Das Merlin Ensemble war ein idealer Botschafter neuer Musik
Im Mittelpunkt des Abends in der Reihe "Hier & Jetzt" im Linzer Brucknerhaus stand Musik von Olivier Messiaen.
Neue Musik kann Botschaften, die immer mehr ins Hintertreffen geraten, vermitteln. Das war am Dienstag beim Konzert des Merlin Ensembles Wien – Haruhi Tanaka (Klarinette), Martin Walch (Violine), Luis Zorita (Cello) und Till Alexander Körber (Klavier) – in der "Hier & Jetzt"-Reihe zu erleben. Hauptwerk des Abends war Olivier Messiaens "Quatuor pour la fin du temps". Nur ein Gläubiger wie Messiaen konnte in einem Gefangenenlager solche Visionen in Musik umsetzen, die trotz aller Tragik die Seele für eine göttliche Vision öffnet. Das ist dem Merlin Ensemble ungemein bezwingend gelungen.
Im ersten Teil gab es eine sehr kluge Zusammenstellung von Werken, die diese Kluft zwischen dem sanft im Nichts Verwehenden in Ernest Blochs "Nirvana" für Klavier und der offenbarten Fülle des Paradieses in Till Alexander Körbers uraufgeführtem "Vierten Gesang der Frühe" überbrückten. Körber verwendet hier die Besetzung des Quatuor, bildet jedoch aus den vier Instrumenten zwei beredte Paare. Kommunikation ist auch in Körbers "Mikroskopischen Reflexionen" für Klaviertrio ein Thema. In einen Meinungsaustausch tritt die Klarinette mit dem präparierten Klavier in Rudolf Jungwirths "Qui bibertit aquam" und formt dabei feine Strukturen spiritueller Ekstase.
Klangvoll spielt auch der Dialog in Thomas Daniel Schlees "Jubilus" op. 35a, bei dem das Klaviertrio in den groß angelegten Alleluja-Melodien zu jubilieren schien. Elegisch schwelgerisch hingegen die intensiv musizierte "Supplication" für Cello und Klavier aus Blochs "Jewish Life". (wruss)
Fazit: Ein ungemein faszinierender, intellektueller und doch ein Publikum emotional direkt ansprechend programmierter Abend, der ebenso fulminant vom Merlin Ensemble umgesetzt wurde.