Die Lust an der Sprache ausleben

02.Mai 2013

Wo 1802 Franz Stelzhamer und 1897 sein Epigone Hans Schatzdorfer zur Welt kamen, sprudeln die sprachlichen Ergüsse derer, die von der Freude am Formulieren angetrieben werden. In den Stuben alter Höfe lesen Mundartdichter aus eigenen Werken, Musikanten gestalten die Lesepausen, das Publikum zieht von Hof zu Hof.
Dieses Fest der Sprache macht dem Besucher bewusst, wie sich Vokabular und Laute in den vielen Winkeln des Landes voneinander abheben. Wer etwa dem Goiserer Wilfrid Kefer zuhört und gleich darauf dem Mühlviertler Hermann Hinterhölzl, staunt über die unterschiedlichen Klangfarben unserer Muttersprache.

Im „besseren Gwand“

So unverblümt waren die Innviertler wohl auch schon zu Zeiten des Lokalheroen Franz Stelzhamer, vor dessen Geburtshaus 1910 ein kleines Fest der Volkskultur gefeiert wurde. Ein Fotograf hat es festgehalten: Um die bereits 1875 aufgestellte Stelzhamer-Gedenktafel schart sich die Ortsgemeinschaft in ihrem „besseren Gwand“. Bäuerinnen tragen Festkleider und ererbte Goldhauben aus der Biedermeierzeit, Töchter und Mägde Dirndlkleid mit Schürze und weißer Bluse, dazu ein schwarzes Kopftuch. Auch die Männer zeigen stolz ihre Sonntagstracht: Rock und Weste mit Silberknöpfen, bestickte Ranzen halten die Leibesmitte in Form, typisch die langen Lederhosen mit weißen Gamaschen, und keiner geht ohne Hut.
Dieses Foto hat Markus Edtbauer in Pramet gefunden, ein 38-jähriger Innviertler mit zwei akademischen Graden, Professor für Musikerziehung, Geschichte und Kultur, Politische Bildung und Recht. Der Obmannstellvertreter im Verein „Kulturhaus Stelzhamermuseum Pramet“ hat sich der regionalen Kultur verschrieben.
Als Bewunderer seines Großvaters, des 101-jährig verstorbenen Mundartdichters Hermann Edtbauer, ist er die Idealbesetzung bei allen Arbeiten rund um das Fest der Muttersprache. Er nimmt sich der Tradition an, jedoch nicht altvaterisch, sondern zeitgemäß. Diese Einstellung vertritt auch der Stelzhamerbund, ein Mitveranstalter des Mundarttages: Nicht nur Dichtung im Stil der großen Vorbilder wird gepflegt, die „neue Mundart“ muss ebenso ihren Platz finden, wenn auch nicht alles die Zeiten überdauern wird.
Nur das Beste wird sich durchsetzen, möglicherweise die treffenden Sprachsplitter eines Hannes Decker, sicher die köstlichen Geschichten eines Karl Pumberger-Kasper.

Mundarttag, 5. Mai

13 Uhr: Einzug mit der Musikkapelle, Innviertler Landler der Piesenhamer Zeche
Bis 16 Uhr Lesungen, Musik: Haus Rohrbauer (Stube): Karl Pumberger-Kasper, Klara Neustifter, Franz Hagenberger, Eveline Mateju; Innviertler Geigenmusi. Haus Rohrbauer (Stüberl): Hans Hermandinger, Helga Stadlmayr, Hannes Decker, Irmtraud Greifeneder-Itzinger; Franz Thalbauer, Zither Stelzhamerhaus: Rosa Mühringer, Hildegard Mair, Hermann Hinterhölzl, Wilfrid Kefer; Magdalena Hartl, Karl Fischer, Zither. Haus Turnbauer: Hilde Neulinger, Erich Stockinger, Christine Kaltenböck, Franz Meingassner; August Fellner, Zither. Schatzdorferhaus: Hausruckviertler Mundartkreis; Musik: D’Parichama.                         16 Uhr: Hoangarten im Rohrbauer-Innenhof mit der Innviertler Geigenmusi