"Das Leben im Theater Phönix ist eine Party"
Alle unter einem Dach: Die OÖN zu Besuch in den beiden Schauspieler-Wohngemeinschaften der Linzer Bühne
Seit 1989 hält das Linzer Theater Phönix mit aufrüttelnden Autorenproduktionen dagegen. Es ist die etablierte Alternative zum institutionalisierten Spielbetrieb des Landestheaters, trotz jahrelang nicht erhöhter Förderungen der öffentlichen Hand. "Dafür, dass wir jeden Cent dreimal umdrehen müssen, schlagen wir uns ganz gut", sagt Harald Gebhartl. Der künstlerische Leiter und Phönix-Mitbegründer ist wie das Haus eine Institution. Den Betrieb in der Wiener Straße hält er zusammen mit der kaufmännischen Chefin Romana Stauffer-Hutter am Kochen.
Man stelle sich einen verschweißten Freundeskreis vor, dann bekommt man ein Gefühl für das Funktionieren des Phönix-Betriebs. Alles dampft unter einem Dach: Proben, Bühne, Werkstätten, sogar die Schauspieler wohnen im gleichen Gebäude in zwei Wohngemeinschaften zu je rund 120 Quadratmeter. Die eine befindet im obersten Stockwerk über der Bühne. Die andere, um eine Nuance moderner mit Innenhof-Terrasse, grenzt im Hinterhaus an die Wohnbauten der Anzengruberstraße. Das Wohnen ist für alle kostenlos.
Mit Straßenschuhen im Bad
Adrian Hildebrandt ist der Neue im Ensemble und Phönix-WG-Novize. Der gebürtige Duisburger, der die Linzer Bruckneruni 2017 abgeschlossen hat, war in der vergangenen Phönix-Spielzeit als Gast in "Richard 3" von Gernot Plass zu sehen, ehe er am Wiener Volkstheater für seine Arbeit in Jura Soyfers "Der Lechner Edi schaut ins Paradies" glänzende Kritiken bekam.
"Nö, ich könnt mich nicht erinnern", antwortet Hildebrandt, ob ihn bereits ein Mitbewohner auf Eigenheiten aufmerksam gemacht habe, die ein Zusammenleben mit ihm erschweren. "Doch, vor ein paar Minuten hab’ ich dir gesagt, dass du nicht in Straßenschuhen ins Bad gehen sollst", sagt Markus Hamele. Hamele (in Linz/Puchenau aufgewachsen, am Konservatorium der Stadt Wien ausgebildet) ist seit Jahren in "Tatort"-Krimis und anderen TV-Produktionen von ARD, ZDF und ORF zu sehen, 2015 stieß er zum Phönix-Ensemble – und er mag’s sauber. Anna Maria Eder macht riesige Augen, als sie erzählt, dass Hamele sein eigenes Klopapier verwaltet – vierlagig, keine Frage. Eine gewisse Ordnung müsse sein – und im Kühlschrank hat jeder sein eigenes Fach, "sonst wird man echt wahnsinnig", sagt Hamele. Eine Einführung gibt es nicht, nach seinem Einzug habe Hamele einst zwei Wochen die Waschmaschine gesucht. Koch- oder Putzdienste? Aber geh! Es ist ein Warten auf Montag, dann kommt Perle Ana, die Putzfrau. Das Hinterhaus reinigt Nermana.
Eder und der seit 2012 im Phönix spielende Felix Rank seien dort die "Monks". "Einmal gab’s eine Kollegin, da hatten sogar wir Angst, unsere Schuhe schief zu stellen – sie hat überall Post-its mit Hinweisen aufgeklebt, was wir falsch machen", sagt Rank. "Und wir hatten auch schon Regisseure, die um zwei in der Nacht Monologe proben wollten." Nein, keine Namen.
"Ich hab’s merkwürdig gefunden, dass auf einer Tür ein Zettel klebt, auf dem steht, das sei das Bad von Anna und Felix", schmunzelt Claudia Carus. Die Berlinerin gastiert für die Produktion "jedermann/leben.sterben.schwerkraft." in Linz (ab 20. 9., Info-Kasten). Haustiere sind gewöhnlich nicht erlaubt, für ihren Schäfer-Mischling gab’s eine Ausnahme.
Ruhebedürfnisse werden nonverbal mitgeteilt. "Es gilt die Regel: Wer eine Krawatte an die Tür hängt, darf nicht gestört werden", sagt Rank. Warum eine Krawatte? Keine Ahnung. Besuche sollte man ankündigen, auch weil die Räume hellhörig sind. Und sonst? "Das Leben im Phönix ist eine Party."
jedermann/leben.sterben.schwerkraft
Es ist die dritte Arbeit des 1976 in Salzburg geborenen Regisseurs und Autors Josef Maria Krasanovsky. Zuletzt war sein Flüchtlingsdrama „Funnyhills, das Dorf an der Grenze“ im Frühjahr 2017 im Linzer Theater Phönix zu sehen. Für „jedermann/leben.sterben.schwerkraft“ bedient er sich nun der 1905 veröffentlichten Prosa-Rohfassung von Hugo von Hofmannsthals Bühnenklassiker, vermischt sie mit den bekannten Knittelversen und hat obendrein schräge, skurrile Allegorien ausgetüftelt, die das Stück aus der römisch-katholischen Umklammerung befreien. Es spielen: Nadine Breitfuß, Claudia Carus, Anna Maria Eder, Markus Hamele, Adrian Hildebrandt, Gernot Pfiff, Felix Rank und Marion Reiser. Premiere: 20. September, theater-phoenix.at
Oh je, ich habe zu früh abgeschickt und sollte lernen, noch einmal vor dem Senden drüber zu lesen. Ich wollte natürlich schreiben, dass es auch den WGs für nicht aus Linz stammende Akteure zu verdanken ist.
Vielen Dank für diesen Artikel bzw. für die Homestory! Ich bin schon einige Male im Theater Phönix gewesen und muss sagen, dass ich die Veranstaltungen immer genossen habe. Natürlich hängt das auch von Stück zu Stück ab, und viele Werke sind halt seriöser, aber man spürt für meinen Geschmack gut den Zusammenhalt unter dem Ensemble. Das ist denk ich auch diesen WGs zu verdanken.