Die Freude auf den Tod

01.August 2017

Man darf nur hoffen, dass das Programm des Abschlusskonzerts der Stiftskonzerte am Sonntag im Stift St. Florian kein Motto für den "Concentus Musicus Wien – Ensemble für Alte Musik" unter der Leitung von Stefan Gottfried sein mag – "Ich freue mich auf meinen Tod". Aber irgendwie hat dieses sicherlich technisch gut musizierte Konzert zum Nachdenken angeregt. Denn vom Gründer Nikolaus Harnoncourt und dessen musikalischem Geist war an diesem Abend nur wenig zu verspüren. Vielmehr war das gefällig aufbereitete Barockmusik, die mit großem Ton auftrumpft und möglichst wenig an Agogik und Dynamik herumdoktert.

Tücken der "Wechselhaften"

Wenn schon der Titel von Telemanns g-Moll-Ouvertüre "La Changeant" – die Wechselhafte – heißt, dann bezieht sich das sicher nicht nur auf die Tatsache, dass in dieser Suite jeder Satz in einer anderen Tonart steht, sondern will auch auf die Dynamik und Tempoveränderung angewandt werden. Auch Bachs Doppelkonzert für Violine und Oboe BWV 1060 in scheinbar düsterem c-Moll rauschte virtuos gespielt ohne besondere Affektivität vorbei und hinterließ auch ob der etwas skurrilen "Einleitung" einen schalen Nachgeschmack. Florian Bösch sang eine Arie aus Telemanns "Orpheus", die zwar in derselben Tonart steht, aber weder vom Charakter noch vom Text her ("Ach Tod, ach süßer Tod") wirklich harmonierte.

Im zweiten Teil dann ein ähnlich gleichförmiges d-Moll-Cembalokonzert mit Stefan Gottfried als Solist, das zwar technisch virtuos ablief und doch viel von dessen Ausdrucksgehalt vermissen ließ. Den Abschluss machte Florian Bösch mit der Kantate BWV 82 "Ich habe genug", die nicht zu einem Sommerfestival passte. Dennoch gestaltete er die Partie fein, ließ die Hoffnung auf ein besseres Leben im Paradies – "Ich freue mich auf meinen Tod" – erklingen. (wruss)

Stiftskonzerte: Concentus Musicus Wien, St. Florian, 30.7.

OÖN Bewertung: