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Der Zauber großer Erzählkunst

Von OÖN, 25. August 2018, 00:04 Uhr
Der Zauber großer Erzählkunst
Isabel Allende, Schriftstellerin

Ein "Sommer", der im Winter beginnt, lässt die Leser frösteln. Isabel Allendes (76) neuer Roman erzählt von Todeskälte und heißer Sehnsucht, von Flucht und blickt wieder tief in die Seele Südamerikas

Mit Schneemassen in New York, einer eisigen Souterrainwohnung der Buchheldin Lucia und ihrer unterkühlten Beziehung zu Vermieter Richard beginnt Isabel Allendes "Sommermärchen". Dann ist da noch der grausige Fund einer Leiche im Kofferraum eines Autos, in das Richard bei Eisglätte hineingeschlittert ist, was sowohl ihn und Lucia als auch Evelyn, die Fahrerin des Wagens, vorübergehend schockgefrostet hat. Bis endlich Tauwetter einsetzt, erzählt die gebürtige Chilenin eine fantastische Geschichte, die – ganz typisch für sie – mehrere Generationen umfasst und Ländergrenzen sprengt. Und dabei die politische Lage in den jeweiligen Territorien und Zeiten kritisch umreißt, was sie in früheren Büchern auch tat.

Die Rahmenhandlung des jüngsten Werkes spielt in den USA unserer Tage und führt drei Menschen zusammen, die einige Schicksalsschläge erlitten haben. Lucia und Richard fällt dabei die Rolle von Beschützern der jungen Evelyn zu, die eines Abends kopflos in Richards Haus geschneit kommt. Sie stammt aus Guatemala, lebt illegal in den Staaten und arbeitet als Kindermädchen bei einer reichen Familie, deren Oberhaupt Frank Leroy nicht der angenehmste Zeitgenosse zu sein scheint, denn laut Evelyn ist er tyrannisch, schlägt seine Frau und hasst seinen schwerbehinderten Sohn.

Die seit Jahren in den USA lebende Autorin lässt dabei gern eigenes Erleben einfließen, wobei sich ihre Sozialkritik ganz besonders dem Dilemma vieler Frauen zuwendet, die allzu oft noch Opfer eines nur schwer zu brechenden Machismos in Lateinamerika sind.

Nicht nur Allende-Kennern ist bekannt, dass die heute 76-Jährige nach dem Militärputsch in Chile 1973 mit ihrer Familie aus dem Land flüchten musste, doch ihre Stimme als Frauenrechtlerin verlor sie dadurch nicht. Im Gegenteil. Seit die Journalistin 1982 ihren ersten und bisher erfolgreichsten Roman "Das Geisterhaus" veröffentlichte, nutzte sie fortan dieses Medium, um starke Frauen in den Mittelpunkt ihrer Literatur zu stellen, was beim Publikum weltweit nach wie vor gut ankommt. Bis dato konnte sie über 50 Millionen Exemplare ihrer Bücher verkaufen.

So verwundert es auch nicht, dass Lucia aus "Ein unvergänglicher Sommer" die am eindrucksvollsten porträtierte Person der neuen Lektüre ist, in die Allende vermutlich einiges von sich selbst eingearbeitet hat. Es ist – trotz aller realen Bezüge – eine schöne Fiktion, die Allende drei Jahre nach ihrem letzten Buch "Der japanische Liebhaber" nun zu Papier gebracht hat. Und es ist deutlich besser als das Vorgängerwerk, das die Grenze zum Kitsch streifte.

Kritisch könnte man anmerken, dass bei der Figurenzeichnung hier und da Klischees Modell standen und die scharfen Schwarz-Weiß-Konturen die oft nötigen Grauschattierungen vermissen lassen. Aber die herzerwärmende Story, die Lebensklugheit, die den Weg der Hauptdarsteller prägt, vor allem aber der unwiderstehliche Erzählstil lassen darüber hinwegsehen und hoffen, dass eine so frostig beginnende Geschichte in einen unvergänglichen Sommer mündet.

 

Isabel Allende: "Ein unvergänglicher Sommer, Suhrkamp Verlag, 350 Seiten, 24,70 Euro

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