Der Terrorist, der kein Nazi sein wollte
Der Film "7 Tage in Entebbe" über die Entführung der Air-France-Maschine am 27. Juni 1976 ist nun in unseren Kinos. Daniel Brühl verkörpert den deutschen Terroristen Wilfried Böse.
Stimmt es, dass Sie von Regisseur José Padilha aufgrund Ihres ersten großen Erfolges "Good Bye Lenin" verpflichtet wurden?
Daniel Brühl: Er hat es gesagt, und er kannte auch "Die fetten Jahre sind vorbei". In Interviews sagte er auch, dass ich seine erste Wahl war, weil er mich auch für einen ausgezeichneten Schauspieler und intelligenten Menschen hält.
Was war für Ihre Zusage ausschlaggebend?
Dass die Macher die Wahrheit im Visier hatten und keinen Nur-Action-Film machen wollten. Drehbuchautor Gregory Burke hatte auch Zugang zu Material, das man normalerweise nicht in jeder Buchhandlung erwerben kann. Zum Beispiel zu Material aus Israel. Kaum jemand hat die verschiedenen Positionen von Yitzhak Rabin und Shimon Peres gekannt.
Wie sehen Sie den wirklichen Wilfried Böse?
Es gibt im Film einen Dialog, der mich sehr beschäftigt. Einer der Palästinenser sagt: "Meine Familie wurde ausgelöscht. Ich weiß daher, warum ich da bin. Aber warum bist du da?" Böse war ein geselliger, bürgerlicher Mann. Er hat sich in Deutschland halt "idealisieren" lassen. Er fühlte sich in Entebbe zusehends desillusioniert, wollte sich nicht in die Nazi-Ecke drängen lassen. Er hätte auch nie vorgehabt, eine Geisel zu töten.
Brigitte Kuhlmann wird von der oscarnominierten Rosamund Pike ("Gone Girl") gespielt?
Ja, und das hat mich mehrmals verblüfft. Meist müssen wir Deutsche im Ausland auf Englisch filmen. Hier jedoch spricht Rosamund Deutsch. José Padilha hat sie gefragt, wie viel Deutsch sie könne. Ihre Antwort: "Null, aber ich werde das phonetisch schaffen." Sie hat es gemeistert und hatte auch keine Probleme, wenn Dialogstellen geändert wurden.
Sie selbst sprechen ja neben Deutsch perfekt Englisch, Spanisch und Französisch, auch ganz gut Italienisch oder, wie als Niki Lauda in "Rush", Österreichisch. Wie spielt sich das am Set oft ab?
Recht effizient ist es, Witze auf Kosten der Deutschen zu machen: Kommt immer gut an! Manchmal mime ich auch den Klischee-Spanier. Bei den Arbeiten zu "Adam Jones" habe ich mit Bradley Cooper Englisch, mit Omar Sy Französisch und mit Riccardo Scamarcio Italienisch oder Spanisch parliert. Das war witzig.
Und der Privatmensch Brühl?
Mein Vater hat gern Karl V. zitiert, der im 16. Jahrhundert viel unterwegs war: "Mit Gott spreche ich Spanisch, mit meiner Maitresse Französisch und mit meinem Pferd Deutsch." Dieser Spruch hat einiges für sich!
Wie ist Ihr Kontakt zu Niki Lauda?
Unsere Telefonate laufen meist so. Er: "Geht’s gut?" Ich: "Ja." Er: "Fein. Na dann tschüss!" Das gefällt mir.
Der Film ist ein Versuch die Komplexität von Terrorismus als zulässiges Mittel zu erörtern. Die Befreiungsaktion durch Israel wurde schon vor zig Jahren mit Charles Bronson als Israel Commander verfilmt.