Das Besucher-Plus überschminkt die Realität des Landesmuseums
Landesmuseum, Bilanz 2018: Die zwölf Standorte zogen 162.500 Besucher an, um sechs Prozent mehr als 2017.
Wir lassen das Jahr des gebeutelten Landesmuseums mit einer Jubelmeldung zu Ende gehen, mag man sich in der Landeskulturdirektion gedacht haben – und der Landeshauptmann freut sich auch. Thomas Stelzer (ÖVP) ließ also gestern zur Besucherbilanz 2018 folgendes Zitat verschicken: "162.500 Besucherinnen und Besucher haben das vielfältige Angebot an Ausstellungen und Veranstaltungen an insgesamt 12 Standorten wahrgenommen und damit ein Plus von sechs Prozent ... ermöglicht." 78.000 davon entfielen auf das Schlossmuseum, wo sich "Menschen jeden Alters" – wie es heißt – insbesondere für die Ausstellung "Zwischen den Kriegen. Oberösterreich 1918– 1938" interessierten. Dass die römischen Stätten in Schlögen und Oberranna erstmals zur Gesamtbilanz addiert wurden, bleibt unerwähnt.
Die Zahlen überschminken insgesamt den Zustand des Landesmuseums, das seit 2012 nicht auf die Füße kommt (siehe Kasten). Damals war Walter Putschögl von Landeshauptmann Josef Pühringer als kaufmännischer Direktor installiert worden, was den wissenschaftlichen Chef Peter Assmann veranlasste, alles hinzuschmeißen. Assmann, der aktuell den Palazzo Ducale in Mantua leitet, wird – die OÖN berichteten – mit November 2019 das Tiroler Landesmuseum übernehmen.
Seit sich das Land Ende 2017 auch von Assmanns Nachfolgerin Gerda Ridler getrennt hat, leitet Bernhard Prokisch die Institution interimistisch – und das respektabel. Aber die von Stelzer für das erste Halbjahr 2018 angekündigte Ausschreibung dieses Jobs liegt bis heute nicht vor.
Sofern wegen 78.000 Besuchern im Schlossmuseum nun die Korken knallen, dann werden jene 85.300 Besucher, die schon 2007 dort waren, die Stimmung dämpfen. Der erst 2009 eröffnete Südflügel des Schlossmuseums fehlte damals noch, aber die Besucher ließen sich von Schauen wie "Goldschätze aus Kolumbien" verführen. Mit dem politischen Auftrag, Ausstellungen aus dem Bestand zu gestalten, verwelkte das Publikumsinteresse. Im Gegenzug verwaltete der aufgeblähte Management-Apparat die inhaltliche Sorgfalt in Grund und Boden. Die von Gabriele Spindler geleitete Landesgalerie ist eine der letzten kreativen Bastionen. Dort wird 2019 u.a. "La Bohème" mit Arbeiten der Montmartre-Meister (u.a. Toulouse-Lautrec) zu sehen sein. Vor kurzem wollte Putschögl dort noch ein Haus der Natur pflanzen.
Landesmuseum, Standorte: Schlossmuseum, Landesgalerie, Biologiezentrum, Wehrgeschichte Ebelsberg (alle Linz), Bruckner-Museum Ansfelden, Fotomuseum Bad Ischl, Schlossmuseum Freistadt, Kubinhaus Zwickledt, Schifffahrt Grein, Sumerauerhof St. Florian, römische Stätten Schlögen und Oberranna.
Landesmuseum
Gesamtbesucher, alle 12 Standorte:
2009: 274.000 (Linzer Kulturhauptstadt-Jahr)
2010: 195.000
2011: 181.000
2012: 159.000
2013: 161.400
2014: 165.900
2015: 269.000 (2015 fand in Bad Ischl die Landesgartenschau statt, Besucher des Kaiserparks wurden auch als Besucher des dort befindlichen Fotomuseums gezählt)
2016: 159.300
2017: 153.300
2018: 162.500
Das Landesmuseum sowie das Pepperl-Musiktheater hängen wie ein Klotz am Bein des Kulturbudgets, eine 50%ige Streichung der Zuschüsse würde es erlauben, anderweitig in Kulturbereiche zu investieren, die vom gemeinen Volk besser verstanden und auch angenommen würden.
Ehrlich gesagt ängstige ich mich vor einem Kulturniveau, welches "vom gemeinen Volk besser verstanden wird".
Was fehlt dir denn in OÖ konkret an niederschwelligem Kulturangebot?
Unter Assmann war zweifellos auch nicht alles perfekt, aber das landesmuseum war ein spannender ort. ich erinnere mich, dass es doch auch der vom tourimusverband weggelobte, heutige kaufmännische chef des landesmuseums war, der während linz09 das projekt heiliger berg gestrichen hat, was zur folge hatte, dass der pöstlingberg im kulturhauptstadt-jahr gar nicht bespielt wurde
Wer braucht diesen Defizit Betrieb? Ausser die Politiker niemand.
Insgesamt wirkt dieser Artikel wie eine Fhdezug des Redakteurs Grübmüller gegen einzelne Personen. Umso peinicher die implizite Verherrlichung des Ex-Direktors Assmann. Dem egozentrischen Tiroler braucht nämlich wirklich niemand eine Träne nachweinen.
Der "egozentrische Tiroler hat über viele Jahre hinweg eine mehr als vorbildliche Arbeit für die Landesmuseen geleistet - da kann man persönliche Animositäten haben oder nicht - seine Leistungen in der OÖ Kulturlandschaft sind unumstritten.
Auch am gegenwärtigen Wirkungsort scheint er gut zu arbeiten,
wenn man überhaupt noch wem glauben darf.
Der Artikel scheint eine Auftragsarbeit zu sein.
Was er bedeuten soll, ließe sich in zwei Sätzen sagen. Das Leiden der Nachrichten, sich für die dümmere Leserschaft entschieden zu haben und auch sie nicht zu fördern und zu fördern. Damals über Hepo hinweg.
Die Leser fördern und fordern wäre doch eine edlere Aufgabe.