Das große „Umgraben“ nach Eferdings Identität
Das Festival der Regionen (heute bis 16. Juni) spendet alle Einnahmen aus Kartenverkäufen Betroffenen des Hochwassers.
„Es liegt ein dunkler Schatten über dem Festival, weil ringsherum alles überschwemmt ist“, sagt Gottfried Hattinger, der künstlerische Leiter des 20. Festivals der Regionen. Von heute (15 Uhr, Bräuhaus) bis 16. Juni werden 38 Projekte und 110 Veranstaltungen unter dem Titel „Umgraben“ Eferding mit Suchmaschinen der Kunst nach seiner historischen, gegenwärtigen und zukünftigen Identität durchstöbern. Die unverrückbare Budgetierung von rund 800.000 Euro machte eine Verschiebung des Festivals unmöglich. Alle Einnahmen aus den Kartenverkäufen werden den Betroffenen des Hochwassers gespendet.
Auch jetzt, da die Eferdinger andere Sorgen umtreiben als das Gelingen einer der profiliertesten Kulturbiennalen Österreichs, spüren sie, mit welcher Sensibilität die Künstler der drittältesten Stadt Österreichs und ihren 3900 Einwohnern begegnen. Auch von dieser Empathie und Akribie war Georg Starhemberg, das Oberhaupt des ortsansässigen ehemaligen Hochadelsgeschlechts, im Handumdrehen überwältigt. Er winkte also Ausstellungen, Installationen, Filme und Theater zu sich ins Schloss. Darunter Erwin Wurms ironisch-witzigen „Gurkerl-Zyklus“, der nirgends treffender und mit doppelbödigerem Augenzwinkern wirkt als in Eferding. Außerdem die Foto-/Ton-Installation „Umgraben“ des Fluxus-Künstlers Wolf Vostell von 1974, die Klanginstallation „Eferdinger Becken“ von Laura Mello und Wolfgang Musil, die Videoinstallation „Musikleidenschaften“ von Miriam Bajtala oder die Filmarbeit von Lisa Kortschak. Ihr „Streifen – Lückenhafte Erinnerungen an Nora Gregor“ erzählt die Geschichte des weltberühmten Filmstars, der 1937 den Heimwehrführer Ernst Rüdiger Starhemberg heiratete und mit dem Gregor nach dem Einmarsch Hitlers nach Südamerika floh. „Wenn schon das Festival der Regionen zu uns kommt, dann müssen wir die Arme öffnen und Neues zulassen. Umgraben kann alles ans Licht bringen: Vorgänge und Darbietungen, die uns den Spiegel vorhalten, die uns verzaubern, verstören – aber uns auf jeden Fall bereichern.“
Am heutigen Eröffnungstag präsentiert das „Gemüseorchester“ eine Neuinterpretation des „Eferdinger Marsches“ von Fridolin Dallinger (19 Uhr). Vielversprechend ist auch die Inszenierung „Ads (Eferding)“: Auf Einladung der New York City Players und in der Regie von Richard Maxwell werden 25 Eferdinger die Frage „Woran glauben Sie?“ beantworten. Die Protagonisten treten nicht persönlich auf, sondern als 3-D-Projektion.