Das exzellente Live-Album „Springsteen On Broadway“ zeigt die Rock-Legende in ganz kleinem Rahmen
Bruce Springsteen ist vieles. Zuallererst aber ist der Songwriter aus New Jersey ein unfassbar begnadeter Geschichtenerzähler. Egal, ob er seine Beobachtungen über die Ausgestoßenen, die Außenseiter und Vergessenen in euphorische, die mystische Kraft des Rock’n’Roll beschwörende Hymnen gießt, oder in unbehauene, zu Herzen gehende akustische Skizzen. Die seine preisgekrönte Solo-Residenz im Walter Kerr Theatre dokumentierende Doppel-CD „Springsteen On Broadway“ schreibt den an sein Vorbild Woody Guthrie gemahnenden Folk-Sound der Meisterwerke „Nebraska“ und „The Ghost Of Tom Joad“ fort. So zärtlich, so nahbar und intim zeigte sich die Rock’n’Roll-Legende nie zuvor in seiner Karriere.
„Springsteen on Broadway“ ist aber auch in anderer Hinsicht der eindrucksvolle Beweis, wie stark das Storyteller-Gen doch in Bruce Springsteens DNA verankert ist. Denn die Anekdoten, Schnurren und Erzählungen, die der „Boss“ elegant zwischen die Stücke einflicht, sind fast so wichtig wie die tatsächlich gespielten Lieder.
Virtuoser G’schichtldrucker
Wie er seinen rotzb’soffenen Vater aus einem Beisl abholen durfte, der Hass gegen die katholische Schule, sein Gefühl der Ohnmacht bei der Begegnung mit Vietnam-Veteranen, liebevolle Erinnerungen an den verstorbenen E-Street-Band-Saxofonisten Clarence Clemons – Springsteen ist ein virtuoser G’schichtldrucker, der so poetisch wie selbstironisch aus seinem Leben zu plaudern vermag.
Musikalisch gibt’s Springsteen hier unverfälscht, reduziert auf akustische Klampfe und Klavier. Nur ein Mann mit einem Rucksack voller Rock’n’Roll-Klassiker auf der Schulter. Vor wenigen hundert Besuchern reißt er Songs wie „The Promised Land“, „Tenth Avenue Freeze-Out“, „Tougher Than The Rest“ oder „Thunder Road“ bis auf ihre Grundmauern ein, um sie dann als erdige Country-, Soul-, und Talking-Blues-Stücke neu zu errichten. Dies tut der 69-Jährige mit derartiger Ehrlichkeit, Dringlichkeit und Verletzlichkeit, dass es einem als Hörer unweigerlich das Nasse in die Augen presst.
„My Hometown“ ist nur einer von vielen Songs, der in der abgespeckten Broadway-Version noch an emotionaler Tiefe und Gravitas zulegt. Ein anderer ist „Dancing In The Dark“, den der „Boss“ gekonnt vom lässigen Pop-Kracher zur nihilistischen Ballade umfunktioniert. Auch „My Father’s House“ und „Land Of Hopes And Dreams“ erstrahlen brillant, ebenso der Rausschmeißer „Born To Run“.
Die Entdeckung des Albums ist aber ohne Zweifel das bisher nur auf der Raritäten-Box „Tracks“ versteckte „The Wish“. Ein seiner Mutter Adele gewidmeter Tränenzieher, auf dem andere Künstler wahrscheinlich ihre ganze Karriere aufgebaut hätten. So nahe am Herzen wie auf „Springsteen On Broadway“ spielte Bruce Springsteen seit Ewigkeiten nicht. Ein Meisterwerk.
CD: Bruce Springsteen „Springsteen On Broadway“ (Sony)
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...irgendwie habe ich bei den OÖN in letzter Zeit das Gefühl, dass es keinen Redakteur mehr gibt, der die vielen kleinen, süßen Buchstaben betreut, die emsig aus dem Agenturticker purzeln...
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lentio(2.769 Kommentare)
am 15.12.2018 07:57
...irgendwie habe ich bei den OÖN in letzter Zeit das Gefühl, dass es keinen Redakteur mehr gibt, der die vielen kleinen, süßen Buchstaben betreut, die emsig aus dem Agenturticker purzeln...
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despina15(10.059 Kommentare)
am 15.12.2018 06:56
oh ja! der beste!
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gutmensch(16.487 Kommentare)
am 15.12.2018 17:48
Der Allerbeste.
Live im Stadion absolut unschlagbar. War schon fünf mal dabei.
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despina15(10.059 Kommentare)
am 16.12.2018 16:37
ich ebenfalls!!! unvergesslich seine Konzerte!
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bbcc(1.012 Kommentare)
am 16.12.2018 20:55
Und auch seine Autobiografie „ Born to run“ ist sehr zu empfehlen.
...irgendwie habe ich bei den OÖN in letzter Zeit das Gefühl, dass es keinen Redakteur mehr gibt, der die vielen kleinen, süßen Buchstaben betreut, die emsig aus dem Agenturticker purzeln...
...irgendwie habe ich bei den OÖN in letzter Zeit das Gefühl, dass es keinen Redakteur mehr gibt, der die vielen kleinen, süßen Buchstaben betreut, die emsig aus dem Agenturticker purzeln...
oh ja!
der beste!
Der Allerbeste.
Live im Stadion absolut unschlagbar. War schon fünf mal dabei.
ich ebenfalls!!!
unvergesslich seine Konzerte!
Und auch seine Autobiografie „ Born to run“ ist sehr zu empfehlen.
Bin ich gerade dabei.