Das Ohr ist und bleibt seine höchste Instanz

Von Michael Wruss   09.März 2018

Fridolin Dallinger ist als Komponist eine Institution neuer Musik und zugleich ein Hüter der Tradition. Eben ein Verfechter des Gedankens, dass auch moderne Klänge nicht gegen das Publikum gerichtet sein müssen. Am Mittwoch fand im Brucknerhaus im Rahmen eines Festkonzerts eine Retrospektive des kammermusikalischen Werks anlässlich seines 85. Geburtstags statt.

Mit seiner Musik versucht Dallinger, die Seele des Menschen zu berühren, so vorsichtig agiert auch seine Musik. Sie bahnt sich auf subtile Art einen Weg zu ihrem Rezipienten. Kein Werk an diesem Abend fing mit einem entschiedenen Forte an, vielmehr ging es darum, behutsam die Tore zur geheimnisvollen Welt Dallingers zu öffnen. Einmal dort angelangt, ist man angezogen von Vielfalt und Raffinesse seiner Werke, die vom Brucknerhaus-Ensemble – Heinz Haunold, Nefelina Musaelyan (Violinen), Gerda Fritzsche (Viola) und Stefan Tittgen (Cello) – sowie von Clemens Zeilinger (Klavier), Ursula Langmayr (Sopran), Ildiko Deak, Eva Zöpfl (Flöte) und Alfred Melichar (Akkordeon) vorbildlich inszeniert wurden.

So frühe Stücke wie die "Dialoge für Flöte und Cello" (1966), die aus der gleichen Zeit stammenden "Bauernlieder", die Sonatine für Violine und Klavier (1974) und das 2. Streichquartett (1983) – diesen wurden junge Werke gegenübergestellt, etwa das Quintett für Akkordeon und Streichquartett, das Klavierquartett, die "Tierlieder" und das Trio für zwei Flöten und Violine, das an diesem Abend seine Uraufführung erlebte.

Auch dieses Werk beginnt verhalten, um dann Virtuosität und Spiellaune einzufordern. Fast wie bei einer barocken Sonata da chiesa gibt es zwei Satzpaare (langsam – schnell), die sich logisch ergänzen. Zunächst das seelentrunkene Nachsinnen, das sich im schnellen Spiel der Motive zu einem jubelnden Überquellen der Ideen verdichtet. Auch in diesem Stück ist das Ohr höchste Instanz, das abwägt zwischen gewagt Modernem und traditionell Nachvollziehbarem. Zur Freude des Publikums tendiert es zu Letzterem.

Festkonzert F. Dallinger, Brucknerhaus, 7. 3.

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