"Der Weibsteufel" auf Wirtshaus-Tour
Das Landestheater besucht mit Karl Schönherrs Klassiker zehn Gaststätten in ganz Oberösterreich
Den geschützten Theaterraum aufbrechen und neue Menschen fürs Theater begeistern – um nichts Geringeres geht es Stephan Suschke, dem Schauspiel-Direktor des Landestheaters, mit seinem neuen Angebot: Das auf eine mobile Produktion getrimmte Drama "Der Weibsteufel" in der Inszenierung von Katharina Schwarz wird ab 26. Oktober quer durchs Land in zehn Wirtshäusern Station machen. Die Premiere von Karl Schönherrs Klassiker (1914) steigt beim "Wirt auf da Hoad" in Königswiesen im Mühlviertel, bis 25. Jänner arbeitet sich die Tournee bis zum Landgasthof Kastenhuber in Desselbrunn vor. Zusatztermine und weitere Wirtshäuser sind geplant.
Anstoß kam von Julian Sigl
Diese kriminelle Dreiecksbeziehung eines Schmugglerehepaares in den Bergen und eines Grenzjägers, der die beiden drankriegen soll, eher er sich in den von ihrem Mann zum Techtelmechtel angestifteten "Weibsteufel" verknallt, ist für diese Unternehmung wie geschaffen. Auf die Tour-Idee sei Suschke bei einem Gespräch mit Schauspieler Julian Sigl nach einer Hauptprobe gekommen. Sigl, der aus Waldkirchen im Bezirk Schärding stammt, bedauerte, dass viele Menschen aus seiner Heimatgemeinde noch nie im Landestheater gewesen seien. Na, dann macht sich eben das Landestheater zu den Leuten auf.
"Als Theater sind wir natürlich aufgefordert, ökonomisch vernünftig zu planen, aber das Tolle ist, dass uns Subventionen auch die Freiheit geben, dieses Projekt nicht ökonomisch denken zu müssen", sagt Suschke. Vielmehr investiert das Landestheater in die Aussicht auf künftiges Publikum.
Julian Sigls Innviertel taucht unter den ersten zehn Terminen noch nicht auf, aber auch dorthin werde es der "Weibsteufel" noch schaffen. Gespielt wird in Stuben bis Festsälen für 50 bis 300 Besucher. Wegen dieser unterschiedlichen Bedingungen mussten Regisseurin Katharina Schwarz und Bühnenbildnerin Katharina Balak, die alle Spielstätten im Sommer besucht hat, alle gewohnten Theater-Routinen hinter sich lassen. Balak gestaltete einen mit allerlei Geheimnissen veredelten Holz-Kubus von ein mal ein Meter und 76 Zentimeter Höhe, mehr Ausstattung braucht es nicht. Wie ernst es dem Landestheater mit diesem Projekt ist, untermauert die verheißungsvolle Besetzung: Es spielen Gunda Schanderer (Weibsteufel), Clemens Berndorff (Grenzjäger) und Christian Higer (Ehemann).
"Der Titel des Stücks hat sicher etwas mit der Angst des Mannes vor der Frau und deren auf die Unterdrückung folgende Rache zu tun, aber Schönherrs Text ist weiser als alle diesbezüglichen Klischees", sagt Dramaturg Andreas Erdmann.
Nach jeder Vorstellung stehen die Schauspieler für Gespräche zur Verfügung.
"Der Weibsteufel", Drama in fünf Akten von Karl Schönherr, ab 26. Oktober. Kartenreservierungen nehmen jeweils die Gaststätten (Kontaktdaten siehe oben) entgegen.