayr) las Texte einer genialen Gesellschaftssatirikerin (Dorothy Parker) – eine Kombi, bei der nichts schief gehen konnte – und ging.

mehr aus Kultur

Von 84-jährigen DJanes bis bockende Bauern: "Crossing Europe" zeigt 144 Filme aus 41 Ländern

"Bereits ein Klassiker": Taylor Swifts neues Album erschienen

"Evil does not exist": Ein lyrischer Konflikt zwischen Stadt und Land

LIVA: Brucknerhaus beendet Vertrag mit Künstleragentur

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen