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Das gelebte Weihnachtsmärchen des Hermann Edtbauer

Von Klaus Huber, 24. Dezember 2012, 00:04 Uhr
Kolumne
Markus u. Hermann Edtbauer Bild: kh

Jetzt hat er uns also verlassen, der einst gestrenge, später so gütige Hermann Edtbauer, aus Grünburg an der Steyr stammender, im Innviertel heimisch gewordener Lehrer, Musiker, Mundartdichter. Zur Halbzeit seines 102. Lebensjahres ist er in Obernberg entschlafen, ganz nahe seiner geliebten Wahlheimat St. Georgen („St. Irgn“).

Als junger Lehrer sei er recht streng gewesen, wird erzählt. Edtbauer wollte jeden Schüler und jeden Chorsänger zu seiner persönlich erreichbaren Höchstleistung bringen. So führte er sie zu unvergesslichen Erlebnissen, etwa als seine „Erste Bauernliedertafel St. Georgen“ die in St. Florian gegossene Pummerin „bei der Auswanderung“ nach Wien (1957) zum Stephansdom begleiten durfte.

Zu Edtbauers Hunderter, 2011, saßen wir gut gelaunt beisammen, mit seinem Sohn Johannes und Enkel Markus, ebenfalls Musikpädagoge, Sänger und Pianist (Gruppe „Dickschädlat“). Opa Hermann kramte mit kräftiger Stimme in Erinnerungen, erzählte prägende Anekdoten aus seinem langen, ereignisreichen Leben. Wie vielen Männern seiner Generation hatten sich auch ihm Kriegserlebnisse tief eingebrannt. Er besaß allerdings die Gabe, vor allem das Positive zu behalten. Mit leuchtenden Augen berichtete er vom Ende seiner Kriegsgefangenschaft:

Der russische Lagerkommandant ließ ihn täglich in sein Büro bringen, wo ein Klavier stand, und befahl: „Hermann, spiel!“ So konnte Edtbauer die Monate seiner Gefangenschaft, als „Background-Musiker“ jeden Tag stundenlang Klavier spielend, beinahe angenehm verbringen. Eines Tages jedoch sagte der Kommandant: „Hermann, Sie sind krank!“ Edtbauer schwante nichts Gutes, deshalb versuchte er zu widersprechen: „Ich bin nicht krank!“ Doch der Offizier ließ sich nicht umstimmen: „Sie sind krank, Sie müssen weg.“ Und schon wurde Edtbauer von zwei Soldaten zum Bahnhof gebracht, in einen Zug gesetzt. Wohin? Niemand sagte es ihm. Eine lange Fahrt. Bis der Zug an seinem Zielbahnhof ankam: in Wien! So erlebte Hermann Edtbauer das märchenhafte Ende seiner Kriegsgefangenschaft: Am 24. Dezember 1945 kam er heim, rechtzeitig zum Heiligen Abend mit seiner Familie.

Auch seinen nahenden Tod betrachtete Edtbauer als eine Art Heimgang. Und wo war sein irdisches Zuhause? „Bei den seltenen Besuchen in Obergrünburg sind jedes Mal sehr schöne Erinnerungen wach geworden. Aber daheim bin ich ganz eindeutig da, in St. Irgn.“ Und sein Gedicht über St. Georgen bei Obernberg schließt mit diesen Zeilen:

Wann mih ebba da Herrgott zu eahm aufiholt / und ih dann vor eahm allsand rechtmacha sollt, / dann schrei ih recht laut: „Ih bi vo St. Irgn!“ / Und i woaß, daß ih drobn a schens Platzerl werd kriagn.

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