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Der Meister der perfekten Tradition

Von Michael Wruss, 02. Jänner 2015, 00:04 Uhr
Der Meister der perfekten Tradition
Zubin Mehta dirigierte zum fünften Mal das Neujahrskonzert. 2016 steht der Lette Mariss Jansons am Pult. Bild: apa

Die Wiener Philharmoniker waren beim Neujahrskonzert im Musikverein unter Zubin Mehta großartig, aber keine Sensation. 2016 dirigiert der Lette Mariss Jansons.

Dieses Neujahrskonzert wird sich in die Liste der erfolgreichen einreihen. Es war musikalisch einwandfrei, aber keine Sensation an sich. Zubin Mehta, der zum fünften Mal an einem 1. Jänner am Pult der Wiener Philharmoniker stand, hat diese Musik während seines Studiums bei Hans Swarowsky in den 50er-Jahren kennengelernt, und so ist die Strauss-Tradition dieser Zeit bei ihm gewissermaßen in Fleisch und Blut übergegangen.

Ob das gut ist, ist eine andere Frage. Denn aus den vergangenen Jahren war man gewohnt, dass das Repertoire um selten gespielte oder vergessene Meisterwerke erweitert wurde, und die Dirigenten Profil zeigten und die Tradition nicht als unumstößliches Gesetz angesehen haben, sondern ganz im Gegenteil der Musik der Strauss-Dynastie ganz neue Facetten abgewinnen konnten.

Wunderschön traditionell

Seien das bewusst ausgekostete instrumentatorische Finessen, feine agogische Rückungen oder einfach ein frischer Wind für dieses angestaubte Repertoire. Das Konzert war zukunftsweisend in dem Sinn, dass an den zentralen "Schaltplätzen" junge Musiker ihr unglaubliches Niveau zeigten und damit ein Signal in die Welt sandten, dass Klassik nicht nur etwas für reifere Herren und Damen sei. Das hat die Klassik bitter nötig. Und so war das 75. Neujahrskonzert, ein tadellos wunderschön musiziertes Ereignis, das aber seine gestalterische Kraft eher in der Tradition suchte.

Vielleicht – und hier könnte man böse sein – hat Zubin Mehta deshalb auswendig dirigiert, um sich durch den Notentext von seiner Sicht der Überlieferung nicht beirren zu lassen. Das heißt ja nicht, dass das schlecht ist. Zumindest mit Werken wie "Märchen aus dem Orient" oder dem erstmals zu Neujahrskonzert-Ehren gekürten Walzer "An der Elbe" op. 477, dem letzten Walzer von Johann Strauss überhaupt, mussten sich Dirigent und Orchester beschäftigen, denn auch sonst sind diese beiden Walzer so gut wie nicht zu hören. Das mag daran liegen, dass die Zeit eine andere war –- das Opus 477 wurde 1897 uraufgeführt.

Rund zehn Jahre später begann Arnold Schönberg mit der Atonalität zu experimentieren. Johann Strauss spürte selbst die Veränderungen und versuchte, die Form des Walzers noch mehr in symphonische Richtung zu drängen und sie von der ursprünglichen, rein unterhaltenden Tanzmusik in höhere Sphären zu heben. Das funktioniert – wie schon bei den großen Walzern der 1860er-Jahre – wunderbar in den Einleitungen, nicht aber dort, wo die strenge Tanzform die Musik in ihre Grenzen weist. Da klingt dann mancher Phrasenschluss beinahe banal und nicht auf derselben Höhe wie das zuvor Gehörte. Dennoch ist es notwendig, diese Stücke aufs Programm zu setzen und das Phänomen Walzer in allen Nuancen zu zeigen. Die Ouvertüre zum Lustspiel "Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend in Wien" war ebenso eine feine Entdeckung, wie die gewiefte "Studenten-Polka" und der Freiheits-Marsch op. 226 von Johann Strauss Vater. Und das ist sicherlich ein Verdienst dieses Konzerts, das wie immer fein im Fernsehen präsentiert wurde.

Neujahrskonzert: Wiener Philharmoniker, Wiener Musikverein

OÖN Bewertung: 5 von 6 Sternen

Wien, Wien (fast) nur du allein

Rund 50 Millionen Fernsehzuschauer erreicht das Neujahrskonzert – eine großartige Gelegenheit, sich der Welt nicht nur musikalisch zu präsentieren, sondern in der Konzertpause auch werbewirksam. Die Konzertübertragung mit 14 HD-Kameras war großartig. Der Imagefilm in der Pause? Ja, aber.

Im Vorjahr zeigte sich das Land Niederösterreich, seine Burgen, Schlösser und Weinberge wurden von einem hochzeitsreisenden Paar besucht. In Erinnerung blieben nicht nur die landschaftlichen Reize, sondern auch die unübersehbaren Schweißflecken am Hemd des Bräutigams. Heuer bot sich Wien an, 150 Jahre Ringstraße, 650 Jahre Universität und 200 Jahre Technische Uni.

Regieprofi Felix Breisach zeigte der Welt ein Wien, wie sie die Stadt touristisch kennt. Philharmoniker in alten Tramways, auf kleinen Schiffen, probende Balletttänzer vor und in der Universität. Garniert mit den unvermeidlichen Fiakern, dem Steffl und einem Stakkato an Gebäudefronten, Flugaufnahmen, Stuck und Statuen. Diese Flut an Bildern und Impressionen zeigte, was Wien hat, kann und ist, zurück blieb ein verwirrendes Potpourri der Weltstadt mit ein paar Eindrücken aus der Wachau. Wien, Wien, (fast) nur du allein...     (att)

 

 

 

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2  Kommentare
2  Kommentare
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ingeoma (3.327 Kommentare)
am 02.01.2015 15:14

seitens Herrn Wruss liest, erinnert das an die Rede des Antonius im Julius Cäsar
"doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war, und Brutus ist ein ehrenwerter Mann" .
Herr Wruss meint, es war ja eh gut, aber seiner Meinung nach scheußlich weil zu wenig Zeitgeist, zu wenig futuristisch.

Mein Herr, haben Sie das begeisterte Publikum gesehen? Die Menschen, die dorthin gehen WOLLEN das, und zwar genau so - wer Zeitgeistiges oder Futuristisches will, geht in den Posthof, wo es auch ganz ausgezeichnete Musik gibt, oder zur Wurschtmiatz.

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LadyChatterfield (4.172 Kommentare)
am 02.01.2015 15:09

sende ich an
Herrn Gunter Köberl, den ich wie eine Fata Morgana
am 23.12. im Welser Messepark erblickte -
nachdem wir an diesem frühlingshaften Tag dort
gewesen sind.
Ich dachte eben vorher an die Roma und Sinti und
an Herrn Köberl -
als er dann wie eine Fata Morgana an einem Seitenweg
dahinging mit seinem Hund Toby.
Dieses obg. Neujahrs Konzert sei Ihnen symbolisch gewidmet, dessen Leben die Musik und der Gesang ist.

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