Der Dritte Mann ist nicht mehr allein

Von Helmut Atteneder   23.Juli 2015

Meist hat sie der Opa gespielt und dann ist sie irgendwann am Dachboden gelandet und verstaubt. Jetzt feiert die Zither fröhliche Urständ’. Was zu einem Gutteil an Wilfried Scharf liegt. Dabei hat der Braunauer Zithervirtuose das Instrument anfangs mangels Lehrer gar nicht richtig gelernt. Ein Schreinermeister hat dem Sechsjährigen die ersten Griffe beigebracht und ihn auf dieses Instrument so richtig scharf gemacht.

Später machte er die Zither salon- und lehrfähig - gegen alle Widerstände: "Die Zither hatte einen Lederhosenanstrich. Ich hatte anfangs mit militanten Volksmusikern heftige Duelle." Scharf war hartnäckiger. Er wollte Türen aufreißen für die Zither. Weg vom Stammtisch, weg vom ewigen "Dritten-Mann-Image", hin auf die Konzertbühne. Mozart, Bach, Beethoven, Flamenco. Und zwar als Soloinstrument.

Alles gelungen - die Basis legte Scharf: Er führte das Instrument als Prüfungsfach in Pädaks ein, seit 1989 kann Zither an der Bruckner-Universität studiert werden. 2006 entstand in Taufkirchen an der Pram eine Zitherakademie.

Jetzt ist Zeit der Ernte, denn der Instrumentenexot erlebt eine Renaissance. 350 Schüler werden aktuell an Musikschulen unterrichtet, zwölf studieren pro Jahrgang an der Bruckner-Uni bei Scharf.

Etwa Karin Mitter aus Vorderweißenbach. Mit fünf Jahren begann ihre Leidenschaft, die in den vergangenen 17 Jahren nie nachgelassen hat. "Ich liebe dieses Instrument, weil man damit alles spielen kann - Pop, Klassik, Jazz, Barock. Hin und wieder spiele ich auch G’stanzln im Wirtshaus. Der verstaubte Ruf machte mir nie etwas aus." - "So bald wir zu spielen beginnen, sagt das ohnehin keiner mehr", fügt Vanessa Peham aus Natternbach an. Kürzlich spielte sie im Wiener Musikverein, auch bei der Eröffnung des Musiktheaters begeisterte sie mit ihrem Instrument. Es ist en vogue, die Zither konzertant oder popmusikalisch - in jedem Fall aber virtuos - zu spielen. Elias Spreitzer (12) will da auch hin. "Ich hab dem Opa immer zugeschaut und mir hat’s getaugt. Am Anfang war’s nicht so lustig, da haben die Finger ordentlich wehgetan", sagt der Münzkirchner, der übrigens auch Schach-Landesmeister ist.

Wilfried Scharf schmunzelt wissend: "Mit wunden Fingern haben wir alle angefangen, aber losgekommen ist keiner mehr von der Zither."

Hörproben

 

 

 

Termin: Int. Zitherfestival vom 18. bis 20. September in der Akademie für Zither und Saiteninstrumente in Taufkirchen/Pram. www.zitherfreund.com

 

Zither und Scharf 

Instrumentenkunde
Die Zither ist ein Zupfinstrument und zählt zu der Familie der Saiteninstrumente. Erste Erwähnungen als „Scheitholt“ im 16. Jahrhundert. Das Instrument besteht aus einem gebundenden Gitarrenteil (5 Saiten) und einem freischwingenden Harfenteil (Begleitteil). Mit der rechten Spielhand werden beide Teile verbunden. Eine gut spielbare Zither kostet etwa 3000 Euro.

Wilfried Scharf
Der 60-jährige Braunauer ist Österreichs Zither-Ikone. 1989 gelang es ihm, an der Bruckner-Uni eine Zitherklasse einzurichten (Professor seit 2010). Mit seinem Ensemble „Salzburger Saitenklang spielt Scharf weltweit Konzerte. Am 1. Jänner 2014 trat er als Solist beim Neujahrskonzert auf.

Instrumenten-Exoten
Neben Zither werden an der Bruckner-Uni unter anderem Hackbrett, Hammer-klavier, Traversflöte oder Naturtrompete gelehrt.

 


"Ich unterrichte 55 Zither-Schüler - und die Nachfrage steigt. Wenn ich mit meiner Band „Vienna Blue“ ein Konzert spiele, sind die Leute verwundert: Du bist ja gar kein altes Muatterl...“ - Veronika Daxecker (27), Braunau

„Ich habe mit sieben Jahren begonnen. Heute spiele ich international, zuletzt in Valencia, aber auch in großen Konzerthäusern wie dem Wiener Musikverein.“ - Vanessa Peham (21), Natternbach

„Ich liebe Zither, weil man jede Musikrichtung spielen kann. Ich bevorzuge mit meiner Band die schwedisch-irische Linie. Das verstaubte Image macht mir nichts aus, ich will eh aufklären.“ - Karin Mitter (22), Vorderweißenbach

„Ein paar haben gesagt, dass Zitherspielen fad ist. Mir taugt’s. Ich habe immer dem Opa zugeschaut. Dann wollte ich das auch lernen. Am Anfang haben die Finger ziemlich weh getan.“ - Elias Spreitzer (12), Münzkirchen