Causa Erl: Kuhn soll bei Festspielen weiter als Dirigent auftreten

Von nachrichten.at/apa   02.August 2018

Der "Maestro" soll bei den Festspielen auch weiterhin als Dirigent tätig sein, hieß es am Donnerstag laut Medienberichten.

"Wir planen das weitere Programm ab kommendem Herbst mit Kuhn am Dirigentenpult", erklärte der zum interimistischen musikalischen Leiter bestellte Andreas Leisner in der "Tiroler Tageszeitung". Und Leisner gibt überdies zu verstehen, dass er offenbar eine Rückkehr Kuhns nur für eine Frage der Zeit hält: "Ich werde Kuhns Stuhl warm halten und nicht an ihm sägen".

Für die Nachfolge Kuhns, dessen Vertrag offiziell im Jahr 2020 ausläuft, habe er, Leisner, sich indes nicht beworben. Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner habe ihm zu verstehen gegeben, dass man einen Neustart anstrebt - mit einer Persönlichkeit, "die nicht in Erl groß geworden ist". Haselsteiner hatte die Vorstellung des neuen künstlerischen Leiters noch für dieses Jahr angekündigt.

Grüne: "Auch als Dirigent nicht hinnehmbar"

Für die Grünen, Koalitionspartner der ÖVP in Tirol, ist es "nicht hinnehmbar", dass Gustav Kuhn bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe weiter als Dirigent den Festspielen erhalten bleiben soll. Wenn man die Anschuldigungen ernst nehme, müsse Kuhn bis dahin "alle seine Funktionen in Erl ruhend stellen", verlangte LAbg. Georg Kaltschmid.

Das zögerliche und halbherzige Vorgehen werfe nicht nur auf Erl einen immer größeren Schatten, sondern auch auf das Land und den Bund als wesentliche Sponsoren der jährlichen Festspiele, monierte Kaltschmid: "Das ist alles andere als ein Ruhmesblatt. Bei solch schwerwiegenden persönlich vorgebrachten Vorwürfen im öffentlichen Wirkungsbereich sollte rasches, weitreichendes und transparentes Handeln selbstverständlich sein." Schließlich gehe es um einen "respektvollen Umgang" mit den mutmaßlich Betroffenen.

SPÖ-Kultursprecherin: "Unfassbar"

SPÖ-Kultursprecherin Selma Yildirim hat das weitere Dirigat Kuhns als "unfassbar" bezeichnet. "Wenn er nur seine Funktion als künstlerischer Leiter zurücklegt, ist das nicht mehr als eine kosmetische Korrektur."

Die SPÖ-Kultursprecherin bezeichnete es als "empörend", dass der Stiftungsrat als Arbeitgeber seine Fürsorgepflicht gegenüber den betroffenen Frauen nicht wahrnimmt, so Yildirim: "Das ist untragbar."